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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Oder auch nicht. Sie entdeckte keinerlei Angst in seinen hellblauen Augen, weder zitterte er, noch zeigte er eine Regung. Das machte sie stutzig. Ist es der Schock? Oder wartet er darauf, dass ich mich wegdrehe? »Wo wohntest du in Dsôn?«
    Sintholor sah sie verwundert an, antwortete nicht.
    Firûsha verstärkte den Druck und schnitt in seinen Hals. »Ich zähle rückwärts, und wenn du mir nicht genau beschreibst, in welchem Ring dein Zuhause stand, schneide ich dir den Kopf ab! Ich kenne alle Straßen. Eins …«
    »Sintholor!« Eine dürre, blonde Albin in den verschmutzten Resten eines dunkelgrünen Kleids wankte an ihr vorbei, sank auf die Knie und schloss den Jungen in die Arme, ungeachtet des Schwerts.
    »Zwei …« Firûshas Herz schlug noch schneller.
    »Ich … bin noch zu durcheinander«, stammelte er.
    »Was willst du von ihm?«, sagte die Albin bittend.
    »Sie will wissen, wo wir wohnen, Mutter. Wenn ich es ihr nicht sage, tötet sie mich, weil sie denkt, ich bin der Karderier.« Sintholor schluchzte.
    Seine Mutter öffnete den Mund.
    »Nein. Nicht von dir will ich es hören, sondern von deinem Sohn«, fiel Firûsha der Mutter ins Wort. »Sofern er es überhaupt ist.« Sie könnte ebenfalls eine von ihnen sein. Sie schluckte. »Die letzte Zahl lautet …«
    Der Junge versetzte seiner Mutter einen Stoß, der sie ins Wanken brachte und in die Klinge trieb. Ein tiefer Schnitt zog sich quer über das Antlitz, sie hielt sich die Stelle. Dann hechtete Sintholor an Firûsha vorbei. »Nein!«, schrie er.
    Dachte ich es mir! »Du entgehst deiner Strafe nicht!« Sie hatte aufgepasst. Zuerst trat sie ihm in den Bauch, um seinen Lauf zu stoppen, und schlug das Schwert in seinen Rücken.
    Die Schneide fraß sich durch die Wirbelsäule. Ohne ein weiteres Geräusch brach Sintholor zusammen. Seine Mutter schrie gepeinigt und warf sich über ihn, um einen zweiten Schlag zu verhindern.
    »Weg von ihm! Es ist ein Karderier, der sich für deinen Sohn ausgab.« Firûsha wartete darauf, dass sich die Kreatur im Sterben verwandelte.
    Doch dies geschah nicht.
    Firûsha wurde schlecht. Ihr Götter! Sie starrte den toten Jungen an, über dem seine Mutter weinend kauerte und ihn mit ihren Tränen und ihrem Blut benetzte. Wieso hat er dann …?
    Ein warnender Ruf ließ sie herumfahren.
    Ein Alb kroch aus der Röhre und rannte los, vorbei an der Hütte und den Hang hinauf in Richtung des Tümpels, in dem sie Tungdil gefunden hatten.
    Da steckte er. »Nein!«, rief Firûsha den Bogenschützen zu, die verfolgt hatten, was geschehen war, und den Flüchtenden mit Pfeilen spicken wollten. »Er gehört mir!«
    Sie flog nur so dahin, um den Schuldigen am Tod des Jungen einzuholen. Sie war überzeugt davon, dass der Karderier absichtlich lange gewartet hatte, weil er genau wusste, wie sie handeln würde. Er machte mich zu einer Mörderin an einem unschuldigen Kind und sah dabei grinsend zu!
    Der falsche Alb hatte die Kuppe erreicht und verschwand dahinter.
    Firûsha stürmte hinterher und sah, wie er in den Tümpel sprang, in dem sie den Unterirdischen fanden. Hofft er, mir dadurch zu entkommen?
    Sie eilte ans Ufer und schlug mit dem Schwert zu. Sie zerteilte die Wellen, es spritzte und platschte. »Was nun? Tarnst du dich als Fisch?«, rief sie und ließ sich dazu hinreißen, ins Wasser zu steigen, stach dabei unentwegt unterhalb der Oberfläche. Das Nass wusch wenigstens den Gestank der Albaeleichen und das Blut der Verwundeten ab.
    Firûsha watete tiefer hinein und stellte fest, dass der Grund rasch unter ihr abfiel. Dort, wo die Kaskade brodelnd eintauchte, war der Boden des Tümpels sicherlich ausgewaschen und sehr tief. Da wird er sich verbergen!
    Sie tauchte mit der Rüstung, die sie sofort abwärts zog, bis auf den Grund.
    Der Teich war klar, nur die Luftbläschen trübten die Sicht. Es kühlte ihren heißen Kopf, aber nicht ihren Hass auf den Karderier.
    Hinter der Kaskade erkannte sie eine Öffnung.
    Eine zweite Höhle. Firûsha zog sich unter Wasser an der Wand nach oben und schob den Kopf vorsichtig über die Oberfläche.
    Eine sechsarmige Silhouette sprang auf sie zu, die einen Knüppel oder Ähnliches schwang, um sie zu erschlagen.
    Zu langsam! Sie wich dem niederpfeifenden Gegenstand aus und bohrte dem Karderier die Klinge in den ungeschützten Bauch, drückte sich ab und schwang sich aus dem Teich in die Höhle. Dabei schob sie ihren Gegner rückwärts, der mit offenem Mund auf das Schwert sah, dann auf seine

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