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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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die Gärtner beklagen, ist die Größe und Gefräßigkeit der Schnecken. Wir haben schwarze, rote, gelbe, grüne, graue Schnecken, wir haben bis zu zwölf Zentimeter lange Schnecken, die sich aus keinerlei Köder etwas machen und Hundefutter lieben. Wir haben auch Zeltspinner-Raupen, und im letzten Jahr waren sie besonders schlimm. Wir ließen unser ganzes Grundstück sprengen, aber die Nachbarn sprengten nur ihre Gärten und nicht das Hinterland. Und am Abend, als wir draußen auf dem Sitzplatz Abendbrot aßen, mußten wir es in Gesellschaft von Millionen Raupen tun, die sich durch Millionen von Erlenblättern fraßen, und es hörte sich an, als ob man auf Zucker ginge. Ein durchdringendes Geräusch.
    Von Stechmücken werden wir verschont, aber wenn die Falter schwärmen, tummeln sie sich wie Papierfetzchen um die Lampen auf der Veranda und den Sitzplätzen. Es sind dumme Geschöpfe mit dicken, fetten Leibern, und ich habe es nicht allzu gern, wenn sie mich belästigen, aber auf das verrückte Getue der beiden Mädchen war ich denn doch nicht gefaßt. Wenn wir ganz friedlich beim Essen sitzen, springt plötzlich eine hoch, wirft meistens die Milch und ihren Stuhl um und rast schreiend fort. Wenn Sie Besuch haben – wie meistens im Sommer – dann fängt oft die ganze Bande an zu kreischen, sich zu entsetzen und Sachen umzuwerfen.
    Schlimmer als die Falter sind die ‹Woo-Woos›, stechmückenartige Tiere, die einen Rumpf wie ein Bomber und Flügel mit einer Spannweite von etwa acht Zentimetern haben: ihr Ziel ist unweigerlich der Ausschnitt meines Nachthemds. Es ist schon immer Dons ganzer Kummer gewesen – denn er ist ein besonnener Mensch, der erst nach reiflicher Überlegung handelt – wenn er in seiner abendlichen Zeitungslektüre, mitten in einer grausigen Nachricht über neue Atomversuche, plötzlich durch einen mark- und beinerschütternden Aufschrei unterbrochen wird, den ich ausstoße, ehe ich mich blitzschnell unter der Bettdecke verkrieche. Jedesmal, wenn er den Angreifer umgebracht und sich wieder zurechtsetzt, sagt er: «Betty, diese verrückten Anwandlungen kann ich wirklich nicht vertragen. Ich wünschte, du könntest mich vorher darauf aufmerksam machen.»
    Und daraufhin sage ich regelmäßig: «Aber die Woo-Woos machen mich ja auch nicht aufmerksam, daß sie’s auf mich abgesehen haben!»
    «Das kommt eben davon, weil du durchaus die Fenster offen haben willst.»
    Und das bringt mich auf unsre endlosen Debatten betreffs nächtlicher Lüftung. Don ist von jeher der Ansicht gewesen, wir bekämen genügend frische Luft durch den Kamin. Ich aber schwärme für Stürme, die mir ins Fenster blasen. Wir haben schließlich folgendes Übereinkommen getroffen: Fenster offen, Sonnengardine herunterlassen, Vorhänge zugezogen. Aber das ist ein Trick, den die Woo-Woos und Falter längst kennen. Sie sind auch nicht für Nachtluft, und daher haben sie sich längst Einblick in den Grundriß jedes Zimmers verschafft und wissen Bescheid mit allen Ritzen und Spalten zwischen Vorhängen und Fensterbrett. In diesem Jahr plane ich die Anschaffung eines Tropen-Moskitonetzes, das ich obendrein mit DDT tränken werde: das kann dann von der Zimmerdecke bis zum Fußboden niederfallen und mich wie ein Zelt schützen.
    Trotz der Schnecken, Woo-Woos und Falter habe ich aber herausgefunden, daß mich nichts so befriedigt wie Gärtnern – einerlei, wie energisch ich jede Gartenarbeit in Angriff nehme, ich finde dabei meinen Seelenfrieden. Bestimmt hätte ich sonst weder meine schriftstellerischen Erfolge noch die Backfischzeit Annes und Joans ertragen können.
    Natürlich stieß ich – kaum hatte sich mein erstes Interesse am Gärtnern gezeigt - auf die Sippschaft derer mit den botanischen Namen. «Oh, was für herrliche Kapuzinerkresse!» rief ich zum Beispiel.
    «Meinen Sie vielleicht mein Tropaeolum Majus?» fragte der ‹Botaniker› mit herablassendem Lächeln.
    Ich habe aber bald entdeckt, daß diese «Botaniker» meistens gar keinen eigenen Garten besitzen. «Viel zu viel Arbeit in meinem Gartenklub», erwiderte mir eine dieser allwissenden Damen, als sie im vorigen Frühling in meinem Garten erschien, um sich ein paar Blumen für die Jahresversammlung der Gartenfreunde und Botaniker zu erbitten.

Lauter Millionäre
    Ehe ich mich in unser Abenteuer auf der Insel stürzte, war meine Vorstellung vom Leben auf einer Insel ungefähr die gleiche wie vom Leben auf einem Unterseeboot. Ich hatte mir eingebildet, daß man

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