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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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der Schulter und schob ihn vorwärts. Mit einem Mal wurde der Geruch, den Carlo schon vorhin wahrgenommen hatte, stärker, und ihm wurde klar, dass es gar nicht das Nashorn gewesen war, dessen Ausdünstung ihm in die Nase gestiegen war. Vor ihnen schien sich eine glatte Grasfläche zu erstrecken, hier und da durchbrochen von Buschwerk, doch dann merkte Carlo, welcher Täuschung er erlegen war. Unmittelbar hinter einer niedrigen Hecke tat sich ein tiefer Graben mit beinahe senkrechten Wänden auf, die oben am Rand mit nadelspitz zulaufenden, nach innen zeigenden Eisenstäben bewehrt waren.
    »Da ist er!«, rief Cattaneo theatralisch aus.
    Carlo meinte, das Brüllen bereits zu hören, bevor es tatsächlich einsetzte. Stumm starrte er in die Tiefe des Erdlochs, in die gelben Augen der gefangenen Kreatur, die mit zurückgeworfenem Kopf dort unten kauerte und zu ihnen hinaufbrüllte, bis der Boden unter ihren Füßen zu zittern schien.
    »Gott steh uns bei«, sagte Silvio, der bis auf ein paar Schritte herangekommen war und mit morbider Faszination in die Löwengrube starrte. »Kann er wirklich nicht aus diesem Loch heraus? Ich wette, er würde uns alle miteinander in Windeseile zerreißen, wenn man ihn ließe!«
    »Vielleicht lassen wir ihn ja bald«, versetzte Cattaneo leichthin. An Carlo gewandt setzte er hinzu: »Ich hätte ihn dir gern in der Stadt präsentiert, aber das war natürlich unmöglich. Hoffentlich findet er trotzdem deinen Beifall.«
    »Du bist verrückt«, sagte Carlo. »Ein Löwe ist ein unsinniges Geschenk.«
    Damit konnte er Cattaneo nicht beleidigen. »Ich weiß, dass ich dich vollkommen aus der Fassung gebracht habe mit meinen Geschenken. Mir machst du nichts vor. Du bist restlos durcheinander.«
    Damit hatte er recht. Cattaneo zog seine Befriedigung beim Schenken nicht zwangsläufig aus der Freude, die er damit bereiten konnte, sondern vornehmlich aus anderen Regungen, die der krankhaften Ausprägung seines Charakters eher entsprachen.
    »Im Übrigen ist er nicht einfach nur irgendein Geschenk, denn dazu gehört außerdem noch, was du mit ihm machen kannst.« Bedeutungsvoll senkte Cattaneo die Stimme. »Du darfst ihn jagen, wenn du willst. Mit dem Speer oder dem Messer oder was ihr Söhne der Savanne sonst noch für Waffen dafür verwendet.«
    »Ich glaube nicht, dass ich ihn jagen will.«
    »Vielleicht will ich aber, dass du ihn jagst.« Ein Hauch von Eis schlich sich in Cattaneos Stimme. »Vielleicht bleibt dir zu gegebener Zeit gar nichts anderes übrig, als mit ihm zu kämpfen, wenn du nicht von ihm gefressen werden willst.«
    Carlo zog es vor, nichts darauf zu erwidern.
    »Was hältst du davon, mit mir zu verreisen?«, fragte Cattaneo.
    »Wir sind doch gerade auf einer Reise, oder nicht?«
    Cattaneo lachte. »Das hier ist ein Ausflug. Ich rede von einer richtigen Reise.«
    »Wohin?« Carlo schluckte. Aufregung bemächtigte sich seiner, denn mit einem Mal war er sicher, dass Giacomo Afrika sagen würde, und er wusste nicht, ob er sich davor fürchten oder es erhoffen sollte.
    Cattaneo schien genau zu wissen, woran Carlo dachte. Er grinste breit. »Nach Ungarn.«
    »Ungarn?«, fragte Carlo verblüfft zurück. Er kam sich töricht vor. »Was willst du dort, jetzt im Winter?«
    »Geschäfte machen. Da kann man sich die Jahreszeit nicht immer aussuchen, zumal diese Geschäfte sehr wichtig für mich sind.«
    Carlo zuckte die Achseln. »Ich habe kein sonderliches Interesse an Ungarn.« Das war gelogen, aber es schien ihm weit erstrebenswerter, ein paar Wochen oder sogar Monate ohne Giacomo verbringen zu können, als ein fremdes Land zu besuchen. Allerdings hatte er gut daran getan, sich nicht zu früh zu freuen, denn wie erwartet machte Giacomo ihm einen Strich durch die Rechnung, bevor deswegen offene Meinungsverschiedenheiten entstehen konnten.
    »Natürlich reist du mit mir«, sagte er knapp. »Was wäre ich ohne dich!«
    »Und wenn ich nicht will?«
    »Oh, du willst. Du weißt ja noch gar nicht, wie groß meine Liebe zu dir wirklich ist. »Ein lauerndes Lächeln trat auf seine Lippen. »Du hast nämlich noch nicht alles gesehen. Dein Hauptgeschenk wartet noch auf dich.«
    »Was für eine Kreatur willst du mir als Nächstes präsentieren?« Carlo fühlte sich an Leib und Seele erschöpft, obwohl er den halben Tag nichts weiter getan hatte, als in einem Boot zu sitzen und übers Wasser zu schauen.
    »Das Beste kommt wie immer zuletzt«, sagte Cattaneo. Diesmal glomm in seinen Augen ein

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