Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
Glück hatten die Kaninchen schon den nächsten Treppenabsatz erreicht, denn sonst wären sie beim Zusammenstoß mit den Wachmännern die Treppe bestimmt wieder runtergerannt. Und die Wachmänner hätten die Kinder auf frischer Tat ertappt. Gessi rief laut „bööö“, aber Gott sei Dank lief mindestens ein Wachmann durch den Flur, um die Kaninchen einzufangen.
„Der eine ist weggerannt, aber der andere kommt nach unten“, flüsterte Arnar. Das ließen sich die Kinder nicht zweimal sagen und rissen die Tür auf, die vom Treppenhaus in den langen Flur führte, durch den sie schon auf dem Hinweg gekommen waren. Raggi raste durch den Flur zum Ausgang und griff nach der Türklinke. Abgeschlossen.
„Was jetzt?“, sagte Magga atemlos. „Wir können auf keinen Fall zurück ins Treppenhaus.“
Arnar, der immer noch lauschend an der Tür zum Treppenhaus stand, sagte: „Der Wachmann ist vorbeigerannt und weiter nach unten gelaufen. Er wird bald merken, dass wir nicht da sind und wieder hochkommen. Gibt es an diesem Flur viele Türen?“ Die anderen bejahten, und Arnar fragte: „Sind welche offen?“ Raggi, Anna Lísa und Magga probierten alle Türen. Zwei waren nicht abgeschlossen – die eine führte in eine kleine Kaffeeküche und die andere in eine Putzkammer. Die Kinder erklärten es Arnar, und er fragte, ob die Kaffeeküche ein Fenster hätte. Raggi spähte hinein und verkündete, es gäbe ein Fenster.
„Gut“, sagte Arnar.
„Aber es ist viel zu hoch, da kommen wir nicht raus“, meinte Raggi. „Wir würden uns sämtliche Knochen brechen.“
„Nein, das war auch nicht meine Absicht. Mach das Fenster in der Kaffeeküche auf, und komm mit, Raggi. Die Mädchen gehen mit Gessi in die Putzkammer.“
Die anderen verstanden nicht, was er vorhatte, aber die Zeit war knapp und sonst keine Lösung in Sicht, also gehorchten sie ihm. Anna Lísa nahm Gessi auf den Arm und ging mit Magga in die Putzkammer, während Arnar seine Hand auf Raggis Arm legte und mit ihm in die Kaffeeküche ging. „Mach das Fenster auf“, wies er Raggi an, während er selbst an seinem Laptop herumhantierte, den er aus seinem Rucksack gezogen hatte. Raggi öffnete das Fenster, während Arnar weiter auf der Tastatur tippte und Raggi dann bat, mit rauszukommen.
„Ist es weit von der Kaffeeküche bis zur Putzkammer?“, fragte er dann. Raggi antwortete, die zwei Räume lägen einander schräg gegenüber. „Okay“, sagte Arnar. „Gibt es an der Tür zur Kaffeeküche einen Tisch oder Stuhl?“ Es gab keinen, aber Raggi holte einen kleinen Tisch mit einem Blumentopf aus der Kaffeestube und stellte ihn neben die Tür.
„Jetzt haben wir einen Tisch. Was nun?“, fragte Raggi neugierig.
„Okay. Jetzt warten wir hier, und ich lausche auf die Schritte des Wachmanns. Wenn er sich der Tür zum Flur nähert, stellst du den Laptop auf den Tisch, aber achte darauf, dass er aufgeklappt ist. Dann drückst du auf Enter und rennst rüber in die Putzkammer. Vergiss nicht, mich mitzunehmen.“
Raggi kapierte zwar nichts, erklärte sich aber einverstanden. Sie warteten mucksmäuschenstill, bis Arnar nach ein paar Minuten flüsterte: „Jetzt!“ Raggi sprang zum Tisch und machte alles, was Arnar gesagt hatte. Als er die Tür der Putzkammer vorsichtig hinter ihnen zugezogen hatte, legte er das Ohr an die Tür und lauschte gespannt. Er hörte, wie die Flurtür aufging. Ein paar Sekunden später hörte er direkt vor ihrer Tür jemanden sagen: „Los, wir müssen zum Fenster raus! Beeil dich!“ Und ein paar Sekunden später: „Schnell, schnell, zum Fenster!“ Raggi kannte die Stimme aus Arnars Computer. Er hörte die Schritte des Wachmannes, der jetzt durch den Flur lief.
„So ein Mist!“, hörte er ihn fluchen. Wahrscheinlich hatte er das offene Fenster in der Kaffeeküche gesehen. Seine Schritte wurden undeutlicher, vermutlich schaute er aus dem Fenster, in der Hoffnung, den Einbrecher draußen zu sehen. Dann wurden die Schritte wieder deutlicher, und der Wachmann murmelte: „Wie haben sie das nur gemacht? Die müssen Flügel haben.“ Er rannte durch den Flur zurück, und schließlich hörte Raggi die Tür am Flurende zuknallen.
„Geschafft!“, flüsterte er. „Er ist weg.“ Dann erklärte Raggi den Mädchen, wie Arnar sie gerettet hatte.
„Super“, sagte Anna Lísa und drückte Arnar einen Kuss auf die Wange. Er wurde knallrot bis zu den Haarwurzeln, aber Anna Lísa ließ sich nicht davon beeindrucken. „Kommt, wir versuchen, hier
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