Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
Stimme der Rothaarigen schwang leiser Spott mit.
Er verzog das Gesicht. Gab es jemanden, der keine hatte? »Soll ich mir daraus ebenfalls einen Sud brauen?«
Die Rothaarige lachte, und zu Antonios Überraschung sah sie dadurch völlig verändert aus, und wenn er nicht vorher gesehen hätte, wie hässlich und schiefgesichtig sie war, hätte er fast glauben wollen, sie sei hübsch. Ihre Zähne waren weiß und gerade gewachsen, und ihre Augen funkelten schalkhaft. »Häng es dir um den Hals.«
»Und was passiert dann? Hat es eine Art Zauber?«
»Der Geruch vertreibt mit der Zeit die Flöhe von deinem Körper.«
Dagegen war nichts einzuwenden. Flöhe waren lästig, und auch wenn ihn die Stiche nicht so sehr störten wie Cecilia, wollte er die Plagegeister gern loswerden.
»Das macht drei Kupferstücke«, sagte Mansuetta.
»Eure Herrin hat gesagt, ich soll mein Geld behalten.«
»Das gilt für die Hustenmedizin, nicht für das Flohkraut.«
Antonio schaute die Alte an, doch die zuckte nur ungerührt die Achseln. »Für das Flohkraut ist Mansuetta zuständig.«
Antonio wollte ihr den Beutel vor die Füße werfen, doch dann legte er den Kopf zur Seite. »Woher soll ich wissen, ob das Zeug auch hilft, das Ihr in den Beutel gesteckt habt? Am Ende stinke ich wie ein Hund und habe trotzdem Flöhe. Also höchstens einen.«
»Zwei«, erwiderte die Rothaarige. »Das Kraut hilft, auch wenn es eine Weile dauert. Willst du dich ständig kratzen wie ein Tier oder mit reiner Haut durchs Leben gehen? Leute mit Flöhen sind öfter krank als diejenigen, die keine haben.«
Er dachte kurz nach und kam zu dem Schluss, dass der Handel wegen der kostenlosen Hustenmedizin günstig war. Er würde Cecilia das Flohkraut umhängen, bei ihr juckten die Bisse schlimmer als bei ihm. Aber ohne Feilschen konnte er das Zeug unmöglich kaufen.
»Ein Kupferstück, denn eigentlich brauche ich das Zeug gar nicht. Ich bin gesund wie ein Stier.«
»Aus flohverseuchten Stieren werden beizeiten Ochsen, und die taugen nur noch zum Karrenziehen oder zum Schlachten. Zwei Bagattini.«
»Gemacht«, sagte er, während er geschickt zwei kleine Münzen auf seiner Handfläche erscheinen ließ. »Wenn ich noch eines von diesen Zuckerstückchen da drüben bekomme.« Rasch setzte er hinzu: »Für meine kranke Schwester.«
Die Alte betrachtete ihn. »Hast du Interesse daran, nebenher ein wenig Geld zu verdienen?«
Er erwiderte ihren Blick kurz, und wie immer bei solchen Fragen lotete er argwöhnisch das sexuelle Interesse seines Gegenübers aus. Bei der Alten kam er augenblicklich zu dem Ergebnis, dass sie keines hatte, oder jedenfalls nicht an ihm.
»Kommt darauf an, was ich machen soll.«
»Mir scheint, du hast Talent zum Handeln. Also hör zu. Wir verkaufen an den Markttagen eine spezielle Medizin auf der Piazza, und die Geschäfte gehen so gut, dass wir überlegen, diesen Handel auszuweiten ...«
Der Mann trug trotz der Hitze einen dunklen Umhang über ebenso dunklen Calze , und sein Gesicht war bis zu den Lippen von der Maske verborgen. Die Ränder seines Baretts waren nach unten gezogen und verbargen alles bis auf das Kinn und den unteren Teil des Mundes.
»Geh hinaus«, sagte Anna Monteverdi zu Laura. Sie hatte sich auf dem Stuhl aufgerichtet und beide Hände in den Rücken gepresst, sodass ihr Bauch sich weit vorwölbte. Ihr Gesicht war noch verzerrt vom Schmerz der letzten Wehe, vielleicht auch vor Schreck über das unerwartete Auftauchen des Fremden.
Zum ersten Mal, seit sie denken konnte, wollte Laura ihrer Mutter unverzüglich gehorchen, doch diese Anwandlung verschwand ebenso rasch, wie sie gekommen war. Sie blieb an der Stelle stehen, wo sie sich befand.
Die Angst ließ ihre Zähne aufeinanderschlagen, aber sie würde eher sterben wollen, als die Mutter im Stich zu lassen.
Die Augen des Fremden starrten Laura durch die Maskenschlitze an.
»Laura, geh!«, schrie die Mutter. »Mach, dass du fortkommst!«
Eine weitere Wehe brachte sie dazu, laut aufzustöhnen und auf dem Höhepunkt des Schmerzes zu schreien, als würde sie gefoltert. Sie warf sich auf dem Stuhl hin und her und schlug mit beiden Händen auf den Tisch, als die Qualen übermächtig wurden.
»Anna!«, rief der Fremde, den Schrei der Mutter übertönend. Er packte Anna bei der Schulter und zog sie zu sich herum.
Laura kam es so vor, als drückte seine Stimme zugleich Wut und Panik aus.
»Lasst sie los!«, schrie sie. »Lasst meine Mutter in Ruhe!«
Der Fremde fuhr zu Laura
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