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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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»Ich hatte die Pest vor über fünfundzwanzig Jahren, Domine. Sonst würde ich hier nicht so unbesorgt mitten auf dem Kai stehen und Melonen verkaufen. Wollt Ihr nun ein Stück oder lieber doch nicht?«
    »Ich nehme eine ganze.« Antonio wählte eine ganze Frucht, nur um sie selbst und mit seinem eigenen Messer aufschlagen zu können, und nachdem er dem Verkäufer ein paar Münzen hingelegt hatte, ging er mit dem herausgeteilten Achtel weiter und ließ den Rest liegen.
    »Stets auf der Hut, wie?«, sagte eine amüsierte Stimme hinter ihm.
    Antonio fuhr herum. »Carlo!« Verblüfft und erfreut über das Wiedersehen betrachtete er sein Gegenüber. »Du schleichst dich immer noch an wie ein Geist!« Er schlug dem Schwarzen auf die Schulter und strahlte ihn an. Carlo sah prächtig aus, wie er sofort feststellte. Seine Erscheinung war beeindruckend, schon allein wegen der Körpergröße. Er erschien Antonio hochgewachsener und muskulöser denn je; das bartlose Gesicht wirkte in seiner dunklen Schönheit exotisch und zugleich geheimnisvoll. Er war barhäuptig; das Haar trug er wie früher kurz geschoren. Seine Kleidung war die eines erfolgreichen Kaufmanns, schwarz und schlicht, aber hochwertig gearbeitet. Beinkleider, Hemd und Wams schienen ihm auf den Leib geschneidert, und auch die Lederstiefel waren zweifellos maßgefertigt. An seiner Hüfte baumelte gut sichtbar ein Degen. Seine Haltung war lässig, aber seine Bewegungen signalisierten jene nur mühsam gebändigte Spannkraft, wie sie bei sprungbereiten Raubtieren zu finden ist.
    »Wie ist es dir ergangen?«, fragte Antonio.
    »Man kommt herum«, entgegnete Carlo. In seinen Augen blitzte der Schalk, und er lächelte. »Nicht so weit wie du«, fügte er hinzu. »Aber vielleicht ändert sich das noch.«
    Antonio nutzte die Gelegenheit, ihm von seinen Plänen im Ablasshandel zu berichten. Carlo hörte aufmerksam zu und stellte einige Fragen, wollte sich aber nicht auf konkrete Entschlüsse festlegen. »Lass uns warten, wie sich die Dinge hier in Venedig weiterentwickeln«, meinte er vage.
    »Gut, dann klären wir das, sobald ich zurück bin«, sagte Antonio.
    »Du verreist wieder? Wo soll es denn diesmal hingehen?«
    »Nach Kreta. Ich will meine Familie in Sicherheit bringen. Laura erwartet ein Kind, ich möchte nicht, dass sie hier ständig in der Gefahr lebt, sich anzustecken. Dasselbe gilt natürlich für ihre Schwester und Matteo.« Bedrückt fügte er hinzu: »Tomàso ist letzte Nacht gestorben. Zum Glück scheint Oratio durchzukommen.«
    Carlo wirkte betroffen. »Es wird seltsam sein, den einen Bruder nur noch ohne den anderen zu sehen.«
    Antonio holte Luft. »Ich war dieser Tage bei Valeria. Sie ist ebenfalls krank.«
    »Ich weiß.«
    »Woher?«
    Carlo hob nur die Brauen. Anscheinend wollte er nicht darüber reden.
    »Du ... hm, du weißt nicht zufällig, ob sie die Pest hat?«, fragte Antonio.
    »Falls dich die Sorge umtreibt, dass du dich vielleicht angesteckt haben könntest – in dem Punkt kann ich dich beruhigen. Es ist nicht die Pest, nur ein Fieber. Was natürlich nicht bedeutet, dass sie daran nicht ebenfalls sterben kann.«
    Antonio nickte betreten und fragte sich, ob er Carlo auf Valerias Ehe ansprechen sollte.
    Doch dann entschied er sich dagegen, denn im Grunde ging es nur die beiden etwas an. Und Querini natürlich, der sich zu allem Überfluss als naher – und mit einer scheußlichen Vergangenheit behafteter – Verwandter entpuppt hatte. All das war in der Tat erschreckend kompliziert, obschon diese Probleme angesichts der um sich greifenden Seuche stark an Bedeutung verloren.
    Antonio musterte Carlo aufmerksam. Ihm war klar, dass diese Begegnung hier auf der Riva degli Schiavoni kein Zufall war.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    Anstelle einer Antwort blickte Carlo sich um. Ein gedankenverlorener Ausdruck stand in seinen Augen. »Hier fing damals alles an. Auf diesem Kai. Hier setzte ich zum ersten Mal meinen Fuß auf venezianischen Boden.«
    Antonio erinnerte sich gut daran. Er war an jenem Tag ebenfalls hier gewesen. Genau wie Laura. Seit damals war ihr aller Schicksal auf seltsame Weise miteinander verknüpft.
    »Den portugiesischen Sklavenhändler habe ich umgebracht«, sagte Carlo im Konversationston, als berichte er über ein erfolgreiches Geschäft. »Desgleichen die Männer, die von Cattaneos verbrecherischer Bande noch übrig waren.«
    »Gut«, sagte Antonio knapp. »Fehlt nur noch Cattaneo selbst, wie?«
    »Ich will ihn heute

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