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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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auch Seelenklempner, und ich nenne es, wie ich will. Solche Irren werden in meiner Welt immer gespaltene Persönlichkeiten bleiben.
    Bud beugte sich jetzt vor und flüsterte Brianna etwas zu, dann schaute er ganz besorgt, als sie antwortete. Anschließend warf er mir einen Hilfe suchenden Blick zu. Ich kannte ihn genauso gut wie er mich.
    »Bin gleich wieder da«, flüsterte ich Black zu, ohne ihm Zeit zu geben zu widersprechen.
    Ich durchquerte den Raum, wobei ich mir ziemlich blöd vorkam in meinem schwarzen Hosenanzug aus der Unizeit und den Kampfstiefeln, aber irgendwie musste ich ja meine Knarren verstecken. Alle anderen, die hier waren, sahen aus, als wären sie direkt den Seiten des Beerdigungs-Specials in Mademoiselle entstiegen. Ich setzte mich auf Briannas andere Seite. Sie nahm meine Hand und drückte meine Finger, aber ich konnte ihre Gesichtszüge durch die feine schwarze Spitze kaum ausmachen.
    »Danke, dass du hier bist, Claire. Das bedeutet mir viel.«
    Ich musterte sie weiter und versuchte, ihre Augen durch den Schleier zu erkennen, aber es gelang mir nicht. Es macht mich nervös, wenn ich jemand nicht in die Augen sehen kann.
    »Es tut mir wirklich leid, Bri. Ich weiß, wie schwer das für dich sein muss.«
    Dann begann Brianna leise zu weinen, schob ein schwarzes Taschentuch unter den Schleier und tupfte ihre Tränen weg. Wo zum Teufel kriegte man schwarze Taschentücher? So was hatte ich im Leben noch nicht gesehen. Wahrscheinlich musste man sie bei eBay bestellen. Ihre Schultern zuckten und ich fühlte mich ziemlich mies, sie verdächtigt zu haben, vor allem, weil Bud mich auch noch vorwurfsvoll anstarrte.
    Dann sagte Bud: »Brianna möchte etwas zu ihrer Schwester in den Sarg legen.«
    Oh, Scheiße. Damit hatte ich nicht gerechnet. Jetzt verstand ich sein SOS -Signal.
    »Ich möchte das wirklich gern tun«, sagte Brianna zu mir, sie war heiser und verheult. Sie öffnete die Hand, in der sie nicht das Taschentuch hielt, und zeigte mir einen kleinen goldenen Anhänger in Form eines Herzchens, der auf ihrer Handfläche lag. »Ich möchte, dass Hilde ihn trägt. Ich weiß, sie würde es gern so haben. Wir haben diese Herzen ausgetauscht, als wir die Highschool abgeschlossen haben. In meinem ist ihr Foto, in ihrem ist meines. Wir haben immer geglaubt, dass sie uns Glück bringen, verstehst du, wir haben sie bei besonderen Anlässen getragen, in schweren Zeiten. Als Glücksbringer.«
    Ich fand, es war ein bisschen spät für Hildes Glück, hielt aber lieber den Mund. »Könnte Bud das vielleicht für dich erledigen, Bri? Ich glaube wirklich, das wäre besser. Und du kannst dennoch sicher sein, dass sie ihn bei sich hat, denn darum geht es doch.«
    »Nein, wirklich, ich habe das Gefühl, ich muss das selbst machen. Nur noch einmal. Sie sehen und mich verabschieden. Verstehst du?«
    Bud sagte: »Hör mal, Bri, glaub mir, du willst sie nicht so in Erinnerung behalten. Es ist besser, du denkst so an sie, wie sie das letzte Mal aussah, als ihr euch gesehen habt.«
    »Bud hat recht, Bri. Sie wird nicht so aussehen wie im Leben.«
    Brianna erhob sich plötzlich. »Es tut mir leid, aber ich muss es tun. Ich bin stärker, als ihr glaubt, wirklich. Ich möchte, dass sie das für immer trägt, und ich werde es ihr selbst um den Hals legen.«
    »Wir müssen es ihr sagen, Bud«, sagte ich.
    »Mir was sagen?« Brianna sah Bud an. Davon ging ich jedenfalls aus. Wegen des verdammten Schleiers war es schwer, sicher zu sein.
    Bud sagte mit sehr leiser Stimme: »Okay, Bri, ich wollte nicht, dass du das erfahren musst, aber jetzt lässt du mir keine andere Wahl.« Er zögerte und schaute einen Augenblick unsicher umher. »Sie wird nicht so aussehen wie früher. Der Mörder hat ihr Gesicht verletzt.«
    Brianna stieß ein Stöhnen aus, ein tiefes und schreckliches Geräusch. Ihre Finger krampften sich ineinander, die Knöchel waren weiß. »Ich will sie trotzdem ein letztes Mal sehen. Ich muss sie sehen.«
    Ihre Stimme war laut genug, um das leise Murmeln im Saal ersterben zu lassen.
    Bud erhob sich und flüsterte: »Okay, ganz ruhig, Bri, dann lass es uns wenigstens jetzt tun, bevor sie den Sarg hereinholen. Nebenan, wo der Sarg steht, ist es ruhiger.«
    Bud nahm sie am Ellenbogen und führte sie durch eine Seitentür ins Nebenzimmer. Ich blieb, wo ich war. Ich hatte genug Särge mit Leichen darin gesehen. Am liebsten würde ich das nie wieder durchmachen müssen. Ich sah sie zu dem geschlossenen weißen Sarg gehen, den

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