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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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verloren. Wenn Gieselbert seinem Vater erst ins Gesicht log, würde der ihm sicherlich glauben.
    »Meister Ebert, bitte, das ist … ich … Euer Sohn …«, stammelte Benedicta, doch da trat Gieselbert fröhlich pfeifend in den Verkaufsraum. Als er die vermeintliche Brunhild sah, verstummte er. »Was will die denn hier?«, fragte er in abfälligem Ton.
    Benedicta funkelte den Jungen wütend an. Krank sah er nicht gerade aus. Und so selbstgefällig, wie er da stand, während der gute Crippin in der Hölle schmorte, machte sie das nur noch zorniger.
    »Es geht um deine Aussage als Zeuge …«, wollte Bäckermeister Ebert seinem Sohn die Sache erklären, als der ihm ins Wort fiel. »Ach, sie ist gekommen, um mich zu einem Meineid zu bewegen. Nein, den Gefallen tue ich ihr nicht.«
    Verständnislos starrte Meister Ebert seinen Sohn an. »Junge, wovon sprichst du? Es ist doch wohl Ehrensache, dass du zum Gericht eilst und schwörst, dass du in der Backstube nie etwas Unrechtes erlebt hast.«
    Verwirrt blickte Gieselbert von seinem Vater zu Benedicta. »Vater … ich … ich …« Verunsichert hielt er inne.
    »Euer Sohn hat vor Gericht bereits Zeugnis darüber abgelegt, dass Meister Heller ein Betrüger sei«, beeilte sich Benedicta zu sagen.
    »Du hast was getan?« Meister Ebert war fassungslos.
    »Sollte ich etwa lügen?«, fragte Gieselbert, während auf seinem Gesicht hässliche rote Flecken sprossen.
    »Natürlich nicht!«, schrie der Vater. »Du behauptest also, Meister Heller habe absichtlich zu kleine Brote gebacken?«
    »Genau.«
    Benedicta versuchte, Gieselberts Blick zu erhaschen, aber der schaute absichtlich an ihr vorbei.
    »Erzähl, wie bist du ihm draufgekommen? Warst du dabei? Hast du bei diesem Betrug mitgemacht?«
    Benedicta hielt die Luft an. Meister Ebert konnte dem Unsinn, den sein Sohn da erzählte, doch unmöglich Glauben schenken.
    »Nein, er tat es heimlich. Er schlich sich nachts, wenn ich in meiner Kammer lag, in die Backstube, um diese leichten Brote zu backen. Eines Nachts konnte ich nicht schlafen und hörte ein Geräusch aus der Backstube. Er war überrascht, als ich eintrat, und da sah ich es gleich auf den ersten Blick. Ich fragte: Warum tut Ihr das? Und er gab zu, dass er mit dem Anisbrot ein noch größeres Geschäft machen wollte. Er versprach mir, damit aufzuhören, aber da war es zu spät. Da hatten ihn bereits zwei redliche Frauen angezeigt.«
    »Was bist du nur für ein verdammter Lügner!«, schrie Benedicta und stürzte sich auf ihn.
    Meister Ebert aber riss sie von seinem Sohn weg und brüllte sie an, dass sie es ja nie wieder wagen solle, seinen Sohn einen Lügner zu nennen.
    Benedicta aber konnte sich nicht mehr beherrschen. »Ich nenne ihn so lange Lügner, bis er gesteht, dass er sich alles ausgedacht hat, um Meister Heller zu schaden. Und dann erzähle ich Euch, wie es sich zugetragen hat …«
    »Du wirst in meinem Hause gar nichts mehr sagen!«, herrschte Meister Ebert Benedicta an und packte sie grob am Arm. »Fort, aus meinem Haus!«
    »Damit schafft Ihr das Unrecht Eures Sohnes nicht aus der Welt. Lasst mich die Geschichte erzählen! Bitte! Und wenn Ihr dann immer noch glaubt, es hat sich so zugetragen, wie Euer Sohn behauptet, dann gehe ich freiwillig. Und zwar geradewegs zum Gericht, denn jetzt habe ich den Beweis.«
    Meister Ebert ließ ihren Arm los und zischte: »Gut, aber mach schnell! So wenig, wie ich dir glaube, so wenig wird dir das Gericht Glauben schenken.«
    »Es war so. Meister Burchard schwor Rache, weil Anselm eine andere zur Frau nahm …«
    »Jetzt lass Meister Burchard aus dem Spiel!«, fauchte Ebert.
    Benedicta aber fuhr unbeirrt fort. »Er stiftete Gieselbert an, seinem Lehrherrn so zu schaden, dass dessen Ruf für alle Zeiten zum Teufel wäre. Und er hatte da auch schon einen Plan. Brote, die leichter waren als sie anderen. Also schlich sich Gieselbert bei Nacht in die Backstube …«
    »Halt’s Maul!«, schrie der Lehrjunge.
    »Jetzt will ich die Geschichte zu Ende hören«, verlangte Ebert.
    »Er schlich sich also in die Backstube und backte diese Brote, die er zwischen die anderen legte.«
    »Und wo ist dein Beweis?«, schnauzte Meister.
    »Den Beweis hat Euer Sohn selbst geliefert. In seiner Geschichte hat er angeblich ein Geräusch aus der Backstube gehört, doch das ist schlechterdings unmöglich, weil seine Schlafkammer ganz oben unter dem Dach liegt.«
    Meister Ebert warf seinem Sohn einen vernichtenden Blick zu. »Stimmt das?«
    »Ich

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