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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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hindurchzusehen schien, als wäre sie gar nicht da, bevor sie drohend vor Julian Aufstellung nahm.
    »Julian, verlass augenblicklich diese Kammer und warte im Gästezimmer auf mich. Du kannst aber schon deine Sachen packen, denn du wirst Engelthal heute noch verlassen und niemals mehr hierher zurückkehren.«
    »Sehr wohl, liebe Muhme«, murmelte er mit einem spöttischen Unterton.
    Julian versuchte, Benedicta noch einen tröstenden Blick zuzuwerfen, aber die hatte die Augen gesenkt. Wortlos verließ der junge Fechtmeister die Klosterzelle.
    »Also hatte Schwester Walburga recht, als ich sie fragte, wo ich dich fände«, fauchte die Priorin Agnes an. »Sie sagte mir, du hättest dich bestimmt wieder zu Schwester Benedicta geschlichen, um ihr etwas zu essen zu bringen. Stimmt das?«
    Auch Agnes hatte den Kopf gesenkt. »Sieh mich an, wenn ich mit dir spreche!«, schrie Leonore sie an. »Ich will wissen, ob du ihr etwas zu essen gebracht hast!«
    Schuldbewusst blickte Agnes die Priorin aus großen braunen Augen an und nickte.
    »Dafür würde ich dich gern bestrafen, aber leider brauche ich deine Hilfe. Du hast doch mit der da …« Leonore stockte und deutete verächtlich auf Benedicta, bevor sie hastig fortfuhr. »… die Lebkuchen gebacken, oder?«
    Wieder nickte Agnes nur.
    »Gut, dann gehst du jetzt in die Küche und backst Lebkuchen, bis ich dir sage, dass es genug ist. Wenn du Zutaten brauchst, gib mir Bescheid, aber nun beeil dich! Der altehrwürdige Provinzial erwartet schnellstens eine Lieferung. Und zwar sollen sie genauso schmecken wie jene, die ihr vor ein paar Tagen gebacken habt. Halte dich also an das Rezept, nach dem ihr die Kuchen hinter meinem Rücken zubereitet habt.«
    Agnes wurde rot. Sie suchte Benedictas Blick. In deren traurigen Augen stand geschrieben: Tu, was sie sagt!
    Die Köchin zögerte noch einen Augenblick, doch dann presste sie heiser hervor: »Hochehrwürdige Priorin, wie gern würde ich Eurem Befehl Folge leisten. Allein, ich kann nicht.«
    »Was soll das denn nun wieder heißen?«, fuhr die Priorin sie an.
    »Ich kenne Benedictas Rezept nicht. Nur sie allein kann diese Lebkuchen herstellen.«
    Benedicta traute sich nicht, die Freundin anzusehen. Sie war zutiefst gerührt, dass diese sogar für sie log, denn natürlich kannte Agnes das Geheimnis mit dem erhitzten Gemisch aus Honig und Zucker. Und sie wusste inzwischen auch genau, wie viel von welcher Zutat vonnöten war, damit die Mischung so herrlich schmackhaft und nach den Wünschen der Nürnberger Brüder gelang.
    »Ist es wahr, Benedicta, dass Ihr allein das Geheimnis des Rezeptes kennt?«, fragte Leonore streng.
    Benedicta sah der Priorin offen in die Augen. »Ja, Agnes sagt die Wahrheit. Nur ich kann diese besonderen Lebkuchen backen.«
    »Oder Ihr könnt endlich das Rezept preisgeben und danach in Eurer Zelle verrotten!«, zischte die Priorin.
    »Das werde ich tunlichst unterlassen, und wenn Ihr mich einmauert. Dann bekommt der Provinzial eben Dietlindes Lebkuchen, aber ich verrotte lieber hinter diesen Mauern, als mich selbst zu verraten.«
    »Benedicta, Ihr seid starrsinnig und unbeugsam. Das wird Euch noch einmal das Genick brechen.«
    Täuschte sich Benedicta, oder schwang gar ein wenig Bewunderung in der Stimme der Priorin mit?
    »Und überhaupt, woher wisst Ihr, dass der Provinzial …?« Leonore unterbrach sich und gab sich die Antwort selbst. »Mein Neffe. Deshalb hat er den Frevel begangen und sich in den Zellentrakt geschlichen. Nur um Euch zu verraten, dass Ihr mich in der Hand habt. Das gibt Euch also die Sicherheit, Euch so widerspenstig zu gebärden. Gut, ich habe keine Wahl. Ihr geht in die Küche, und zwar sofort, aber ich werde nichts unversucht lassen, um das Rezept in Erfahrung zu bringen. Und wenn mir das gelungen ist, dann werdet Ihr dafür büßen, dass Ihr Euch mir widersetzt habt. Aber erst einmal nehme ich mir meinen Neffen vor.«
    Während sich Leonore immer mehr in Zorn redete, war Benedicta bei ihrem letzten Satz auf die Knie gefallen. »Bitte, lasst Euren Zorn nicht an Eurem Neffen aus!«, flehte sie. »Er wollte Euch bestimmt nicht hintergehen. Er …«
    »Schweigt!«, fuhr die Priorin sie an und forderte sie auf, sich sogleich in der Küche einzufinden und hurtig mit der Herstellung der Lebkuchen zu beginnen.
    Kaum war Leonore aus der Zelle gerauscht, fielen sich die Freundinnen erleichtert in die Arme, doch hastig ließ Benedicta Agnes wieder los.
    »Er hat sich nur meinetwegen ihren Zorn

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