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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Wesen, durch das die Schwerthiebe hindurchgingen wie durch einen Nebelstreif.
    Cristino rüttelte an der Tapetentür, ihre Fingernägel kratzten über splitterndes Holz auf der Suche nach einer Klinke, einem Riegel. Da war nichts. Die Tür war verschlossen. Hell kreischten die Waffen, der dritte Landsknecht stolperte zurück, doch da war Blut an der Klinge seines Schwerts, frisches Blut auf Arnacs ramponiertem Wams. Wieder verbissen sich die Klingen ineinander, Funken stoben auf den Stern, Arnac stolperte, stürzte auf die Knie, rollte sich zur Seite ab, das zuschlagende Schwert tauchte ein in das Mosaik, farbige Steinchen, die Archimède Degrelho vor die Füße kullerten. Er hatte jetzt selbst seinen Degen gezogen, und sein Gesicht war unruhig, seine Augen fragend auf den Genevois gerichtet, der ihn anlächelte, keine Sorge, lasst ihnen doch den Spaß, darauf kommt es nicht an. Es kommt nur darauf an, wer den letzten Kampf gewinnt.
    Der Degen sauste vor, mit einem erstickten Keuchen taumelte der Landsknecht rückwärts, sein Schwert schepperte auf den Boden, während er die Arme in die Seite krallte und in die Knie sackte. 963
    Cristinos abgebrochene Fingernägel kratzten über die Tapetentür. Sie weinte. Arnac hatte sich zusammengekrümmt, die linke Hand keuchend gegen seine gebrochenen Rippen gedrückt. Über sein Gesicht tropfte silbriger Schweiß. Der Genevois stieg über seine drei Getreuen hinweg, einer bewusstlos, einer lamentierend, einer zu schwer verletzt, um zu etwas anderem in der Lage zu sein, als nach Atem zu keuchen. Arnac stolperte rückwärts und riss seinen Degen wieder hoch. Seine Augen waren weit aufgerissen, eine Endlosigkeit von Schwarz. Der Genevois schüttelte bedauernd den Kopf. «Du siehst nicht besonders gut aus», meinte er. «Schade. Ich hatte mich auf einen gerechten Kampf gefreut. Lange habe ich mich darauf gefreut. Mich mit einem Menschen zu messen, der mir nahezu ebenbürtig ist.»
    «Gerechter Kampf, ja. So wie der gegen meinen Vater?», stieß
    Arnac hervor.
    «Louise.» Das Wort klang wie eine Melodie aus dem Mund des Kahlen. «Das ist erstaunlich, wahrhaft. Ich hätte es ahnen müssen. Schon damals, als wir uns auf Sant Vitori begegnet sind. In meinem ganzen Leben hatte ich zuvor nur einen einzigen Menschen so kämpfen sehen, und das war dein Vater. Glaub mir, ich bin ehrlich erfreut, dass wir uns nun endlich wieder begegnen.»
    Er lächelte.
    «Ihr habt meinen Vater nicht besiegt!», rief Arnac – nein, nicht Arnac, Louise, es ist meine Schwester Louise! «Er ist von zwanzig Eurer Kriegsknechte niedergemetzelt worden, anders konntet Ihr ihn nicht besiegen!»
    Cristino wimmerte. Ihre Fingernägel bluteten, während sie über das Holz kratzten.
    «Immer noch Vaters treue kleine Tochter. Das ist beeindruckend», sagte der Genevois. «Du warst schon damals ein erstaunliches Kind. Wie du auf das Pferd gehechtet bist und durch die Reihen der Landsknechte durchgeprescht… ich habe immer an deinem Tod gezweifelt, Louise. Ich habe nie glauben können, dass dieses Mädchen, das ich auf der Lichtung gesehen hatte, sich widerstandslos umbringen lassen würde.» Er legte den Kopf schief, lächelte. «Was 964
    war es, was du ihm versprochen hattest, Louise? Denk daran, was ich dir gesagt habe, hat er dir zugerufen, als du auf ihn zuranntest, bereit, zu sterben wie all die anderen. Und du hast dich umgewandt und bist geflohen. Was hatte er dir gesagt? Dass du für deine Geschwister verantwortlich bist, wenn ihm etwas zustößt? Dass du sein Erbe bist, der Erbe seiner verrückten Ideen, seines sinnlosen Kampfes? Du und dein Bruder – Hector Degrelhos mutige Kinder, erzogen in seinem Geist, zu seinen Nachfolgern. Wie furchtbar für ihn, Daniel, seinen einzigen Sohn sterben zu sehen. Doch was tat es zur Sache? Er hatte ja noch dich, Louise, ein Mädchen zwar, aber ein ebenso würdiger Erbe wie es jeder Sohn gewesen wäre. Das war sein letztes Wort, weißt du das? Louise, sagte er, als er starb.»
    Louise Penthesilea Degrelho stand reglos im Licht des sinkenden Mondes, und hinter ihr rief Archimède Degrelho: «War’s das jetzt?
    Bezahle ich Euch eigentlich fürs Reden, Seigneur Dutrout? Ich verlange, dass Ihr sie erledigt, und zwar heute noch!»
    Der Genevois lächelte. «Er hat recht, Louise. Lassen wir das Geschwätz. Kommen wir zur Sache. Machen wir ein Ende mit dir und der kleinen Cristino.»
    Der Degen vibrierte in Louises Hand. «Niemand tut Cristino etwas zuleide!», schrie sie und

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