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Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Becca de Lacys CD-Präsentation getroffen. Ich hatte den Eindruck, Sie und Kara wollten anschließend noch zu einer Party bei ihr zu Hause.«
    »Er ist ein Wichser. Ein ausgemachter Kotzbrocken.« Das klang schon eher nach Raymond.
    »Dann haben Sie ihn also getroffen?«
    »Ja. Wir sind an diesem Abend noch mit George Masterson zu Becca gefahren. Sie selbst war allerdings nicht da.«
    »Ich weiß. Sie ist in die Staaten geflogen.«
    »Richtig. Sie hatte Masterson das Erdgeschoss überlassen, damit er einen Empfang für den türkischen Botschafter und Vertreter der Plattenfirma aus Istanbul geben konnte. Und für ein paar Kletten wie uns.«
    »Und was ist passiert?«
    »Ich hatte eine Auseinandersetzung mit Edwards, diesem arroganten Arschloch.«
    »Wie kam es dazu?«
    »Er ist ein Schleimer, wie er im Buche steht. Lauter bescheuerte Ansichten über Dinge, von denen er keine Ahnung hat. Er ist mir auf die Nerven gegangen. Ich war betrunken, deshalb weiß ich nicht mehr genau, was alles gesagt wurde.«
    »Aber was hat den Streit ausgelöst?«
    »Wir sind unten im Haus herumspaziert. Die Party fand nur im Erdgeschoss statt, niemand durfte nach oben ins Studio oder in die anderen Räume. Ich hatte beim Herumgehen das Gefühl, als befänden wir uns in einer Geschichtsausstellung. Falsches Mittelalter, elisabethanische Zeit, Art nouveau, all der Schnickschnack aus diesen verschiedenen Epochen. Und wir kamen gerade von der Präsentation eines Albums, das Byzanz nostalgisch verklärt. Eine elitäre Kultur, die ihre Bürger in Unwissenheit ließ. Jedenfalls wurde ich ärgerlich darüber, und Kara… Kara…« Er machte eine lange Pause.
    »Ich verstehe, wie schwierig das für Sie ist, Raymond. Ich kann morgen wieder anrufen.«
    »Nein, schon gut. Wo war ich? Ach ja, Kara bat mich, ruhig zu bleiben, sie wies mich darauf hin, dass zwischen dem vielen Kitsch auch echte Gemälde und Möbel seien. Wir waren also in der Halle unten, am Fuß dieser großen Treppe, und ich glaube, es ging um Gotik oder diese Scheiß-Neogotik, hol’s der Teufel, und dieser ganze Mist noch dazu in einem echten georgianischen Herrenhaus. Jedenfalls hing so ein religiöses Gemälde an der Wand, eine Märtyrerin, der man die Brüste abschneidet, so viel ich mich erinnere. Muss aus der Zeit übrig geblieben sein, als den Nonnen das Haus gehörte. In diesem Moment kommt Edwards die Treppe herunter und führt sich auf wie ein echter Gutsherr. ›Wundervolles Gemälde, finden Sie nicht?‹, meint er, worauf ich sage: ›Wenn ich sadomasochistisch veranlagt wäre, würde ich Ihnen vielleicht zustimmen.‹ Darüber ist er sehr eingeschnappt und fragt mich, worum es meiner Meinung nach bei Kunst gehe. ›Kommen Sie in meine Ausstellung‹, sage ich. ›Wenn Sie das Innere von echten Leichen, wenn Sie die Realität eines gewaltsamen Todes sehen würden, vielleicht wären Sie dann nicht mehr so fasziniert von diesen glorreich gefolterten Märtyrern und dem ganzen Mist.‹ An diesem Punkt hat sich Kara eingemischt, sie meinte, ich sei ein bisschen betrunken, und hat mich weggezogen.«
    Jane hatte den Telefonhörer in die Halsbeuge geklemmt und bemühte sich, möglichst viel mitzuschreiben. Sie hatte eigentlich nur gehofft, ein Bild von der Persönlichkeit des Mannes zu erhalten, aber sie bekam mehr, viel mehr. »Und war es das? Oder haben Sie noch einmal mit ihm gesprochen?«
    »Ja. Wir hatten wie gesagt einen Streit. Ich weiß noch, dass ich von der Toilette zurückkam, die Party war noch in vollem Gange, und ich konnte Kara zunächst nicht finden. Dann sehe ich sie in einer Ecke sitzen, und Edwards beugt sich über sie und redet mit ihr. ›Raymond‹, sagt sie, ›dieser nette Herr hat mir einen Stuhl besorgt, damit ich mich setzen kann.‹ Er hat dieses affektierte Grinsen im Gesicht und sagt: ›Man muss sich um eine Dame kümmern, wenn sie in diesem Zustand ist.‹
    ›Ihr Zustand geht Sie nichts an‹, sage ich. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon sternhagelvoll, und es hat mich geärgert, dass Kara ihm von ihrer Schwangerschaft erzählt hat. Er dreht sich also zu jemandem neben ihm um und meint auf mich bezogen:
    ›Manche Leute haben eben keine Manieren.‹ Ich gehe hin zu ihm und sage: ›Sie sind ein verdammter Faschist, genau wie Yeats ein Faschist war. Aber der hatte wenigstens Talent. Sie sind bloß ein Opportunist und ein Schnorrer.‹ Wahrscheinlich habe ich noch einen Haufen anderes Zeug gesagt, aber das ist alles, woran ich mich erinnere.«
    »Aber

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