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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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und reichte ihn Saxon. »Er ist nicht auf Euch eingestellt.«
    »Ich könnte die Sehne anpassen …«
    »Bitte nicht, da ich sie dann wieder für mich ändern müsste. Ihr seid nicht viel größer als ich, für einen einzigen Schuss dürfte es gehen.«
    »Und wenn ich zwei Pfeile auf einmal versuchen möchte?«
    »Was für ein Unsinn. Ich zeigte ja nur, dass es möglich ist. Ich wüsste nicht, warum jemand mehrere Pfeile abschießen möchte, es sei denn, er will den Eindruck erwecken, es gäbe mehr als einen Schützen. Die Flugbahn des einen Pfeiles würde die Bewegung des anderen ablenken, so dass keiner ins Ziel trifft.«
    »So wie bei dem Attentat auf die Königin.«
    »Wenn die Pfeile Angst wecken sollten, wurde das Ziel erreicht.«
    Saxon nahm den Bogen und zupfte an der Sehne, als wäre es eine Saite seiner Laute.
    »Nicht!« Sie war fassungslos.
    »Ich wollte hören, wie sie klingt«, erwiderte er. »Geräusche verraten mir viel über die Dinge meiner Umgebung.« Er legte seine Hand auf ihre Schulter, und seine Finger umschlossen sie in einer suchenden Liebkosung. »So wie das Geräusch Eures schneller werdenden Atems, wenn ich Euch berühre.«
    »Wenn Ihr den Pfeil abschießen wollt, bevor das Gewitter uns erreicht, müsst Ihr es jetzt tun.«
    »Ach«, sagte er mit breiter werdendem Lächeln, »dieser tadelnde Unterton, wenn Ihr Eure wahren Gefühle nicht aussprechen wollt.«
    »Die Wahrheit ist, dass ich nicht vom Blitz getroffen werden möchte.« Sie blickte über die Mauer, über der der Himmel von hellen, halb von tiefen Wolken verborgenen Blitzen erhellt wurde. »Schießt den Pfeil ab!«
    Er hob den Bogen, und sie stürzte vor, um ihre Hand auf seinen Arm zu legen und diesen genau auf den Heuhaufen auszurichten. Er bedachte sie abermals mit einem Lächeln und senkte seine Hand, die die Sehne hielt, damit er nicht über die Mauer hinwegschoss.
    »Zieht die Sehne mindestens bis zum Kinn«, riet sie, »und lasst sie sacht los.«
    »So?« Er sah sie an, als der Pfeil über den Hof flog und den Boden unweit des Baumes traf. »Wie habe ich mich gemacht, Meisterschütze Mallory? Oder heißt es Meisterschützin Mallory?«
    Ohne darauf einzugehen, nahm sie den Bogen an sich. »Ich habe schon Ärgeres gesehen.«
    »Und Besseres, nehme ich an.«
    Ehe sie antworten konnte, flammte ein Blitz auf, dem ein Donnerschlag folgte. Als Saxon ihre Hand packte und sie zur nächsten Tür zog, zögerte Mallory nicht. Sie rannte, als ein Blitz in einen Turm einschlug, in eine der aus Stein gehauenen Figuren fuhr und sie zerschmetterte. Steinbrocken prasselten auf den Boden. Der folgende laute Krach drohte ihre Ohren zu sprengen, während Regen wie tausend Schläge auf Kopf und Arme fiel.
    Dann war sie im Inneren. Der Regen fegte ihr nach, blieb aber draußen in der Dunkelheit, als die Tür ins Schloss fiel. Sie hörte Schritte, dann hellte sich das Schwarz zu Grau auf. Saxon hatte eine Innentür in einen Raum an der Außenmauer geöffnet. Durch Schießscharten fiel das schwache Licht ein, das die Gewitterwolken durchdrang. Wieder erschütterte ein Donnerschlag den Palast, wurde hier aber durch die dicken Steinmauern gemildert.
    Sie spürte Wasserspritzer im Gesicht und sah, dass Saxon wie ein Hund Regen aus seinem Haar schüttelte.
    »Aufhören!«, befahl sie und löste die langen Stoffbahnen, die an ihren Ärmeln festgehakt waren. Mit der linken dieser modischen Ärmelzierden wischte sie sich das Wasser von Wangen und Augen.
    »In der nächsten Stunde möchte ich kein Wasser auf mir spüren.« Er setzte sich auf eine kleine Bank neben einem kalten Kamin.
    »Das ist verständlich, aber spritzt mich nicht voll. Ich bin schon viel zu nass.«
    »Wirklich?« Das Lächeln, das immer so betörend auf sie wirkte, umspielte seine Lippen. Mit verschränkten Armen musterte er sie gründlich von Kopf bis Fuß und wieder zurück. »An Euch ist Nässe ein angenehmer Anblick.«
    Mallory wandte sich ab, ehe er sehen konnte, wie sie errötete. Sie löste die Bogensehne und lehnte den Bogen an die Wand neben der Tür in den Hof. Dann streifte sie den Köcher von der Schulter, setzte sich und stellte ihn neben sich auf den Steinboden. Sie lehnte sich an die Wand, doch vermochten auch die Steine nicht, die Flammen in ihr zu kühlen, die bei seinen kühnen Worten aufgeflammt waren.
    »Ich bedaure, wenn meine Würdigung Eurer Schönheit Euch unangenehm ist.«
    »Es ist nichts.«
    »Wäre es Euch angenehmer, wenn ich Euch meine Hochachtung für Eure

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