Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
den süßlichen Duft des Honigs, sogar den intensiven Geruch der Holzkohle, mit der sie den kleinen Ofen befeuerten.
Nachdem die fertige Masse ein wenig abgekühlt war, füllten Laura und Crestina sie in bereitstehende, vorher mit kochendem Wasser gereinigte Tiegel, die sie jeweils mit einem Stück Wachstuch verschlossen.
Laura hatte beizeiten gelernt, dass Sauberkeit bei der Zubereitung von Salben zwar zeitraubend, aber unverzichtbar war, denn allzu schnell verdarben einzelne Zutaten, wenn sie mit Schmutz oder sonstigen Verunreinigungen in Berührung kamen. Dann fing das ganze Produkt binnen kürzester Zeit an, so übel zu stinken, dass niemand es mehr verwenden mochte. Crestina empfahl den Kunden stets, die Salben kühl und schattig aufzubewahren, was jetzt im Winter natürlich einfacher war als im Sommer – ein Grund dafür, dass der Verkauf im Winter weit besser lief als sonst –, weshalb sie in den kälteren Monaten häufiger Salbe herstellen mussten.
»Du bist ein gutes Mädchen«, sagte Crestina, nachdem sie gemeinsam alle Vorräte weggeräumt und den Arbeitstisch gesäubert hatten.
Laura blickte die Kräuterhändlerin erstaunt an. Sie hatte die Zuneigung der Älteren von Anfang an gespürt, doch Crestina hatte nie ausdrücklich darüber gesprochen. Es klang, als sollte dies eine längere Ansprache werden, und Laura durchfuhr mit einem Mal die Angst, es könne der Auftakt zu einer Erklärung werden, die unliebsame Veränderungen zum Inhalt hatte. Sie hielt die Luft an und malte sich die nächste Äußerung Crestinas aus. Etwa: Deine Zeit hier neigt sich dem Ende, denn du hast alles gelernt, was ich dir beibringen konnte. Oder: Die Geschäfte gehen schlecht, und es tut mir leid, dir sagen zu müssen, dass ich unmöglich länger zwei zusätzliche Kostgänger durchfüttern kann.
»Ich muss noch viel lernen«, sagte Laura hastig, während sie mit einem nassen Tuch und Seife über einer Schüssel ihre Hände reinigte, die vor Schweinetalg glänzten. »Und ... ähm, die Geschäfte ... sie gehen doch ziemlich gut, oder?«
Crestina musterte sie fragend. »Ich denke, du hast schon sehr viel gelernt. Ungeheuer viel sogar.«
»Man lernt niemals aus!« Das war einer von Isaccos beliebtesten Sprüchen, er brachte ihn mindestens einmal die Woche an.
Laura erging sich in inneren Stoßgebeten, während Crestina weitersprach, doch nach wenigen Worten begriff sie, dass sie nichts Schlimmes zu befürchten hatte.
»Das stimmt sicher«, räumte Crestina ein. »Aber du hast ja noch viel Zeit, schließlich bist du jung, und ich werde dir noch einiges beibringen, sei dessen gewiss.« Sie lächelte. »Und was die Geschäfte angeht – du hast völlig recht, sie gehen tatsächlich ausgezeichnet. Du bist innerhalb kürzester Zeit eine vollwertige Arbeitskraft geworden.«
Es blieb unausgesprochen, dass Mansuetta weniger in der Apotheke helfen konnte als jemals zuvor, und das nicht nur, weil sie Matteo betreute. Laura wusste, dass Crestina sich darüber keinen Illusionen hingab. Einmal hatte Laura aus dem Nebenraum mitbekommen, wie Crestina ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter legte, nachdem ein Glasgefäß zu Bruch gegangen war und Mansuetta schluchzend versucht hatte, die Scherben aufzusammeln. »Lass es gut sein, Mädchen. Warum rufst du nicht Laura? Du weißt doch, dass deine Augen dir die Arbeit erschweren, du musst dich nicht zwingen, Dinge zu tun, von denen du weißt, dass sie dir schwerfallen! Nimm es hin, wie es ist, und versuche, daraus das Beste zu machen.«
»Wie soll ich daraus, dass ich blind bin, das Beste machen!«, hatte Mansuetta aufgebracht erwidert.
»Von Blindheit kann keine Rede sein. Du magst nicht gut sehen, aber du kannst sehen. Und davon abgesehen bist du ein Geschöpf Gottes, so wie wir alle, mit Fehlern und Schwächen. Viele Menschen haben ein körperliches Gebrechen und müssen es tragen.« Crestina hatte Mansuetta umarmt. »Schau, der Himmel hat uns das Mädchen und ihren Bruder gesandt! Wir brauchen sie, und sie brauchen uns! Merkst du nicht, wie der Kleine dich liebt? Und wie eifrig Laura in allen Dingen ist, wie anstellig beim Lernen und Arbeiten? Es ist, als hätte Gott all meine Gebete erhört! Lass uns dankbar dieses Geschenk annehmen!«
Crestina riss Laura aus ihren Gedanken. Sie sprach weiter, während sie die mit Wachstuch abgedeckten Salbentiegel auf ein Bord stellte, wo sie über Nacht auskühlen konnten. »Die Geschäfte gehen sogar so hervorragend, dass ich überlegt habe,
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