Die Kinder aus Bullerbü
oj, oj, ihr armen Kinder!« Sie
zündete ein großes Feuer im Kamin an, den sie in ihrer Stube
hat, und dann mussten wir unsere nassen Sachen ausziehen und
uns die Füße am Feuer wärmen. Hinterher backte Kristin uns
Waffeln in einem Waffeleisen, das sie ins Feuer hielt. Sie kochte auch Kaffee in einem Kessel, der auf einem Dreifuß mitten in der
Glut stand.
Kristin hat drei Katzen. Die eine hatte vor einiger Zeit
Junge bekommen. Sie lagen in einem Korb und miauten und
sahen ganz süß aus. Es waren vier und Kristin sagte, sie müsse
sie alle verschenken bis auf eine. Sonst hätte sie das Haus so
voller Katzen, dass für sie selber kein Platz mehr bliebe.
»Oh, können wir sie nicht haben?«, rief Inga. Kristin sagte, das
könnten wir gewiss, aber es sei ja nicht sicher, ob es unseren
Müttern recht wäre, wenn wir junge Katzen mit nach Hause
brächten. »Alle Menschen mögen doch junge Kätzchen gern«,
sagte Britta.
Wir bettelten und baten, ob wir sie nicht bekommen
könnten, wenigstens zur Probe. Stellt euch vor, sie reichten
gerade für uns alle: ein Kätzchen für den Nordhof, eins für
den Mittelhof und eins für den Südhof. Lasse suchte das
Kätzchen aus, das wir haben wollten. Es war ein kleines
gestreiftes mit einem weißen Fleck auf der Stirn. Britta und
Inga bekamen ein ganz weißes und Ole eins, das schwarz war.
Als unsere Kleider trocken waren, gingen wir mit unseren
jungen Katzen nach Hause. Ich bin froh, dass die
Katzenmutter ein Kätzchen behalten durfte. Sonst hätte sie ja
gar kein Kind mehr gehabt. Wir nannten unser Kätzchen
Trille. Britta und Inga nannten ihres Sissa und Ole nannte
seines Murre. Keine von unseren Müttern hatte etwas
dagegen, dass wir die Kätzchen mit nach Hause gebracht
hatten, und wir durften sie behalten. Ich spielte viel mit Trille.
Ich band ein Stück Papier an eine Schnur und lief damit herum.
Und Trille lief hinterher und versuchte es zu fangen. Lasse
und Bosse spielten zuerst auch mit ihr, aber es wurde ihnen
bald langweilig. Ich war es, die dafür sorgen musste, dass sie
etwas zu essen bekam. Sie trank Milch aus einem Schälchen in
der Küche. Sie trank nicht so, wie Menschen es tun, sondern
steckte die Zunge, die ganz hellrosa war, in die Milch und leckte sie auf. Ich fand einen Korb, in dem sie schlafen konnte. Darin
machte ich ihr ein ganz weiches Bett.
Manchmal schleppten wir Trille, Sissa und Murre auf die
Wiese, damit sie zusammen spielen konnten. Sie waren ja
Geschwister und wollten sich bestimmt gern gegenseitig
besuchen. Ich verdiente neun Kronen und vierzig Öre mit dem
Rübenverziehen und steckte alles in meine Sparbüchse, denn
ich spare für ein Fahrrad. Ein rotes Fahrrad.
Wie Ole seinen Hund bekam
le hat keine Geschwister. Aber er hat einen Hund. Und
O dann natürlich Murre. Der Hund heißt Swipp. Jetzt will
ich erzählen, wie es zuging, dass Ole Swipp bekam, genau so,
wie er es uns erzählt hat.
Mitten zwischen Bullerbü und Storbü wohnt ein Schuhmacher,
der heißt Nett. Er heißt Nett, aber er ist nicht nett, wirklich kein bisschen. Nie hat er unsere Schuhe fertig, wenn wir
kommen und sie abholen wollen, auch wenn er ganz fest
versprochen hat, dass sie fertig sein sollten. Das kommt davon,
weil er so viel trinkt, sagt Agda.
Ihm hat Swipp früher gehört. Er war nie nett zu Swipp und
Swipp war der schlimmste Hund, den es im ganzen Kirchspiel
gab. Immer war er an der Hundehütte angebunden, und wenn
man mit den Schuhen zu Nett wollte, kam Swipp aus der
Hundehütte herausgestürzt und bellte. Wir hatten Angst vor
ihm und wagten uns nicht in seine Nähe. Wir hatten auch vor
dem Schuhmacher Angst, denn er sagte immer: »Kinder sind
ein Pack, sie müssten jeden Tag Prügel kriegen.«
Swipp bekam auch sehr oft Prügel, obwohl er ein Hund war
und kem Kind. Nett fand vielleicht, Hunde müssten auch
jeden Tag Prügel kriegen. Und wenn Nett betrunken war,
vergaß er, Swipp etwas zu fressen zu geben. Zu der Zeit, als
Swipp noch bei dem Schuhmacher war, fand ich
immer, er wäre ein hässlicher und bösartiger Hund. Er war
so schmutzig und zerzaust und knurrte und bellte in einem
fort. Jetzt finde ich, er ist ein freundlicher und hübscher
Hund. Ole hat ihn so nett gemacht. Ole ist auch selber immer
so freundlich. Als Ole einmal mit seinen Schuhen zum
Schuhmacher wollte, kam Swipp wie gewöhnlich aus der
Hundehütte gestürzt und kläffte und sah aus, als ob er beißen
wollte. Ole blieb
Weitere Kostenlose Bücher