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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Wunde.
    »Dachtest du, ich lasse dich entkommen?«, schleuderte Firûsha ihm entgegen, zog die Waffe aus ihm und trennte ihm in der gleichen Schwungbewegung den ersten Arm ab. »Nein, du wirst leiden, bevor ich dir erlaube zu sterben! Ich stutze dich zurecht!«
    Die harten Schläge hackten die übrigen fünf Gliedmaßen gleich dicken Zweigen ab, während der Karderier kreischend rückwärts taumelte. Als er stürzte, verlor er seinen letzten Arm und bespuckte die Albin mit Blut und Speichel. Er wälzte sich sterbend und gab unverständliche Laute von sich.
    »Bettelst du um Erlösung?« Firûsha lachte ihn aus. »Ich bete zu Samusin, dass du lange durchhältst. Ich ergötze mich an deinem Schmerz. Es ist die Rache für das, was du meinem Volk antatest. Und mir.« Eine Mörderin. Nun bin ich doch zu Recht in Phondrasôn.
    Die Bewegungen des Gestaltwandlers erlahmten. Er lag keuchend still, der hässliche Kopf sank zurück. Die Lippen zogen sich mit einem Lächeln zurück und entblößten die spitzen Zähne. »Niemals gelangen«, röchelte er vergehend. »So einfach. So einfach … Der Zwerg …« Dann starb er.
    Firûsha betrachtete den hässlichen Körper, die kalten toten Augen, die verhasste Fratze und hob ihr Schwert weit über den Kopf. Schreiend drosch sie zu.
    Die Klinge fuhr durch den Karderierschädel, brach im vorderen Drittel ab, weil die Spitze auf den Stein darunter aufschlug, spaltete die Leiche und blieb auf Höhe des Brustbeins stecken.
    Ich hätte dich gerne viel länger gequält. Sie ließ den Griff los und sprang in den Teich, um zu ihren Leuten zurückzukehren. Sie musste ihr Volk in die Sicherheit der Festungsmauern bringen.
    Das Schwert blieb, wo es war. Firûsha wollte es nicht länger führen. Es hatte unschuldiges Albaeblut gekostet.

 

    Die Verluste der Jungen Götter
    schienen unersetzbar zu sein.
    Esmonäe – tot
    Marandëi – vergangen.
    Es sollten zudem
    nicht die letzten Freunde sein,
    die verloren wurden.
    Doch das Schicksal
    hielt eine Entschädigung
    für die Jungen Götter bereit.
    Der Preis dafür war ungeheuerlich.
    Aus dem Epos »Junge Götter«,
aufgezeichnet von Carmondai, dem Meister in Bildnis und Wort

 
    Phondrasôn
    Tirîgon spielte nervös mit der Schreibfeder, das Blatt vor ihm war leer. Dabei sollte es sich mit Aufzeichnungen und Anregungen füllen.
    Er erhoffte sich von der Besprechung mit seinen Geschwistern, Crotàgon, Tossàlor, Gàlaidon, den sie zum Sytràp ihrer Garde gemacht hatten, und Horogòn dem Heiler, dass es voranging. Dass sie irgendetwas beschlossen. Dass sie Mut und Zuversicht fassten, auch wenn es allen sichtlich schwerfiel, daran zu glauben.
    Aber sie saßen mit betrübten Gesichtern in der Bibliothek. Jeder hing seinen eigenen verzagten Gedanken nach.
    Alles ist anders, als ich es mir erdachte. Sowohl in Phondrasôn als auch in Dsôn Sòmran. Esmonäes Bild stahl sich aus seinem Hinterkopf, ihr Haar funkelte, und der Blick war eine einzige Anklage. Mit ihr hätte es nicht so enden sollen. Er war bei den Gedanken an sie unglaublich zerrissen, hing an der Toten und hasste sie für den begangenen Verrat. Um seinen Bruder nicht ebenso hassen zu müssen wie Esmonäe, versuchte er, die Albin doppelt zu verabscheuen. Doch das gelang ihm kaum.
    »Wie ist der Zustand des Unterirdischen?«, richtete Sisaroth das Wort an den Heiler, um das erstorbene Gespräch in Gang zu bringen.
    »Wir haben seinen Tod bislang erfolgreich verhindert, doch zu mehr sind wir nicht in der Lage«, antwortete Horogòn, der ein weißes Gewand mit blutroten Verzierungen trug, die stilisierte Spritzer darstellten. Das Zeichen seiner Zunft. »Die oberflächlichen Wunden schlossen wir, ein paar Tränke brachten ihm Kraft zurück. Aber der Hieb, den er gegen Stirn und Kopf erlitt, schleuderte seinen Verstand davon, fürchte ich. Der Unterirdische liegt mit offenem Auge im Bett und starrt gegen die Decke.« Er griff nach dem Becher und nahm einen Schluck vom Wasser. »Er wird uns gewiss nicht sagen können, wo wir aus Phondrasôn herausfinden.« Horogòn warf Tossàlor einen Blick zu. »Von mir aus kannst du ihn haben. Ich sehe nicht, dass uns die Bergmade von Nutzen sein wird.«
    Der Knochenschnitzer grinste erwartungsfreudig.
    Das würde ihm passen, dachte Tirîgon. Er schrieb nicht mit, weil er es niederschmetternd fand, nichts Gutes zu hören. Eine Hoffnung weniger.
    »Warten wir, was die Zeit bringt. Solange er nicht besonders viel Aufmerksamkeit verlangt, werden wir ihn nicht

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