Die Kinder aus Bullerbü
Mama
unten in der Küche mit den Kaffeetassen klappern und ich
konnte vor lauter Spannung fast nicht still liegen. Endlich
hörte ich Getrampel auf der Treppe. Ich kniff die Augen so
fest zu, wie ich nur irgend konnte. Und dann ging die Tür auf
und da standen Papa und Mama und Lasse und Bosse und
Agda. Agda ist unser Hausmädchen. Mama trug das
Tablett. Darauf stand eine Tasse Kakao, eine Vase mit Blumen
und eine Torte. Die hatte Agda gebacken. Auf der Torte stand
in Buchstaben aus Zuckerguss:
Aber Geschenke waren nicht dabei, sodass ich schon fand, es wäre
kein richtiger Geburtstag. Da sagte Papa:
»Trink jetzt deinen Kakao. Dann wollen wir sehen, ob wir ein
Geschenk für dich finden können.«
Ich begriff, dass es eine Überraschung sein sollte, und ich trank, so schnell ich konnte. Dann band Mama mir ein Handtuch vor die
Augen und Papa drehte mich immer im Kreis herum, und dann
nahm er mich auf den Arm und trug mich hinaus, ohne dass ich
auch nur ein bisschen sehen konnte. Ich hörte, dass Lasse und Bosse nebenherliefen, und ich fühlte es auch, denn manchmal kniffen
sie mich in die Zehen und sagten: »Rate mal, wo du bist!«
Papa ging mit mir die Treppe hinunter und ging immer im Kreis
herum. Einmal merkte ich, dass wir im Freien waren, und gleich
darauf stiegen wir wieder eine Treppe hinauf. Schließlich nahm
Mama mir das Handtuch ab. Und da waren wir in einem Zimmer,
das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Wenigstens glaubte ich, ich hätte es noch nie gesehen. Aber als ich aus dem Fenster guckte, sah ich ganz nah den Giebel des Nordhofes und am Fenster standen
Britta und Inga und winkten mir zu.
Da begriff ich, dass ich in Großmutters altem Zimmer war und
dass Papa nur so lange mit mir herumgegangen war, um mich zu
verwirren. Großmutter hat bei uns gewohnt, als ich klein war.
Aber vor einigen Jahren ist sie zu Tante Astrid gezogen.
Später hatte Mama ihren Webstuhl in diesem Zimmer stehen,
mitten zwischen großen Flickenhaufen, aus denen sie unsere
Teppiche webte. Aber jetzt gab es keinen Webstuhl oder
Flickenhaufen mehr. Es war jetzt ein so feines Zimmer, dass
ich dachte, ein Zauberer müsse das alles gemacht haben. Mama
sagte, es sei wirklich ein Zauberer gewesen, und dieser Zauberer
sei Papa. Er habe ein Zimmer für mich gezaubert, das mir ganz
allein gehören solle, und das sei mein Geburtstagsgeschenk.
Ich freute mich so sehr, dass ich laut aufschrie. Ich fand, dies
war das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich je bekommen
hatte. Papa sagte, Mama habe ihm beim Zaubern geholfen. Papa
hatte die Tapeten gezaubert, oh, so süße Tapeten mit vielen
winzig kleinen Blumensträußen, und Mama hatte die Vorhänge
vor dem Fenster gezaubert. Papa hatte abends drüben in der
Werkstatt für mich eine Kommode, einen runden Tisch, ein
Regal und drei Stühle gezaubert und alles weiß gestrichen. Mama
hatte die Flickenteppiche gezaubert, die auf dem Fußboden lagen
und rote, gelbe, grüne und schwarze Streifen hatten. Ich habe
selber gesehen, wie sie sie im Winter webte, aber ich konnte ja
nicht wissen, dass sie für mich sein sollten. Ich hatte auch
gesehen, dass Papa die Möbel tischlerte, aber Papa macht im
Winter immer Möbel für Leute, die selber nicht tischlern
können. Ich hatte also nicht einen Augenblick gedacht, dass sie
für mich wären.
Lasse und Bosse schleppten sofort mein Bett quer über den
Dachboden in mein neues Zimmer, und Lasse sagte: »Aber wir
kommen auf jeden Fall abends zu dir, um dir Spukgeschichten
zu erzählen.«
Das Erste, was ich tat, war, dass ich in Lasses und Bosses
Zimmer hinüberlief und meine Puppen holte. Ich habe vier
kleine Puppen und drei große. Denn ich habe alle Puppen gut
aufgehoben, die ich bekommen habe, seit ich klein war. Für
die kleinen Puppen baute ich eine Puppenstube in einem Fach
des Regals. Zuerst legte ich ein Stück roten Stoff als Teppich
hinein, dann stellte ich all meine kleinen, hübschen
Puppenmöbel, die ich von Großmutter zu Weihnachten
bekommen habe, hinein und auch die kleinen Puppenbetten
und die Puppen selbst. Jetzt hatten sie ihr eigenes Zimmer,
genau wie ich, obwohl es gar nicht ihr Geburtstag war. Das
große Puppenbett, in dem Bella schläft, stellte ich in eine
Ecke dicht neben mein eigenes Bett, und den Puppenwagen
mit Hans
und Greta stellte ich in eine andere Ecke. Oh, was war es für ein schönes Zimmer - mein Zimmer!
Dann lief ich in Lasses und Bosses Zimmer und holte
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