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Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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nicht, dass es etwas gibt, das du nicht tun könntest.«
    »Wirst du mich dann mitnehmen?«
    Ihre Stimme war so kläglich, dass es ihm fast das Herz brach. Sie bat um so viel mehr, als ihre einfachen Worte verrieten. Er spürte es im Tonfall ihrer Stimme, in der zögernden Art und Weise, in der sie die Worte aussprach. Er fühlte, wie es sie durchrieselte, dort, wo sich ihre Köpfe und ihre Schultern berührten. Sie fragte ihn nicht, ob er ihre Bitte erwog, sondern sie bettelte.
    »Bitte, Pan. Wirst du mich mitnehmen?«
    Er holte tief Luft und drückte sie fest an sich. Er wusste, was er sagen sollte, was sinnvoll gewesen wäre, was sein praktischer Verstand vorschlug und was richtig wäre. Er wusste aber auch, was sie hören musste. Ihm war klar, dass sie kurz vor einem Zusammenbruch stand. So stark sie auch war, so standfest er sie bei so vielen Gelegenheiten erlebt hatte, bei denen sie genauso gut hätte zusammenbrechen können, jetzt war es anders. Hier, an diesem Ort und in diesem Moment, hatte sie ihre Grenzen erreicht.
    »Ich nehme dich mit«, versprach er.
    Sie sagte nichts und tat auch nichts. Sie schien zu erstarren, wie die Luft in diesem Wald der toten Bäume, blickte auf ihre Füße und hielt den Körperkontakt mit ihm, den sie selbst hergestellt hatte, aufrecht. Aber sie verstärkte den Druck nicht.
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    »Du sagst das nicht einfach nur so?«
    »Wieso denkst du das?«
    »Es könnte sein, dass ich dich liebe.«
    Er hatte den Blick gesenkt, aber bei ihren Worten fuhr sein Kopf hoch, und er starrte in die mittlerweile fast undurchdringliche Dunkelheit vor sich.
    Und direkt vor ihm, außerhalb ihres improvisierten Unterschlupfs, erwiderten zwei riesige, gelbe Augen seinen Blick.
    Es erforderte ungeheure Willenskraft, nicht zurückzuzucken und aufzuspringen, sondern so ruhig zu bleiben wie sie, aber irgendwie gelang es ihm. Die Augen glühten, und ihr Blick war sehr intensiv. Sie reflektierten das Leuchten der fernen Sterne, das durch die dichten Wolken fiel und durch die Zweige der Bäume gefiltert wurde. Der Blick war starr, ohne zu blinzeln, und die Augen schienen in der Dunkelheit zu schweben wie riesige Kugeln.
    »Phryne«, sagte er leise.
    »Was?«
    »Ich möchte, dass du etwas für mich tust. Ich möchte, dass du deinen Kopf hebst, nur ein bisschen, und nach draußen siehst, außerhalb unseres Unterschlupfs. Aber sag nichts und tu auch nichts. Mach keine Bewegung. Und hab keine Angst.«
    Sie tat, was er verlangte, hob den Kopf, blickte hinaus, und er fühlte den Schauer, der sie durchrieselte, als sie diese gelben Augen sah. Aber sie rührte sich nicht und sagte auch nichts, geriet nicht in Panik.
    »Was ist das?«, fragte sie nach einer Weile. Ihre Stimme klang heiser.
    Während sie sprach, bewegten sich die Augen plötzlich, glitten nach rechts, und jetzt wurden Teile des Körpers sichtbar, zu dem sie gehörten. Das spärliche Licht der Sterne beleuchtete ihn. Es war eine gewaltige Raubkatze, größer als jedes Tier, von dem Pan jemals gehört, und ganz gewiss viel größer als alles, was er je gesehen hatte. Ihr Fell war grau und schwarz gefleckt, es hatte einen riesigen, flachen Schädel, kleine Ohren und um seinen Hals eine dichte Mähne. Als es sich erneut bewegte, ohne dass es dabei den Blick von ihnen genommen hätte, sah er, wie sich die Muskeln des langen, schlanken Körpers unter dem glänzenden Fell bewegten.
    Das Tier hob eine gewaltige Tatze und zupfte versuchsweise an den Zweigen, die unter dem ungeheuren Druck sofort nachgaben. Pan hörte, wie Phryne nach Luft schnappte, und spürte, wie sein eigenes Herz vor Angst zu rasen begann.
    Doch dann ließ die Raubkatze ihre Tatze sinken, drehte sich um und war ebenso schnell verschwunden wie Rauch, der vom Wind verweht wird. Phryne klammerte sich an Pan, als könnte sie bei ihm irgendwie Schutz finden. Er konnte sich jedoch nicht einmal vorstellen, was er gegen eine so ungeheure Raubkatze ausrichten könnte. Gewiss, er hatte den Stab und die Magie, um sie zu beschützen, aber er fragte sich, ob sie nützlich sein würde. Es war eine Sache, sich gegen etwas so Plumpes und Langsames wie einen Agenahl zu wehren, aber etwas vollkommen anderes, es mit einer solchen Kreatur wie der eben aufzunehmen.
    Die Katze tauchte unvermittelt wieder auf, materialisierte sich beinahe an derselben Stelle wie zuvor. Erst die Augen und dann Teile ihres Körpers. Die Dunkelheit war eine perfekte Deckung für sie; wenn sie blinzelte

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