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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Mama
    unten in der Küche mit den Kaffeetassen klappern und ich
    konnte vor lauter Spannung fast nicht still liegen. Endlich
    hörte ich Getrampel auf der Treppe. Ich kniff die Augen so
    fest zu, wie ich nur irgend konnte. Und dann ging die Tür auf
    und da standen Papa und Mama und Lasse und Bosse und
    Agda. Agda ist unser Hausmädchen. Mama trug das
    Tablett. Darauf stand eine Tasse Kakao, eine Vase mit Blumen
    und eine Torte. Die hatte Agda gebacken. Auf der Torte stand
    in Buchstaben aus Zuckerguss:

    Aber Geschenke waren nicht dabei, sodass ich schon fand, es wäre
    kein richtiger Geburtstag. Da sagte Papa:
    »Trink jetzt deinen Kakao. Dann wollen wir sehen, ob wir ein
    Geschenk für dich finden können.«
    Ich begriff, dass es eine Überraschung sein sollte, und ich trank, so schnell ich konnte. Dann band Mama mir ein Handtuch vor die
    Augen und Papa drehte mich immer im Kreis herum, und dann
    nahm er mich auf den Arm und trug mich hinaus, ohne dass ich
    auch nur ein bisschen sehen konnte. Ich hörte, dass Lasse und Bosse nebenherliefen, und ich fühlte es auch, denn manchmal kniffen
    sie mich in die Zehen und sagten: »Rate mal, wo du bist!«
    Papa ging mit mir die Treppe hinunter und ging immer im Kreis
    herum. Einmal merkte ich, dass wir im Freien waren, und gleich
    darauf stiegen wir wieder eine Treppe hinauf. Schließlich nahm
    Mama mir das Handtuch ab. Und da waren wir in einem Zimmer,
    das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Wenigstens glaubte ich, ich hätte es noch nie gesehen. Aber als ich aus dem Fenster guckte, sah ich ganz nah den Giebel des Nordhofes und am Fenster standen
    Britta und Inga und winkten mir zu.
    Da begriff ich, dass ich in Großmutters altem Zimmer war und
    dass Papa nur so lange mit mir herumgegangen war, um mich zu
    verwirren. Großmutter hat bei uns gewohnt, als ich klein war.
    Aber vor einigen Jahren ist sie zu Tante Astrid gezogen.
    Später hatte Mama ihren Webstuhl in diesem Zimmer stehen,

    mitten zwischen großen Flickenhaufen, aus denen sie unsere
    Teppiche webte. Aber jetzt gab es keinen Webstuhl oder
    Flickenhaufen mehr. Es war jetzt ein so feines Zimmer, dass
    ich dachte, ein Zauberer müsse das alles gemacht haben. Mama
    sagte, es sei wirklich ein Zauberer gewesen, und dieser Zauberer
    sei Papa. Er habe ein Zimmer für mich gezaubert, das mir ganz
    allein gehören solle, und das sei mein Geburtstagsgeschenk.
    Ich freute mich so sehr, dass ich laut aufschrie. Ich fand, dies
    war das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich je bekommen
    hatte. Papa sagte, Mama habe ihm beim Zaubern geholfen. Papa
    hatte die Tapeten gezaubert, oh, so süße Tapeten mit vielen
    winzig kleinen Blumensträußen, und Mama hatte die Vorhänge
    vor dem Fenster gezaubert. Papa hatte abends drüben in der
    Werkstatt für mich eine Kommode, einen runden Tisch, ein
    Regal und drei Stühle gezaubert und alles weiß gestrichen. Mama
    hatte die Flickenteppiche gezaubert, die auf dem Fußboden lagen
    und rote, gelbe, grüne und schwarze Streifen hatten. Ich habe
    selber gesehen, wie sie sie im Winter webte, aber ich konnte ja
    nicht wissen, dass sie für mich sein sollten. Ich hatte auch
    gesehen, dass Papa die Möbel tischlerte, aber Papa macht im
    Winter immer Möbel für Leute, die selber nicht tischlern
    können. Ich hatte also nicht einen Augenblick gedacht, dass sie
    für mich wären.
    Lasse und Bosse schleppten sofort mein Bett quer über den
    Dachboden in mein neues Zimmer, und Lasse sagte: »Aber wir
    kommen auf jeden Fall abends zu dir, um dir Spukgeschichten
    zu erzählen.«

    Das Erste, was ich tat, war, dass ich in Lasses und Bosses
    Zimmer hinüberlief und meine Puppen holte. Ich habe vier
    kleine Puppen und drei große. Denn ich habe alle Puppen gut
    aufgehoben, die ich bekommen habe, seit ich klein war. Für
    die kleinen Puppen baute ich eine Puppenstube in einem Fach
    des Regals. Zuerst legte ich ein Stück roten Stoff als Teppich
    hinein, dann stellte ich all meine kleinen, hübschen
    Puppenmöbel, die ich von Großmutter zu Weihnachten
    bekommen habe, hinein und auch die kleinen Puppenbetten
    und die Puppen selbst. Jetzt hatten sie ihr eigenes Zimmer,
    genau wie ich, obwohl es gar nicht ihr Geburtstag war. Das
    große Puppenbett, in dem Bella schläft, stellte ich in eine
    Ecke dicht neben mein eigenes Bett, und den Puppenwagen
    mit Hans
    und Greta stellte ich in eine andere Ecke. Oh, was war es für ein schönes Zimmer - mein Zimmer!
    Dann lief ich in Lasses und Bosses Zimmer und holte

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