Die Kolonie Der Catteni
gelegentliches Stampfen und schwere Atemzüge. Der Tiergeruch, der ihr in die Nase stieg, lieferte ihr einen anderen Hinweis. Hatte man sie in einen Viehstall verfrachtet? Waren sie von der Maschine vielleicht als Tiere qualifiziert worden? Sie wußte nicht, ob sie darüber belustigt oder beleidigt sein sollte.
»Wasser?« Zainal reichte ihr eine volle Tasse, die sie leerte, um ihren ausgetrockneten Mund und ihre trockene Kehle zu erfrischen.
»Danke.« Sie stand auf, während sie die letzten Schlucke trank, und wollte ihm die Tasse zurückgeben, doch er deutete auf den freien Haken an ihrem Gürtel. »Ach ja. Noch einmal danke.« Dann tastete sie nach dem wichtigen Paket mit den Proviantriegeln und ihren Decken. Alles war an Ort und Stelle und offenbar vollständig. Sie atmete erleichtert auf. »Wie kommen wir raus?« fragte sie und hatte eine vage Ahnung von der Größe und Dunkelheit des Gebäudes.
»Dort entlang.« Zainal legte eine Hand unter ihren rechten Ellbogen und drehte sie in die entsprechende Richtung. »Vorsicht …«
Sie konnte es gerade noch vermeiden, auf irgendein schlafendes Tier zu treten. Es war eines der Wesen, die Laute von sich gaben, die dem Geräusch einer Toilettenspülung glichen. Sie blinzelte heftig, um ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, und machte ein paar schnelle, vorsichtige Schritte, um Zainal, Coo und Slav einzuholen.
»Das Haupttor, natürlich«, murmelte sie, als sie erkannte, wohin sie wollten. Ein sehr großes doppelflügeliges Tor.
Aber wie sollten sie es öffnen, wenn es keine sichtbare Klinke oder ähnliche Greifvorrichtung gab …
Sie hörte ein leises Kratzen, ein Klicken und einen zufriedenen Seufzer von Zainal. Dann rumpelte eine Schiebetür auf einer Schiene entlang, und Zainal verstaute das Messer wieder in seinem Stiefel.
»Kommen Sie«, sagte Zainal, und sie und die anderen schlüpften schnellstens hinaus. Zainal schob die Tür behutsam hinter sich zu, und es klickte erneut, als das Schloß zuschnappte.
Sie waren keinesfalls außer Gefahr, denn ihr vorübergehendes Gefängnis schien nur eines von vielen gleichartigen Gebäuden zu sein. Sie standen in einer langen Reihe und waren als dunkle Schatten vor einem nur wenig helleren Himmel zu erkennen, denn sie konnte über sich die Sterne, aber keinen der Monde sehen.
»Festhalten.« Zainal ergriff ihre Hand, dann schlossen Coos trockene Finger sich um ihre Linke.
Slav, der über die bessere Sicht verfügte, fungierte als ihr Führer.
Sie mußten den riesigen Hof fast vollständig umrundet haben, ehe sie erneut anhielten.
»Gibt es Verstecke?« wollte Zainal von Slav wissen. Der Rugarianer schüttelte den Kopf.
Coo machte sich durch ein Räuspern bemerkbar. »Nach oben?« Er deutete in die Richtung eines des Stapels Gerätekisten, auf den sie während ihres prüfenden Rundgangs gestoßen waren.
»Vielleicht können wir mehr erkennen, wenn ein Mond aufgegangen ist«, sagte Kris.
Zainal nickte, und sie kehrten zu den großen, hohen Kisten zurück. Auch diesmal kam es im wesentlichen auf Zainals Größe und Kraft an, als er jedes Mitglied seines Teams in den ersten Stock des Containerstapels hievte. Die drei waren nötig, um ihn zu sich heraufzuziehen. Diese Vorgehensweise wurde wiederholt, bis Zainal entschied, daß sie hoch genug waren, um von unten nicht sofort erkannt zu werden.
Für wen oder was zu sehen, lautete Kris’ Frage, aber sie sprach sie nicht aus. Zuletzt hatten sie genügend Platz, so daß alle sich hinlegen konnten, was die beste Idee zu sein schien, obgleich Zainal einfach dasaß, den Rücken an die Kiste gelehnt und offensichtlich mit der Absicht, Wache zu halten.
»Wecken Sie mich, um Sie abzulösen«, sagte Kris zu Zainal und streckte sich auf dem harten Untergrund aus. Wie seltsam, dachte sie, daß eine simple Annehmlichkeit wie eine Matratze nur noch eine vage Erinnerung ist. Dann spürte sie Hände, die an ihr zogen, und indem sie ihren sofortigen Widerstand aufgab, da die einzigen Hände, die so stark waren, Zainal gehörten, ließ sie zu, daß sie herumgedreht wurde, bis ihr Kopf auf seinem Oberschenkel ruhte. Es war nicht so hart wie die Kiste, und warm, daher machte sie es sich gemütlich. Er veränderte ihre Lage ein wenig und tätschelte sie beruhigend, ehe er die Arme verschränkte. Sie war seltsamerweise froh, daß nur Slav und Coo Zeugen dieser intimen Geste waren. Nun, verdammt noch mal, es war ihr eigentlich gleichgültig. Sie suchte mit ihrem Kopf auf seinem
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