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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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die sie in einem anderen Leben gehört zu haben schien. Cattaneo hatte sie zu Arcanzola gesagt, damals, als sie Laura und Matteo zu ihm gebracht hatte.
    Bist du nicht von allen Frauen, die ich kenne, die schlimmste und verdorbenste? Wer bringt mir denn die Kindlein, wer hält die Schale, um ihr Blut aufzufangen?
    Matteo schlief fest; sein schmaler Körper lag reglos ausgestreckt auf dem mit schwarzem Samt bedeckten Tisch. Der Kopf war zur Seite gesunken, der Mund stand leicht offen. Im Licht der vielen Kerzen war seine Haut so bleich, als wäre er schon tot. Hätte sich sein Brustkorb nicht beim Atmen regelmäßig gehoben und gesenkt, hätte Laura jede Hoffnung aufgegeben.
    So jedoch war sie von einem derart sengenden Zorn erfüllt, wie sie es noch nie erlebt hatte. Die Säule, an die Cattaneo und Silvio sie gefesselt hatten, war aus grob gemauertem Granit, aber nicht allzu dick. Ihre Hände, mit Lederriemen hinter der Säule zusammengebunden, lagen nicht direkt auf dem Stein, sondern hatten geringen Spielraum. Sie konnte sich leicht vorbeugen und ihre Arme und Gelenke bewegen. Leider schienen sich die Schnüre bei jedem Versuch, sie zu lockern, nur fester zuzuziehen. Je mehr sie daran zerrte, desto enger kamen ihr die Fesseln vor. Allmählich begann sie sich zu fragen, ob nicht vielleicht genau das in Cattaneos Absicht gelegen hatte.
    Er war nicht mehr hier; kaum hatten er und Silvio den Jungen auf den Altar gelegt und Laura an die Säule gebunden, waren die beiden Männer schon wieder verschwunden. Bevor Cattaneo ging, hatte er über die Schulter zurückgeblickt und gelächelt. »Keine Sorge, mein Liebes. Ich bin bald zurück. Du musst nicht lange warten.«
    An diese Worte klammerte sich Laura. Solange er nicht wiederkam, würde sie nicht sterben. Und Matteo auch nicht. Sie hatte noch eine Chance. Mit Arcanzola allein konnte sie fertig werden. Vorausgesetzt, sie schaffte es, die Fesseln zu lösen.
    Die Möglichkeit, jemanden außerhalb des Gebäudes auf sich aufmerksam zu machen, erachtete sie als gering. Das Haus lag am Rande eines menschenleeren Brachgeländes, und es hatte dicke Mauern.
    Arcanzola fing an, sich auszuziehen. Mit langsamen Bewegungen legte sie Pectorale und Habit ab und warf alles nachlässig in eine Ecke. Anschließend drehte sie sich zu Laura um und fuhr sich mit beiden Händen über den Leib und zwischen die Beine.
    Ihr Körper war schlank und makellos, mit spitzen, hoch angesetzten Brüsten, einer schmalen Taille und langen Beinen. Ihre Blicke verhakten sich mit denen von Laura, während sie zu summen anfing und sich tänzelnd durch den Raum bewegte, immer hin und her, gleichzeitig jedoch näher kommend. Gerüche von Zimt und Nelkenöl mischten sich mit ihren Körperausdünstungen, und Laura musste ein Würgen unterdrücken, als Arcanzola vor ihr stehen blieb. Erinnerungen brachen über sie herein, denen sie nicht ausweichen konnte. Sie schauderte vor Ekel.
    »Ich sehe schon, du hast nichts von unserer denkwürdigen Begegnung vergessen«, sagte Arcanzola strahlend. »Genauso wenig wie ich! Was war das doch für eine erfreuliche kleine Auspeitschung, damals im Waisenhaus!« Sie beugte sich dicht zu Laura, die Nasenflügel gebläht und ein Leuchten im Blick. »Es war nur ein einziges Mal und nicht sehr heftig, aber es war ein echtes Erlebnis!«
    Mit einer nachlässigen Bewegung wandte sie sich ab und ging zum Opferaltar zurück. Dort bückte sie sich, hob den Samtbehang an. Als sie sich wieder aufrichtete, hielt sie ein Messer in der Hand, auf dessen Schneide sich der rötliche Widerschein der Kerzenflammen fing.
    Laura riss an ihren Fesseln. Sie spürte, wie ihr das Blut über die Finger lief, weil sie sich an dem rauen Stein die Haut aufgeschürft hatte. Es tat jedoch nicht allzu weh, denn durch die festgezurrten Riemen waren ihre Hände taub geworden. Statt aufzuhören, machte sie auf eine andere Art weiter. Fieberhaft begann sie, ihre Fesseln gegen die Säule zu reiben, ohne Rücksicht darauf, was dieser gewaltsame Akt mit ihren Händen und Knöcheln anstellte. Sie konzentrierte sich auf ihre Wut und auf ihren Willen, freizukommen. Wenn es ihr gelang, das Leder durchzuschaben, würden sich die Fesseln vielleicht lösen.
    Arcanzola kam erneut zu Laura, um dicht vor ihr stehen zu bleiben. Wie gebannt starrte sie Laura an, während sie das Messer hob. Laura verdoppelte ihre Anstrengungen, sie zerrte und scharrte hinter der Säule, bis sie merkte, wie ihr das Blut von den Fingern

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