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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Pousier erstaunt.
    »Bei dem Gesindel an Bord erscheint mir das sicherer, Monsieur.«
    »Aber die Sträflinge sind doch nachts in Ketten.«
    »Hauptmann, was kann ich für Euch tun?«, lenkte sie ab.
    »Es wäre mir lieb, wenn wir kurz an Deck gehen könnten, Madame, dort sind wir ungestört.« »Nun, wenn es denn unbedingt sein muß«, seufzte Damienne.
    Marguerite hörte, wie die beiden sich entfernten. Sie konnte es nicht fassen. Da war sie das erste Mal seit Tagen ohne Aufpasserin, Henri nur wenige Meter entfernt - und sie konnte dennoch nicht zu ihm! Ihr war zum Heulen, aber sie riß sich zusammen und lauschte an der Tür. Aus der Messe kamen laute Stimmen. Monsieur Rambures war nicht zu überhören. Offenbar hatte er einen Hustenanfall. Aus der Kombüse drang das Klappern von Geschirr. Marcel räumte wahrscheinlich auf. Dann war ihr, als würde sie leise Schritte im Gang hören.
    War das Henri? Wie sehr sie wünschte, daß er es war - und wie sehr sie sich fürchtete! Was, wenn er erwischt würde? Damien- ne und der Hauptmann konnten jeden Augenblick zurück sein oder jemand konnte aus der Messe kommen, vielleicht sogar ihr Onkel!
    Es kratzte leise an der Tür.
    »Henri?«
    »Liebste«, klang es leise durch die Tür.
    »Oh, Henri! Es ist gefährlich!«
    »Ich halte es nicht länger aus! Die Gefahr ist mir gleich.«
    »Aber wenn sie dich entdecken!«
    »Du bist nicht in den Laderaum gekommen ...«
    »Damienne weiß alles. Sie schließt mich ein.«
    »Dieses verdammte Weib!«
    »Sie meint es nur gut, Henri.«
    »Warum steht sie dann zwischen uns? Ich habe nicht viel Zeit. Kannst du an den Schlüssel kommen?«
    »Sie trägt ihn des Nachts um den Hals.«
    »Versuche es und bring ihn mir. Ich werde im Frachtraum warten. Ich glaube, ich weiß eine Lösung.«
    Aus Richtung der Messe klang ein Geräusch herüber. Sie erkannte das charakteristische Quietschen der Türangeln der Offiziersmesse. Ihr stockte der Atem.
    »Ah, Leutnant Fourraine, richtig?« Es war die Stimme von Kapitän de Xaintonge. »Was führt Euch hierher?«
    »Ich suche den Hauptmann de Pousier, Kapitän«, hörte sie Henri ganz ruhig antworten.
    »Nun, an dieser Tür seid Ihr verkehrt. Vielleicht nicht ganz verkehrt, wo es doch die Kabine einer bestimmten Dame ist ... Dennoch werdet Ihr ihn dort nicht finden. Der Hauptmann ist wohl an Deck, denke ich.«
    »Danke, Kapitän.«
    »Aber wenn Ihr ihn aufsucht, dann seid diskret! Es ist möglich, daß er gerade unter der Flagge Amors kämpft, wenn Ihr versteht.«
    »Gewiß, Kapitän. Dann werde ich ihn besser nicht stören. Mein Anliegen hat Zeit bis morgen.«
    »Dann gute Nacht, Leutnant.«
    »Gute Nacht, Kapitän.«
    Die Schritte der beiden Männer entfernten sich. Marguerite sank kreidebleich auf ihr Bett. Es war gut, daß es Kapitän de Xaintonge gewesen war und nicht einer der Passagiere. Der Kapitän war ein argloser Mensch. Jeder andere hätte sicher Verdacht geschöpft.
    Zur selben Zeit hatte Damienne auf dem Achterdeck wirklich einen Kampf mit Amor auszufechten - Amor in Gestalt des Hauptmanns de Pousier.
    »Madame, Ihr werdet Euch sicher fragen, warum ich Euch sprechen muß.«
    »In der Tat, die Frage kam mir in den Sinn.«
    »Nun, ich bin ein Mann im besten Mannesalter, und Ihr, Madame Lafleur, seid auch kein junges Mädchen mehr.«
    »Na, vielen Dank, Herr Hauptmann.«
    »Verzeiht, ich meine damit, Ihr seid vom Leben gezeichnet, nein, will sagen, ausgezeichnet mit Erfahrung und weiblicher Weisheit. Also, Ihr seid eine Frau und ich nicht. Ich meine, also, ich bin ein Mann.«
    »So viel ist mir klar, Herr Hauptmann.«
    De Pousier stockte. Er hatte den Faden verloren. Lieber hätte er alleine eine feindliche Artilleriestellung gestürmt, als dieses Gespräch zu führen.
    »Wir haben so viele langweilige Stunden zusammen in der Kommandantur miteinander verbracht, nein, ich meine, viele Male habt Ihr meine langweiligsten Stunden mit Euren Besuchen verkürzt, Madame.«
    »An die Langeweile erinnere ich mich«, sagte Damienne. Sie ahnte allmählich, worauf das Gespräch hinauslaufen würde.
    »Ihr habt stets so wunderbare Speisen mitgebracht. Gern denke ich noch heute an den Eierpfannkuchen, und immer wenn ich seither einen Eierpfannkuchen sehe, dann sehe ich Euch, Madame. Und aus diesem Eierpfannkuchen, ich meine, aus diesem Umstand schließe ich, daß ich nicht ganz gleichgültig bin, ach, nein, daß ich Euch nicht ganz gleichgültig bin ... oder war.«
    »Ich habe nie behauptet, Ihr wäret mir

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