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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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gemacht, bevor du hierher kamst? Als du noch in Cleveland gelebt hast?«
    »Ich war Krankenpfleger in einem Krankenhaus.«
    Der Bus hielt dicht neben einer schroffen Felswand aus Sandstein, die mehr als dreißig Meter hoch aufragte. Philippa kletterte aus dem Bus, legte die Hand über die Augen und sah dorthin, wo sich der mit Zinnen bestückte Wehrgang einer beeindruckenden Festung abzeichnete. »Das muss sie sein«, sagte sie.
    »Ganz klar«, stimmte John ihr zu.
    »Wahnsinn«, murmelte Dybbuk. »Totaler Wahnsinn.«
    Die rosafarbenen Mauern der im ausgehenden 16.   Jahrhundert errichteten Festung wirkten ebenso beeindruckend wie uneinnehmbar. Geier umkreisten den höchsten Turm, von dem gerade ein uralt aussehender Seilaufzug heruntergelassen wurde. Mit Ausnahme von Jagannatha sammelte er die anderen
Sannyasins
ein, die aus dem Bus gestiegen waren, und begann sich dann langsam und steil die Felswand hinaufzuschrauben. Jagannatha kam wieder zurück und erklärte, dass er mit den Kindern und ihrem Vater, Mr   Gupta, mit der nächsten Ladung hinauffahren werde.
    Voller Sorge sah Groanin dem »Aufzug« hinterher, der nichts anderes war als ein einfacher Korb, wie er unter jedem Fesselballon zu finden ist. Auf den einarmigen Butler wirkte dieser Aufstiegsweg über die glatte Felswand äußerst beunruhigend, ja regelrecht gefährlich. Nervös musterte er immer wieder den jungen
Sannyasin
, mit dem Dybbuk sich angefreundet hatte. »Wer ist dieser Hippie?«, fragte er auf Hindi.
    »Er sagt, dass er im Aschram Jagannatha heißt«, erklärte Dybbuk. »Aber sein echter Name ist Joey Ryder und er wird uns im Aschram herumführen. John und ich haben ihm erzählt, dass wir vielleicht eintreten wollen. Wie wir es abgesprochen haben.« Er sah zu Jagannatha hinüber und schüttelte den Kopf. »Machen Sie sich um den keine Gedanken. Der spricht kein Hindi.«
    Als der Aufzug die Felswand wieder herabkam, kletterte Jagannatha in den Korb und winkte Groanin und den drei Kindern, ihm zu folgen.
    »Ist das der einzige Weg nach oben?«, fragte Groanin jetzt wieder auf Englisch.
    »Ich fürchte schon«, sagte Jagannatha. »Aber ich glaube, er ist ziemlich sicher. Jedenfalls gewöhnt man sich dran. Versuchen Sie einfach die Ruhe zu bewahren. Und schauen Sie nicht nach unten.«
    Als alle im Korb waren, läutete Jagannatha eine Glocke, die am Seil befestigt war, und schon begannen sie hinaufzuschweben. Groanin lauschte dem Knarren des Korbes und beobachtete voller Angst die straff gespannten Seile und die Seilrollen. Er beschloss, sich nie wieder darüber zu beklagen, mit einem Wirbelsturm fliegen zu müssen, und starrte in die Tiefe, musste aber sofort die Augen schließen, weil ihm schwindelig wurde. »Was ich für euch alles tue«, murmelte er. »Ich wünschte   …«
    »Nein«, rief Philippa. »Nicht!« Aber es war zu spät. Groanins Wunsch war heraus. »…   ich wäre schon oben.«
    Groanin hatte völlig vergessen, dass Baron von Renner ihm für den Notfall drei Wünsche gewährt hatte. Kaum hatte er die Worte gesagt, war er auch schon verschwunden. Und es war ein Glück, dass Jagannatha mehr auf den fernen Horizont achtete als auf die Gesichter seiner Mitreisenden, die jetzt nur noch zu dritt waren. Allerdings dauerte es nicht lange, bis auch er dahinterkam.
    »He, was ist mit eurem Dad passiert?«, fragte er Dybbuk mit aller Eindringlichkeit, zu der er fähig war, was nicht allzu viel besagte. Erschrocken schaute er über den Rand des Korbes und rechnete damit, unten einen zerschmetterten Körper liegen zu sehen.
    Lange Zeit sagte keiner der drei jungen Dschinn ein Wort. Es fiel ihnen nicht schwer, zu begreifen, was passiert war; diesjedoch einem Irdischen zu erklären, selbst wenn er so leichtgläubig war wie Jagannatha, hätte selbst die Fähigkeiten und den Einfallsreichtum des besten Geschichtenerzählers überfordert.
    »Wo ist er hin?«, jammerte der
Sannyasin
. »Mr   Gupta ist einfach verschwunden.«
    »Genau das«, sagte Dybbuk findig. Geschichtenerzählen – was mitunter nur eine höfliche Umschreibung für Flunkern war – gehörte zu seinen Stärken. »Wenn er irgendwo ein Seil sieht, ist er einfach nicht mehr zu halten. Unser Dad ist nämlich ein Zauberer, weißt du? Ein Fakir. Und seine Spezialität ist der indische Seiltrick. Er muss nur ein Seil sehen, das irgendwo nach oben führt, und schon klettert er hinauf und verschwindet.« Dybbuk schnippte mit den Fingern. »Einfach so.«
    John und Philippa krümmten sich

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