Die leere Wiege: Roman (German Edition)
ein Glas Bier ein und kam so eilig auf sie zu, dass das Bier über den Rand des Glases schwappte. Als er vor ihr stand, kam er ihr auch kleiner vor als sonst. Wahrscheinlich weil er statt der Gefängnisstiefel diesmal einfache Slipper trug.
Er betrachtete sie anerkennend. »Sie sehen sehr hübsch aus.«
»Das kann nicht sein«, entgegnete Cate verlegen. »Ich bin schon ein wenig betrunken.«
»Nur ein wenig? Warten Sie, dagegen werden wir etwas unternehmen.« Er stürzte ins Haus und verschwand in der Küche.
Cate fing Sams Blick auf, der ihr zuzwinkerte.
»Hilfe«, formte sie mit den Lippen. Da kehrte Mark auch schon mit einem großen Glas Wein für sie und einem zweiten Bier für sich zurück. Sam machte Anstalten, zu ihnen zu kommen, doch ein anderer Gast trat ihm in den Weg und verwickelte ihn in ein Gespräch. Sam warf Cate einen entschuldigenden Blick zu.
»Ich bin froh, dass Sie auch hier sind«, sagte Mark und stand so dicht bei ihr, dass es ihr unangenehm war.
Sie rang sich ein Lächeln ab. Es fehlte nicht viel, und er glaubte tatsächlich, er habe bei ihr eine Chance. Wie ein bettelndes Hündchen kam er ihr vor. Ich muss noch was trinken , sagte sie sich. Sonst stehe ich diese Party nicht durch . Am nächsten Morgen konnte sie ja ausschlafen.
O Gott , dachte Cate. Wenn ich doch nur nicht so viel getrunken hätte.
Sie lag auf einem Bett, während sich um sie herum der Raum drehte. Sie hoffte, dass sie sich nicht übergeben musste. Scheußliche Poster umkreisten sie, halb bekleidete Frauen auf Motorrädern und irgendein Filmsternchen, das ihr halbwegs bekannt vorkam.
»Trinken Sie das.«
Mark reichte ihr ein Glas Wasser und setzte sich auf die Bettkante. Cate spürte, wie die Matratze nachgab. Die Bettdecke war mit einem billigen glatten Stoff bezogen.
»Danke. Ich glaube, ich hätte wirklich nicht fahren können.«
Sie war in seinem Schlafzimmer gelandet, zu betrunken, um noch Auto fahren zu können. So betrunken, dass es ihr egal gewesen war, wohin er sie brachte. Ihr Kopf wurde ein wenig klarer. Mark würde sie sich vom Leib halten können, tröstete sie sich. Er war ja noch ein Junge. Sie trank das Wasser, und ihr Magen hob sich.
»Ich … ich muss mich übergeben.«
Hastig reichte Mark ihr den Papierkorb. Als Cate sich darüberbeugte, erkannte sie Verpackungen von Süßigkeiten und einen Pappstreifen von einer Sockenmarke. Mark legte ihr eine Hand auf den Rücken. Ihr war zu übel, um die Hand abzuschütteln. Als sie sich erbrach, schmeckte sie eine bittersüße Mischung aus Wein, Käse und Ananas. Hinterher blieb in ihrem Mund ein saurer Geschmack zurück, aber ihr war immer noch schwindelig, und auf ihrer Stirn stand Schweiß. Kraftlos ließ sie sich zurücksinken.
Ohne den Papierkorb loszulassen, legte Mark sich zu ihr und küsste ihre schweißfeuchte Wange. Sie drehte den Kopf weg. Er stellte den Papierkorb auf dem Fußboden ab.
Zu Cates Entsetzen begann Mark, sich die Jeans aufzuknöpfen. Sie stöhnte und dachte, auch das hatte sie nur sich selbst zuzuschreiben.
»Mark«, murmelte sie. »Mir geht es nicht gut.«
Er trug jetzt nur noch ein T-Shirt und Boxershorts. Sie konnte nicht fassen, dass er eine Erektion hatte, schließlich hatte er gerade gesehen, wie sie sich übergab.
Cate dachte an Amelia, und die Schamröte schoss ihr ins Gesicht. Was um alles in der Welt tat sie hier? Sie war doch kein Teenager mehr, sondern Mutter, allerdings eine, die betrunken im Schlafzimmer eines Typen gelandet war.
»Darf ich dich wenigstens festhalten, Cate? Bitte.«
Plötzlich kam er ihr so bemitleidenswert vor, dass sie es nicht über sich brachte, ihn fortzustoßen. Abgesehen davon war sie ja noch vollständig bekleidet. Doch dann spürte sie seine Hand, die ungeschickt unter ihren Rock glitt und über ihren nackten Schenkel strich.
»Mark, nicht! Das ist keine gute Idee.«
Sie schob seine Hand fort und zog ihren Rock herunter. Als sie sich aufsetzte, wurde ihr so schwindelig, dass sie sich wieder zurückfallen ließ. Offenbar hatte sie noch mehr getrunken, als sie gedacht hatte.
Mit flehendem Hündchenblick sah Mark sie an und legte einen verschwitzten Arm über ihre Brust. Auf den Beinen spürte Cate die klebrige Nylondecke.
»Bitte, Cate.«
Mit offenem Mund wälzte er sich auf sie. Zwischen seinen Zähnen steckten Essensreste, sein Atem roch nach Bier. Cate versuchte, ihn fortzuschieben, doch seine Hand kroch unter ihre Bluse und umschloss ihre linke Brust. Er begann sie zu
Weitere Kostenlose Bücher