Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
Hände auf ihre Schultern und drückte sie behutsam. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen, um sie und das Kind in ihrem Leib vor allen Unwägbarkeiten zu bewahren. Vielleicht aber auch, um selbst Trost und Wärme zu finden. Als er nach seinem Besuch in der Ca’ Querini nochmals in sein Kontor zurückgekehrt war, um wichtige Frachtpapiere zusammenzustellen, war ein Bote mit einer schlechten Nachricht eingetroffen. Ein Schiff auf dem Weg von Syrien nach Kreta war bei einem Angriff der Osmanen gesunken, vollbeladen mit Seide und Gewürzen. Er war nur zum Teil an dieser Muda beteiligt, doch der Verlust war bitter. Er hatte den erwarteten Gewinn in die Maklerstelle stecken wollen, die er beim Consiglio hatte erwerben wollen. Nun musste er damit warten, bis das nächste Schiff einlief, eine Fracht aus Antwerpen, wo er einem weiteren Konsortium beigetreten war. Das konnte noch bis zum Ende des Jahres dauern. Bis sich die Wollgeschäfte, die er in London geschlossen hatte, auszahlen würden, musste er sich noch länger gedulden, voraussichtlich bis zum nächsten Frühjahr. Die Alaunlieferungen waren wegen des Krieges ins Stocken geraten, und daran konnten nicht einmal bestens bewaffnete Geleitzüge etwas ändern. Kaiserliche Truppen kontrollierten die Transportwege; über Land kam kaum noch eine Maus durch, geschweige denn eine Karawane. Gehandelt wurde fast nur noch per Schiff.
Vor den bogenförmigen Fenstern zog die Abenddämmerung herauf. Antonio und Laura hatten ihr Nachtmahl gemeinsam eingenommen, ohne die anderen, die schon früher gegessen hatten. Teller mit Speiseresten und eine halb geleerte Weinkaraffe standen noch auf dem Tisch, daneben eine flackernde Kerze, die den Raum in ein unruhiges Licht tauchte.
Antonio spürte beim Massieren von Lauras Schultern, wie verspannt sie war. Er ging hinüber zum Tisch und schenkte eine großzügig bemessene Portion Malvasier ein. »Hier, das wird dir guttun.«
Folgsam trank sie einen Schluck, doch es schien ihr nicht zu schmecken. Antonio nahm ihr den Becher ab, stellte ihn zurück auf den Tisch und kleidete sich mit bedächtigen Bewegungen aus. Sie warf ihm einen unsicheren Blick von der Seite zu und schaute dann rasch wieder fort. Er ergriff ihre Hand und zog sie vom Sessel hoch. »Komm.«
»Wohin?«
»Ins Bett.«
»Ach, Antonio, ich möchte nicht ...«
»Nicht, was du denkst. Ich will dich einfach nur halten. Mich mit dir hinlegen und dich umarmen, bis wir einschlafen. Zeit fürs Bett ist es ohnehin.«
Er setzte sich auf den Sessel, zog sie zwischen seine Schenkel und begann, sie vorsichtig auszuziehen. Sie senkte den Kopf und versteifte sich ein wenig, als er nach den Schnüren ihrer Gamurra griff.
»Weißt du, ich habe dich heute sehr vermisst«, meinte er mit ruhiger Stimme, während er sanft die Verschlüsse aufknüpfte und ihr das Kleid abstreifte.
»Du warst doch nur den Tag über fort«, widersprach sie. »Es gab Zeiten, da du für Monate verschwunden warst.« Ihre Stimme klang betont gleichgültig, aber er hörte deutlich das leise Zittern heraus.
Er löste die Bänder ihres Unterkleides und flocht dann ihr Haar auf. »Wenn ich lange weg war, habe ich dich nicht weniger vermisst, doch die Umstände waren nicht dieselben. Heute war es ganz anders. Es war ein eigenartiges Gefühl. Ich musste mit einer solchen Sehnsucht an dich denken, als wärst du nicht in derselben Stadt wie ich, sondern am anderen Ende der Welt. Bis zum Abend kam der Tag mir endlos vor.«
»Du hast recht. Manchmal können wenige Stunden sich zu einer Ewigkeit dehnen, und man fürchtet, sie gehen nie vorbei.« Sie holte Luft, als das Hemd mit einem seidigen Rascheln von ihren Schultern rutschte und sie gleich darauf nackt und mit aufgelöstem Haar vor ihm stand. Nicht nur ihre Stimme bebte, sondern auch ihr Körper. Doch ihm war klar, dass sie nicht fror, denn es war trotz der geöffneten Fenster erstickend heiß im Zimmer. Erst jetzt erkannte er, wie groß die Anspannung, unter der sie stand, wirklich war.
»Laura«, sagte er leise. »Du hast Angst, nicht wahr?«
Sie nickte stumm, und zu seiner Bestürzung fing sie an zu weinen. Er zog sie in die Arme und ließ sich mit ihr auf das Bett niedersinken. Die Wärme seines Körpers schien nicht zu reichen, um ihrem Zittern Einhalt zu gebieten, deshalb zog er eines der Laken über sie beide. Sie kroch in die Höhlung seines Leibes und schmiegte sich an ihn, Haut an Haut, ihre Gliedmaßen eng um die seinen geschlungen. Er sog tief
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