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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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machen. Das war weder schwer noch zeitraubend. Da gab es keine Decken zu legen, noch Möbel zu rücken, und Jedermann kehrte bald an seinen Platz um den Herd zurück.
    Man begann auf’s Neue zu plaudern, doch nicht mehr von ihrer gegenwärtigen Lage, die man geduldig ertragen mußte, sondern man kam auf das unerschöpfliche Thema des Kapitän Grant zurück. Wenn das Wasser zurückging, konnte der Duncan in weniger als drei Tagen die Reisenden wieder an Bord sehen. Doch Harry Grant, seine beiden Matrosen, diese unglücklichen Schiffbrüchigen, würden nicht bei ihnen sein. Es schien fast, als ob nach diesem Mißerfolg, nach diesem unglücklichen Ausflug quer durch Amerika, jede Hoffnung, sie wieder aufzufinden, unwiderruflich verloren sei. Wohin sollte man neue Nachforschungen richten? Mit welchem Schmerz würde Lady Helena und Mary Grant erfahren, daß sie in Zukunft keine Hoffnung mehr hegen dürften?
    »Arme Schwester! sagte Robert, für uns ist Alles zu Ende!«
    Glenarvan fand zum ersten Male kein tröstendes Wort. Welche Hoffnung konnte er dem Knaben geben? Hatte er nicht mit peinlichster Genauigkeit die Anweisungen des Schriftstückes befolgt?
    »Und doch, sagte er, dieser siebenunddreißigste Breitegrad ist nicht eine Ziffer ohne Sinn. Mag sie nun auf den Schiffbruch oder die Gefangenschaft Harry Grant’s sich beziehen, sie beruht nicht auf Vermuthung, Auslegung, Ahnung! Wir haben sie mit eigenen Augen gelesen!
    – Das ist Alles wahr, Eure Herrlichkeit, antwortete Tom Austin, und dennoch haben unsere Nachforschungen keinen Erfolg gehabt.
    – Das ist ärgerlich und trostlos zugleich! rief Glenarvan aus.
    – Aergerlich, wenn Sie wollen, antwortete Mac Nabbs ruhigen Tones, aber nicht zum Verzweifeln. Gerade weil wir eine unbestreitbare Ziffer haben, muß man bis auf’s Aeußerste alle ihre Anweisungen befolgen.
    – Was wollen Sie damit sagen, fragte Glenarvan, und was bleibt Ihrer Meinung nach zu thun übrig?
    – Eine sehr einfache und sehr logische Sache, mein lieber Edward. Richten wir den Schiffsschnabel nach Osten, wenn wir an Bord des Duncan sind, und folgen wir, wenn es nöthig ist, diesem siebenunddreißigsten Breitegrad bis zu unserem Abfahrtspunkte.
    – Glauben Sie denn, Mac Nabbs, daß ich daran nicht schon gedacht hätte? Ja! Hundert Mal! Aber welche Aussicht auf Erfolg haben wir? Das amerikanische Festland verlassen, heißt das nicht sich von dem von Harry Grant selbst angegebenen Orte entfernen, von diesem so deutlich im Document benannten Patagonien?
    – Wollen Sie also Ihr Suchen in den Pampas fortsetzen, erwiderte der Major, wenn Sie die Gewißheit haben, daß die Britannia weder an den Küsten des Stillen noch des Atlantischen Oceans gescheitert ist?«
    Glenarvan schwieg.
    »Und so schwach die Hoffnung sein mag, Harry Grant wiederzufinden, indem wir auf den von ihm angegebenen Grad zurückgehen, sollten wir es nicht dennoch versuchen?
    – Ich sage nicht Nein, erwiderte Glenarvan.
    – Und Ihr, meine Freunde, fügte der Major, sich an die Seeleute wendend, hinzu, seid Ihr nicht meiner Ansicht?
    – Ganz und gar, antwortete Tom Austin, dem Mulrady und Wilson durch ein Zeichen mit dem Kopfe beistimmten.
    – Hört mich an, meine Freunde, fuhr Glenarvan nach einigem Nachdenken fort, und merke wohl, Robert, daß dies eine ernste Frage ist. Ich werde Alles in der Welt thun, um den Kapitän Grant wieder zu finden, dazu habe ich mich verpflichtet, und ich werde mein ganzes Leben dem widmen, wenn es nöthig sein sollte. Ganz Schottland würde sich mit mir vereinen, um diesen Braven zu retten, der sich für dasselbe geopfert hat. Ich denke ebenfalls, so schwach diese Aussicht auch ist, daß wir doch auf dem siebenunddreißigsten Grad die Welt umschiffen sollen, und ich werde es thun. Doch bleibt noch eine viel wichtigere Frage zu lösen, und die ist: sollen wir entschieden und von diesem Augenblick an unsere Nachforschungen auf dem amerikanischen Festlande aufgeben?«
    Die so entschieden vorgelegte Frage blieb ohne Antwort. Niemand wagte sich auszusprechen.
    »Nun? begann Glenarvan wieder, indem er sich direct an den Major wandte.
    – Mein lieber Edward, versetzte Mac Nabbs, es heißt eine große Verantwortlichkeit auf sich nehmen, Ihnen hierauf augenblicklich zu antworten. Das erfordert Nachdenken. Vor Allem wünsche ich zu wissen, welche Gegenden sind es, die der siebenunddreißigste Grad südlicher Breite durchschneidet.
    – Dies ist die Sache Paganel’s, erwiderte Glenarvan.
    – Befragen

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