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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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einem seltsamen Unterton mädchenhafter Aufregung in der Stimme weiter.
    »Du hast einen Mann kennengelernt?«
    »Einen Witwer aus Newark. Er heißt Phil Whitmore, was meiner Ansicht nach ein ungewöhnlich schöner Name ist, findest du nicht? Er ist Investmentbanker im Ruhestand und
möchte sich ein Apartment am Meer kaufen. Das wäre sehr nett, denn ich liebe das Meer.«
    »Mom«, unterbrach Charley sie.
    »Ja, Schätzchen?«
    »Du bist lesbisch«, erinnerte Charley ihre Mutter.
    »Ich glaube, bisexuell trifft es eher, Schatz«, korrigierte ihre Mutter sie. »Was Phil übrigens ziemlich faszinierend fand.«
    »Ich glaube, ich bin noch nicht bereit für dieses Gespräch«, sagte Charley.
    Ihre Mutter lachte. »Ach, Schätzchen, du bist so süß.«
    »Hör mal, eigentlich rufe ich an, um dich um einen Gefallen zu bitten.«
    »Raus damit.«
    »Ich muss am Mittwochnachmittag in die Gegend von Fort Lauderdale.«
    »Du möchtest, dass ich auf deine Kinder aufpasse?«
    Charley hörte die Hoffnung in der Stimme ihrer Mutter. »Wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Mir nichts ausmacht? Ich bin völlig begeistert.«
    »Das Ganze könnte eine wöchentliche Einrichtung werden. Zumindest für eine Weile.«
    »Umso besser.«
    »Um fünf müsste ich wieder zu Hause sein.«
    »Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst, Liebes.«
    »Vielleicht könnten wir alle zusammen zu Abend essen, wenn ich nach Hause komme.«
    »Ich koche uns was Nettes«, sagte ihre Mutter.
    »Das musst du nicht.«
    »Bitte lass mich.«
    Charley lächelte. »Klar«, willigte sie ein. »Was immer du magst.«
    »Mein Brathähnchen hast du immer gerne gegessen. Ich habe es mit Orangensaft gemacht.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern«, log Charley.

    »Na ja, so spektakulär ist ein Brathähnchen vermutlich auch wieder nicht.«
    »Es klingt wirklich wundervoll. Bitte, wenn es dir nichts ausmacht …«
    »Nein, es macht mir nichts aus. Danke, Schätzchen.«
    »Sei nicht albern. Ich sollte dir danken.«
    »Unsinn. Dann sehen wir uns am Mittwoch«, sagte ihre Mutter.
    »Wenn du gegen elf kommen könnest?«
    »Ich werde da sein. Ich liebe dich, Schätzchen.«
    »Bis Mittwoch«, sagte Charley, legte auf und blinzelte gegen ihre Tränen an. Ich erinnere mich an Mama, dachte sie noch einmal und erinnerte sich an die furchtbaren Tage, nachdem ihre Mutter nach Australien gegangen war, die leeren Wochen, aus denen Monate wurden, einsame Monate, die in Jahre übergingen ohne auch nur einen einzigen Anruf oder Brief.
    Wie sich herausgestellt hatte, hatte Elizabeth Webb sehr wohl angerufen, und zwar so oft, dass Charleys Vater sich eine Geheimnummer zugelegt hatte. Und sie hatte jeden Tag geschrieben, obwohl jeder Brief ungeöffnet zurückgesandt worden war. Einmal war sie sogar nach Connecticut gekommen, um mit einem Anwalt die Möglichkeiten zu erörtern, ein Besuchsrecht für die Kinder zu erwirken, aber Robert Webb hatte seine Einwilligung verweigert, und die Gerichte hatten ihn darin letztendlich bestätigt. Nicht, dass Charley und ihre Geschwister damals davon erfahren hätten. Sie wussten nur, dass ihre Mutter sie verlassen hatte.
     
    Meine Mutter war der Friedensstifter in unserer Familie, las Charley, als sie sich wieder Jills Brief zuwandte.
    Sie hat immer versucht, die Wogen zu glätten und uns daran zu hindern, uns gegenseitig umzubringen. Das kann nicht leicht gewesen sein, und ich habe immer vermutet, dass es eine der Ursachen für ihre Krankheit war.

    Glauben Sie das? Glauben Sie, dass unser mentaler Zustand unser körperliches Wohlbefinden beeinflussen kann? Ich schon. Ich erinnere mich, dass ich immer schreckliche Bauchschmerzen bekam, wenn ich nervös oder aufgeregt war. Vor einem Test oder einer Prüfung zum Beispiel. Und nach dem Tod der kleinen Tammy Barnet war mir so übel, dass ich kaum aufstehen konnte.
    Jedenfalls war es bestimmt nicht leicht, bei uns zu Hause aufzuwachsen. Mein Vater war schrecklich jähzornig. Er ist ständig wegen irgendwas ausgerastet. Meine Mutter hat immer gesagt, er wäre ein Perfektionist und dass er mit sich selbst strenger wäre als mit jedem anderen, aber das habe ich nie geglaubt. Soweit ich es erkennen konnte, waren wir diejenigen, die leiden mussten, und er kam ungeschoren davon. (Sagt man dazu vogelfrei?) Außerdem finde ich, es ist eine ziemlich lahme Ausrede. Ich meine, wenn man ein Perfektionist sein will, soll man halt einer sein und alle anderen in Ruhe lassen. Stellen Sie sich vor, was für eine großartige Welt

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