Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)
Trauer gelten und so.“
Verhoeven nickte. Genau dieselbe Assoziation hatte sich ihm auch aufgedrängt. „Ich finde es zumindest bemerkenswert, dass jede dieser Zahlenreihe n mit einem Buchstaben beginnt, der für den Vornamen eines verschwundenen Mädchens stehen könnte“, murmelte er nachdenklich vor sich hin.
„V für Viola und E für Edda? “
„Genau.“
Lübke ließ ein zustimmendes Brummen hören. „Denkst du, es könnten Gräber sein?“
„Wäre schon möglich“, sagte Verhoeven.
Sie werden nichts finden , widersprach ihm ein imaginärer Jasper Fennrich.
„Zwei verschwundene Mädchen und zwei Zypressen mit mysteriösen Zeichen im Stamm, die im Garten des damaligen Hauptverdächtigen stehen“, wiederholte er sinnend. „Glaubst du, das rechtfertigt eine Grabung?“
„Na, das würd’ ich doch wohl annehmen“, entgegnete Lübke mit einem geradezu diabolischen Lachen.
„Okay“, sagte Verhoeven, „versuchen wir’s.“
2
„Was soll das sein?“ fragte Winnie stirnrunzelnd. „Ein Code?“
„Möglich, aber was für einer?“
„Das Ganze erinnert ein bisschen an Koordinaten, oder nicht?“ Sie betrachtete den Flyer, den Verhoeven neben ihrem Schreibtisch an die Wand gepinnt hatte.
Die letzten Kollegen waren vor zehn Minuten gegangen. Inzwischen war es fast Mitternacht, doch keiner von ihnen machte Anstalten, nach Hause zu gehen. Allerdings waren zumindest an diesem Abend keine neuen Ergebnisse mehr zu erwarten. Die Suche nach Ann-Kathrin Jehninger war bereits vor mehr als einer Stunde ohne Ergebnis abgebrochen worden. Morgen früh würde sie fortgesetzt werden, doch auf dieses Pferd setzte längst niemand mehr. Verhoeven hatte angeordnet, die Streifen im gesamten Ortsgebiet zu verstärken und insbesondere die Umgebung des Kindergartens und den Parkplatz im Auge zu behalten. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass der Täter auch Ann-Kathrin Jehninger wieder zurückbrachte. Dass das Mädchen irgendwann einfach wieder in seiner Sandkiste saß und spielte. So als sei es niemals fort gewesen …
„Angenommen, E und V stünden tatsächlic h für Edda und Viola“, mutmaßte Winnie, deren Blick noch immer an Verhoevens Flyer klebte. „Dann blieben R 16 P 26 und R 7 P 31 übrig.“
„R könnte für rechts stehen“, schlug Verhoeven vor. „Aber P?“
„Sie meinen wie bei einer von diesen Schatzsuchen in einem Kinderbuch?“ Winnie musste gegen ihren Willen lächeln. Piratenspiele und Räubergeschichten waren etwas, das sie ihrem Vorgesetzten nicht so ohne weiteres zugetraut hätte. „Sie wissen schon, sechzehn Schritte nach rechts und von da aus dann sechsundzwanzig Schritte nach … P … Parallel vielleicht? Aber parallel zu was?“
„ Keine Ahnung.“ Zu ihrer Überraschung lächelte Verhoeven auch. „Wir müssen abwarten, was Lübkes Leute ausgraben.“
„ Hmm.“ Er hatte recht. Auch wenn ihr das nicht passte. „Sieht ganz so aus.“
„Aber wissen Sie, was mich einfach nicht loslässt?“
Der Verbleib von Lilli Dahls Rittersporn, dachte Winnie. Laut sagte sie: „Was denn?“
„Diese Sache mit Edda Benders Schuh.“ Er hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt und massierte sich den schmerzenden Nacken. „Der Täter kann die Sandalette erst in den Uhlenforst gebracht haben, als die erste Suche bereits vorbei war.“
„Stimmt!“, rief sie. „Sonst hätten die Hunde sie gefunden.“
„Aber warum hat er sie überhaupt dort hingebracht?“
„Dafür gibt es eigentlich nur eine plausible Erklärung.“
Er sah sie an. „Welche?“
„Dass der Täter mit dieser Aktion von dem eigentlichen Tatort ablenken wollte.“ Sie zögerte, bevor sie hinzufügte: „Oder von der eigentlichen Tatzeit.“
„Sie meinen, er hat sich die Aussage dieses Augenzeugen ganz bewusst zunutze gemacht, weil …“ Seine Brauen zogen sich zu einer Linie zusammen. „Ja, warum eigentlich? Weil der tatsächliche Tatort ihn verraten hätte?“
Winnie nickte. „Und das spräche wiederum für Fennrich als Täter, nicht wahr? Immerhin ist Viola Krempinski ganz in der Nähe des Weiherhauses verschwunden. Und wenn es mit Edda genauso gewesen wäre …“
„ Leider hilft uns Fennrich für den aktuellen Fall nicht weiter“, widersprach Verhoeven. „Als Ann-Kathrin Jehninger entführt wurde, war er bereits tot.“
„ Trotzdem scheint er irgendwie der Schlüssel zu sein“, beharrte Winnie. „Und zwar zu allem, was hier vorgeht.“ Sie hatte bislang noch keine
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