Die Janus-Vergeltung
Hausflur mit den Briefkästen an der Wand zur Linken. An der Tür vor ihnen gab Nolan einen weiteren Code ein, und sie gelangten in eine Eingangshalle mit einem abgenutzten Marmorboden in schwarz-weißem Schachbrettmuster. Zur Rechten führte ein Aufzug nach oben, zur Linken eine enge Treppe. Sie stiegen die mit einem grauen Läufer ausgelegten Stufen in den ersten Stock hinauf und sahen zwei Türen vor sich. Die Stahltür zur Linken war mit einem Spion und einem Tastenfeld versehen. Nolan tippte einen Code ein, und die Tür öffnete sich mit einem Klicken.
Die Wohnung war länglich angeordnet, mit Diele, Wohnzimmer und Küche sowie einer schmalen Treppe, die zu einer zweiten Ebene führte. Die Holzböden glänzten, und ein modernes Kunstwerk hing über dem Kamin im Wohnzimmer. Der Kontrast zwischen der Wohnung und der äußeren Erscheinung des Hauses war eklatant. Nolan winkte ihn zur Treppe weiter, doch vor der ersten Stufe hielt sie inne.
»Was ist?«, fragte Smith.
»Ich weiß nicht, ob ich die Treppe schaffe. Vorhin auf der Flucht hab ich es noch nicht so gespürt. Aber jetzt sind die Schmerzen vielleicht zu stark.«
»Soll ich Sie hinauftragen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht können Sie mich stützen?«
Er reichte ihr seinen Arm, und sie nahm die erste Stufe und stieß einen zischenden Laut zwischen den Zähnen hervor, das Gesicht vor Schmerz angespannt. Doch sie ging weiter und seufzte erleichtert, als sie oben ankamen.
»Das Schlafzimmer ist rechts«, sagte sie.
Er führte sie in ein geräumiges Schlafzimmer mit Kingsize-Bett, einer dunklen Kommode und einem Flachbildfernseher auf einem Wandtischchen. Sie winkte ihn zu einer Tür neben dem Wandschrank, die ins Badezimmer führte.
Das Bad war riesig. Smith öffnete einen Schrank und fand einen Haartrockner, Toilettenartikel und – das Wichtigste – einen Behälter mit Erste-Hilfe-Ausrüstung.
»Das freut mich. Ich hatte mir zwar das Nötigste besorgt, aber es liegt jetzt im Gebüsch bei diesem Haus«, sagte Smith.
Nolan schauderte. »Ich will dieses Haus nie mehr sehen.«
»Ich glaube, ich hab das Hemd ruiniert, das Sie mir gegeben haben.« Smith drehte sich zur Seite, damit sie den linken Ärmel sehen konnte. Sie stieß einen erschrockenen Laut aus.
»Ist das eine frische Wunde?«
Er nickte. »Ja. Wer kommt zuerst dran?« Smith hielt die Alkoholtücher hoch.
»Ich habe keine Schusswunde. Sie zuerst«, entschied Nolan.
»Würden Sie mir noch einmal die Ehre erweisen?«
Er knöpfte sein Hemd auf und zog es vorsichtig aus, weil der Stoff auf der blutigen Wunde klebte. Sie reinigte die Verletzung mit einem Alkoholtuch. Nun war er es, der vor Schmerz zischte. Sie kramte im Erste-Hilfe-Kasten.
»Keine Pinzette.«
»Ich glaube nicht, dass die Kugel drin ist. Es war wahrscheinlich nur ein Streifschuss.«
»Ah, das ist gut. Ich befürchte nämlich, dass ich das nicht noch einmal geschafft hätte.« Sie verband die Wunde und stöhnte auf, als sie sich dazu etwas drehen musste. Ihr Gesicht wurde blass. Er legte ihr sanft die Hand auf den Arm.
»Lassen Sie mich Ihren Rücken ansehen.«
»Ich glaube nicht, dass ich den Pulli ausziehen kann. Können Sie es tun, wenn ich die Arme hebe?«
Er nickte. Sie hob die Arme, und er achtete darauf, dass der Pullover nicht ihren Rücken berührte, während er ihn ihr über den Kopf zog. Sie trug einen himbeerfarbenen BH, der mehr zeigte, als er verhüllte. Smith machte sich jedoch mehr Gedanken darüber, wie ihr Rücken aussehen mochte.
Sie drehte sich um, und er erschrak. Dicke rote Striemen liefen quer über ihren Rücken. Eine war aufgeplatzt und blutete. Auch vom Häkchen ihres BHs rann etwas Blut. Der ganze Rücken war geschwollen und blau verfärbt, und Smith sah, wo der Stock ihre Wirbelsäule getroffen hatte. Er unterdrückte seinen Zorn und konzentrierte sich auf die Wirbelsäule.
»Ich fahre jetzt mit der Hand über die Wirbel …«
»Ich glaube nicht, dass ich das aushalte«, erwiderte sie.
»Nur ganz leicht. Ich will nur sehen, ob etwas abgesplittert ist.«
»Okay.«
Behutsam strich er mit der Hand über die Wirbelsäule. Sie gab keinen Laut von sich, doch schließlich zuckte sie zurück. Er registrierte mit Erleichterung, dass die Knochen allem Anschein nach heil geblieben waren. Eine verletzte Wirbelsäule hätte ihr ein Leben lang Schmerzen bereitet.
»Ich glaube, die Wirbelsäule ist in Ordnung.« Er kramte im Erste-Hilfe-Kasten.
»Was suchen Sie?«, wollte sie wissen.
»Eine
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