Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
Fioravante und Raffaele Correggio ihre Schlafkammern. Außerdem waren oben auch die Zwillinge untergebracht. Sie waren Anfang des Jahres eingezogen, als Laura und Antonio zu ihrer Reise aufgebrochen waren. Antonio hatte darauf bestanden; er legte Wert darauf, dass sein Haus und seine Familie während seiner Abwesenheit gut geschützt waren.
Der Anbau, in dem Laura früher mit ihren Eltern gelebt hatte, stand leer. Antonio plante die Einrichtung zusätzlicher Lagerräume für wertvolle Leder- und Seidenfrachten, deren Aufbewahrung ihm in den Magazinen am Rialto oder an den Kais nicht sicher genug erschien. Außerdem wollte er sein Kontor hierher verlegen, was ihm überflüssige Wege und Kosten ersparen würde.
Laura lauschte mit zur Seite geneigtem Kopf den Geräuschen des erwachenden Tages. Sie ließ die Wahrnehmungen auf sich einströmen, die Gerüche von draußen und drinnen, das Gefühl von Nachtkühle auf der Haut, die Glätte des Terrazzobodens unter ihren nackten Fußsohlen. Mit geschlossenen Augen und für einige wenige Augenblicke tat sie so, als wäre alles in bester Ordnung.
Ja, alles hätte gut sein können. Sie hatten ihr Leben bestellt, und sie hatten ihre Sache gut gemacht. Mit Gottes Hilfe, einer Menge Glück und einer ordentlichen Portion Tüchtigkeit war es ihnen gelungen, sich aus Elend, Hunger und Verzweiflung nach oben zu kämpfen. Sie hatten ihren Platz gefunden.
Laura öffnete die Augen wieder. Antonio hatte sich getäuscht, sosehr sie ihm auch hatte glauben wollen. Das Unheil hatte seinen Weg hierher genommen, und es begann, sich herabzusenken. Sie war in dem Bewusstsein aufgewacht, dass heute der Tag war, an dem sich ihre Vorahnungen erfüllen sollten.
»Du musst gehen«, flüsterte Mansuetta. Sie schob sich dicht an Giovannis nackten Körper, küsste ihn auf den Nacken und rüttelte ihn dann sacht an der Schulter. Er regte sich stöhnend und machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand, bevor er widerstrebend das heile Auge öffnete und ins matte Dämmerlicht blinzelte.
»Die Küchenmagd ist aufgestanden, es wird Zeit«, fügte sie hinzu.
Er gab einen gemurmelten Fluch von sich. »Heute ist Sonntag. Da sollte ein Mann, der jeden Morgen mit den Hähnen aufsteht, ein bisschen länger liegen bleiben dürfen.«
»Nun mach schon, sonst sieht dich noch jemand!«
»Und wenn schon«, gab er zurück. »Wir tun nichts Böses.«
Sie setzte sich auf und zog sich ein Laken vor die Brust, bevor sie aufstand, um sich in einer Ecke des Zimmers hastig anzukleiden. Sie genierte sich immer noch, sich ihm nackt zu zeigen, obwohl er häufig sagte, wie schön er sie fand.
Ihr Gesicht kannte er schon länger, in dem Punkt war sie ihm natürlich vertraut. Was ihren Körper betraf, so lag die Sache anders. Auf den ersten Blick und aus einer bestimmten Perspektive heraus mochte er wie ein normaler, schlanker Frauenkörper wirken, mit vollen Brüsten, schmaler Taille und runden Hinterbacken. Doch sobald sie sich bewegte und drehte, war unweigerlich zu sehen, dass sie hinkte und dass ihre Hüfte verkrüppelt war. Gemessen an Giovannis Behinderungen mochte das nicht gar so schrecklich sein, aber sie hatte immer noch Schwierigkeiten damit, vor seinen Augen natürlich aufzutreten. Genauer, sich ihm so zu zeigen, wie Gott sie geschaffen hatte.
Sie bestand stets darauf, die Kerzen zu löschen, bevor sie zusammenkamen. Im Dunkeln konnte sie sich vorstellen, wirklich schön zu sein. Und wenn er sie in seinen Armen hielt, fiel es ihr sogar überraschend leicht, denn sein Verlangen nach ihr kannte keine Grenzen, und umgekehrt war es ebenso. Sie fieberte förmlich diesen köstlichen Nächten entgegen, und in den Stunden, die sie darauf wartete, entfaltete sich die Welt um sie herum in einem ungewohnten, strahlend bunten Glanz. Sie war noch nie so glücklich gewesen.
Giovanni hatte sich ebenfalls aus dem Bett gequält, unlustig und in gereizter Stimmung. Er streifte seine Beinkleider über und schlüpfte in sein Hemd. »Ich hasse das«, meinte er mit kaum verhohlenem Ärger in der Stimme.
Mansuetta seufzte mit schlechtem Gewissen. »Ich auch, glaub mir.«
»Wann redest du mit ihnen?«
»Ich tu’s schon noch.«
»Das sagst du seit Tagen, aber wann willst du es wirklich machen?«
»Die Zeit ist momentan ungünstig. Die beiden haben ziemlich viele Probleme, denen ich nicht unbedingt noch weitere hinzufügen will.«
»Aha, das mit uns ist also ein Problem . Diese Ehe fängt ja gut an.« Am leicht belustigten
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