Die Kolonie
Freundin Rudy hängen. Oder sein Hund Boner.
Zwar waren es seine Werke, von ihm signiert, aber eigentlich ging es ihm nur darum, die Menschen, die er liebte, mit Ruhm zu überhäufen.
Nur schade, dass die meisten seiner Bilder auf den Toiletten der Museen landeten. Nur dort gab es keine Aufseher oder Überwachungskameras. Wenn nur wenig Besucher da waren, konnte er sogar in die Damentoiletten schlüpfen und dort ein Bild aufhängen.
Nicht jeder Tourist sah sich alle Bilder in einem Museum an, aber zur Toilette musste jeder.
Wie das Bild aussah, spielte keine große Rolle. Was es zu einem Kunstwerk, zu einem Meisterwerk machte, schien davon abzuhängen, wo es hing... wie kostbar der Rahmen wirkte... und neben welchem anderen Bild es hing. Wenn er es gründlich plante, wenn er den richtigen antiken Rahmen fand und sein Bild mitten zwischen vielen anderen anbrachte, würde es dort tagelang, vielleicht wochenlang, hängen, bis ihn jemand vom Museum anrief. Oder von der Polizei.
Dann kamen die Beschuldigungen: böswillige Sachbeschädigung, Zerstörung von öffentlichem Eigentum, Graffiti.
»Unrat« nannte ein Richter seine Kunst und brummte ihm eine Geldstrafe und eine Nacht im Gefängnis auf.
In der Zelle, in die Terry Fletcher von der Polizei gesteckt wird, sind vor ihm schon andere Künstler gewesen und haben in bildnerischer Absicht die Farbe von den grünen Wänden gekratzt. Und ihre Werke signiert. Felszeichnungen, origineller als Kokopelli. Als die Mona Lisa. Von Leuten, die nicht Pablo Picasso hießen. In dieser Nacht, bei Betrachtung dieser Bilder, gab Terry beinahe auf.
Beinahe.
Am nächsten Tag kam ein Mann in sein Atelier, wo schwarze Fliegen um einen Haufen Obst kreisten, das Terry gerade zu malen versucht hatte, als er verhaftet wurde. Der Mann war der führende Kunstkritiker eines Zeitungssyndikats. Und mit dem Richter befreundet, der Terry tags zuvor verurteilt hatte. Und dieser Kritiker sagte: Ja, er habe die ganze Sache ungeheuer komisch gefunden. Die perfekte Geschichte für seine Kolumne über die Welt der Kunst. Das faulende Obst roch schon, und die Fliegen summten, aber dieser Mann sagte, er würde sich zu gern mal Terrys Arbeiten ansehen.
»Sehr gut«, sagte der Kritiker, indem er sich ein Gemälde nach dem anderen vornahm - alle klein genug, dass sie unter einen Trenchcoat passten. »Sehr, sehr gut.«
Die schwarzen Fliegen kreisten, landeten auf den fleckigen Äpfeln und schwarzen Bananen und summten um die beiden Männer herum.
Der Kritiker trug eine Brille, deren Gläser dick wie Bullaugen waren. Wenn man mit ihm sprach, hätte man am liebsten laut gebrüllt, so wie man jemanden anschreit, der weit oben in einem Haus am Fenster steht und nicht runterkommt, um einem die verschlossene Tür aufzumachen.
Trotzdem, er war absolut, definitiv, unbestreitbar NICHT Tannity Brewster.
Die meisten seiner besten Bilder, erzählte ihm Terry, befänden sich noch unter Verschluss als Beweisstücke in künftigen Prozessen.
Aber der Kritiker sagte, das mache nichts. Tags darauf kam er mit einem Galeriebesitzer und einer Sammlerin wieder, bekannte Leute, deren Ansichten landauf, landab in Kunstzeitschriften zu lesen waren. Die drei besehen sich Terrys Arbeiten. Nennen den Namen eines Künstlers, der mit schlampigen Siebdrucken toter Prominenter berühmt geworden ist und seine Signatur mit roter Farbe riesengroß auf seine Bilder sprüht.
Noch einmal: Dieser Galeriebesitzer war nicht Dennis Bradshaw. Und die Kunstsammlerin hatte einen texanischen Akzent, als sie den Mund aufmachte. Ihr rotblondes Haar war exakt von derselben schauderhaften Orangenschalenfarbe wie ihre gebräunten Schultern, aber sie war nicht Bret Hillary Beales.
Sie ist total frei erfunden. Aber beim Betrachten seiner Bilder benutzte sie immer wieder das Wort »bankfähig«.
Sie hatte sogar ein kleines Tattoo auf dem Knöchel: »Sugar« stand dort in Schnörkelschrift unmittelbar über der Sandale, aber sie war ganz bestimmt nicht, niemals, ausgeschlossen, sie war NICHT Miss Bret Hillary Beales.
Nein, diese unechten, erfundenen Leute, diese Sammlerin und dieser Galeriebesitzer, erklären unserem Künstler schließlich: Wir schlagen Ihnen ein Geschäft vor. Die beiden haben Millionen in das Werk dieses schlampigen Siebdruckers investiert, aber er überschwemmt den Kunstmarkt mit seinen neuen Produkten. Er macht Geld wie Heu, treibt dabei aber den Wert seiner früheren Sachen in den Keller. Den Wert ihrer Investition.
Bei dem
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