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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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einzige Hoffnung bestand darin, daß Karlmann die Herausforderung seines Bruders nicht annehmen würde. Karlmann haßte Feldzüge. Doch sie begriff, daß Karls Eroberungsdrang keine Grenzen mehr zu setzen waren. Wenn dem so war, dann sollte er sich doch statt dessen nach Süden wenden! In ihrem Gepäck befand sich ein Schreiben Papst Stephans III. – oder des IV. –, der die Frankenkönige wieder um Hilfe anflehte. Sie sollten die Gegenpäpste, den des verfluchten Königs Desiderius sowie den des verdammten Herzogs Toto, fortjagen und dem einzig wahren Stellvertreter Christi in seiner Not beistehen! Hier würde sich Karl in Diplomatie üben können, dachte Bertrada, eine Fähigkeit, die sie bei ihrem Ältesten für stark unterentwickelt hielt. Im Gegensatz zu seiner Fähigkeit, Frauenherzen zu erobern. Vielleicht würde jetzt eine eheliche Verbindung den drohenden Krieg überflüssig machen. Die mit fünfundzwanzig Jahren immer noch unverheiratete Desiderata, von der alle Welt behauptete, sie sei sehr unansehnlich, wie Bertrada entzückt vernommen hatte, würde ihren Sohn bestimmt mit Freuden heiraten. Eine derartige Verbindung sollte König Desiderius schon davon überzeugen, seinen Papst fallenzulassen. Und da Herzog Toto es nicht wagen durfte, sich die durch eine solche Heirat verbündeten Großreiche der Franken und Langobarden zum Feind zu machen, würde in Rom ohne Blutvergießen wieder Frieden einkehren. Der schwächliche Stephan III. – oder der IV. – wäre dann den Franken zu solch großem Dank verpflichtet, daß er wohl kaum auf die Herausgabe weiterer Gebiete pochen würde, die dem Kirchenstaat gemäß der Pippinischen Schenkung noch zustanden.
    »Du solltest auch heiraten«, erwiderte Bertrada jetzt auf Karls Bemerkung hin. »Ich weiß auch schon, wen …«
    »Zu spät!« unterbrach Karl lachend. Er stand auf, öffnete die Tür zum Nebenzimmer und rief etwas für Bertrada Unverständliches. Dann wandte er sich wieder seiner Mutter zu.
    »Ich möchte dir jemanden vorstellen«, erklärte er und wies mit ausladender Armbewegung auf die stämmige Frau, die gerade durch die Tür trat. Sie schien fast so alt zu sein wie Bertrada selbst. »Das ist meine liebe Himiltrud, Mutter. Wir haben kurz nach Vaters Tod in aller Stille geheiratet. Mit dem Segen von Pater Fulrad.«

12
    D ER LANGE W EG NACH H AUSE
    »Die Klugheit Eurer Tochter ist der ihrer Brüder mindestens ebenbürtig«, sagte die Äbtissin von Chelles eindringlich. Sie nahm mit dankendem Nicken den Pokal mit dem funkelnden Rotwein entgegen, den Bertrada ihr reichte. »Ich kann Gisela nicht mehr viel lehren und schlage vor, ihre weitere Ausbildung Abt Fulrad anzuvertrauen.«
    Bertrada schüttelte den Kopf. »Nein, ehrwürdige Mutter, die vielfältigen Aufgaben des Erzkaplans am Hofe König Karlmanns erfordern seine ganze Aufmerksamkeit. Es gibt gewiß noch vieles, was eine Dreizehnjährige von Euch lernen kann. Außerdem …«
    Sie nickte zur Verbindungstür des Nebenraums hinüber, aus dem gerade eine Lachsalve herübertönte, »… wäre sie ohne ihre Freundinnen nur unglücklich. Wie kommen denn Hildegard und Sophia voran?«
    »Hildegard verfügt ebenfalls über eine sehr schnelle Auffassungsgabe, doch die Tochter des Referendarius Martinus Teles bereitet mir gelegentlich Kopfzerbrechen.«
    »Hat sie zu viele griechische Götter im Kopf?« fragte Bertrada lächelnd.
    »Das ist meine geringste Sorge«, erwiderte die Äbtissin ernst. Sie überlegte, ob sie der Königinmutter mitteilen sollte, was sie selbst gerade erst entdeckt hatte. Sophia, die sich doch eigentlich ebenso gottesfürchtig wie ihre Freundinnen gab, schien einem unbekannten und sehr unguten Einfluß ausgesetzt zu sein.
    »Sie beschäftigt sich mit der schwarzen Kunst«, sagte die Äbtissin schließlich. Sie stellte den Pokal auf dem niedrigen Tisch neben sich ab und blickte auf ihre im Schoß gefalteten Hände.
    Betroffen schaute Bertrada auf.
    »Ich nehme an, daß Ihr hierfür Beweise habt?« fragte sie.
    »Puppen aus Bienenwachs, mit Bronzenadeln durchbohrt«, erwiderte die Äbtissin, »oder in Form eines Hündchens mit echten Fledermausaugen versehen. Und Rauchwerk, das nicht der Lobpreisung des Herrn dient. Sie hat einen Ring anfertigen lassen, auf dem sich zwei Krokodile den Kopf zuwenden, und trägt ihn an einer Goldkette um den Hals.«
    »Was will sie bloß damit bezwecken?« fragte Bertrada.
    Die Äbtissin hob die Schultern. »Was sich Mädchen in dem Alter eben

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