Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
waren sie zu nichts zu gebrauchen. Magga beschloss, rauszugehen und sich etwas zu trinken zu holen. Irgendwo musste es einen Automaten mit Mineralwasser geben.
Im Flur stieß Magga auf Georg. Er hatte sich einen Kaffee geholt und war auf dem Weg ins Klassenzimmer. Magga fragte ihn, wo der Wasserautomat wäre, und er beschrieb ihr den Weg: an der nächsten Ecke rechts, dann nach links, die Treppe rauf, und dort sollte der Automat sein. Magga fragte ihn auch, ob er etwas über Arnar wüsste. Georg sagte, Arnars Mutter hätte angerufen und gesagt, er würde erst gegen Mittag kommen. Es wäre wegen eines Blindenhundes. Dann eilte Georg weiter.
Magga hatte es hingegen nicht eilig. Sie schlenderte in aller Ruhe durch den Flur und schaute sich die Bilderrahmen an, die in einer Reihe nebeneinander an der Wand hingen. In den meisten befanden sich Fotos der Biokids -Mitarbeiter bei unterschiedlichen Gelegenheiten. Es gab ziemlich viele von Dr. Guðgeir und ein paar eingerahmte Zeitungsausschnitte. Magga betrachtete die Fotos interessiert und überflog die Texte. Es gab mehrere Artikel über die Gründung von Biokids , die alle berichteten, dass man große Hoffnungen in die Firma setze. Dr. Guðgeir, der Gründer, wurde als angesehener Wissenschaftler bezeichnet, der auf seinem Gebiet im In- und Ausland zahlreiche Preise erhalten habe. Durch seine Firma sollte Island viel Geld einsparen, da man für DNA-Untersuchungen, künstliche Befruchtungen und solche Dinge nicht länger ausländische Dienstleistungen einkaufen musste. Magga konnte aus den Artikeln herauslesen, dass sich jedoch nicht alle so sicher über den Erfolg der Firma waren. Einige Leute wurden zitiert, die sagten, das könne nie funktionieren, der isländische Markt sei für solche Angebote viel zu klein und die Firma würde sich nicht rentieren. Magga blieb an dem Satz hängen und musste daran denken, wie es ihnen gestern mit ihrer Firma ergangen war. Sie hatten mit einer ganz legalen Stereoanlagenfabrik angefangen, den Bogen überspannt und am Ende einen illegalen Betrieb führen müssen, damit die Firma nicht pleiteging. Magga bekam ein ungutes Gefühl. Ob Dr. Guðgeir auf demselben Weg war?
Das Schwierige war, dass Magga sich überhaupt nicht vorstellen konnte, welche illegalen Geschäfte Dr. Guðgeir betreiben sollte. Es gab bestimmt keinen schwarzen Markt für künstliche Befruchtungen, geschweige denn für DNA-Untersuchungen. Es sei denn, er fälschte die Ergebnisse und wurde dafür von irgendwelchen Verbrechern bezahlt. Nein, das war zu abwegig. Wie sollte er denn für eine solche Dienstleistung Werbung machen? Und was hatte ihr Name damit zu tun? Magga wusste keine Antwort. Sie las weitere Artikel, fand aber nichts, das ihr weiterhalf, bis sie einen neueren Artikel sah mit der Überschrift, dass ein großer Teil von Biokids an einen neuen Eigentümer verkauft worden sei. Das war im Grunde nicht weiter bemerkenswert, aber das Foto zu dem Artikel weckte Maggas Interesse. Darauf schüttelten sich Dr. Guðgeir und ein anderer Mann im Anzug die Hand und lächelten in die Kamera. Magga nahm das Bild genauer unter die Lupe, um sicherzugehen, dass es wirklich derselbe Mann war. Doch. Es war der Kerl aus der Perle. Der mit dem großen amerikanischen Auto. Hastig überflog Magga den Artikel.
Offenbar hatte Biokids mehr Geld gebraucht, um den Betrieb weiterführen zu können. Deshalb hatte Dr. Guðgeir beschlossen, die Hälfte der Firma zu verkaufen. Der Käufer hieß Sigmundur Adams, und dem Artikel nach war er Börsenmakler und in Amerika reich geworden. Dann wurde behauptet, dieser Sigmundur sei ein etwas zwielichtiger Geschäftsmann, und es sei schwer verständlich, welches Interesse er an einer Firma wie Biokids haben könnte. Die Geschichten einiger anderer Firmen, in die er sich eingekauft hatte, wurden aufgerollt, und während seiner Teilhaberschaft hatten sich diese Firmen alle in juristische Komplikationen und Probleme verstrickt. Die Firmenleiter erzählten alle dieselbe Geschichte: Sigmundur hätte sie zu Geschäftspraktiken verleitet, die sich ziemlich nah am Rande der Legalität befunden hätten und in Einzelfällen auch darüber hinausgegangen seien. Dabei sei es immer nur um Profit gegangen. Man hätte Sigmundur allerdings nie etwas nachweisen können, weshalb er ungestört weiter Geld investierte. Magga sah Raggis Theorie bestätigt. Sie beschloss, ihm von dem Artikel zu erzählen, auch wenn Raggi Dr. Guðgeir dann bestimmt unbedingt weiter
Weitere Kostenlose Bücher