Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
Waffe zum Einsatz bringen zu können; den Dolch steckte er weg.
Der Elb wischte sich das Blut von der Nase. »Sitalia ist mit mir!«, schrie er und griff ungestüm an.
Die Kombination aus Stichen und Schlägen, die er einsetzte, bereitete Tirîgon Schwierigkeiten. Niemand aus Phondrasôn kämpfte auf diese Weise.
Ein unerwarteter Tritt gegen das rechte Knie fegte ihn von den Beinen, die zustoßende Schwertklinge konnte er nur mit einer Unterarmschiene abfälschen; dicht neben dem Kopf ging sie in den Waldboden.
Tirîgon schlug dem knienden Gegner wieder auf die Wunde, zwängte einen Panzerhandschuh unter dem Harnisch durch und langte in den Schnitt, riss an den Rändern.
Aufschreiend rollte sich der Elb weg, die Waffe entglitt ihm.
Schluss! Tirîgon packte sein Schwert beidhändig und führte einen immensen Schmetterschlag, der dem Liegenden quer durch seine Lederpanzerung in die Brust fuhr und sie auftrennte. Genau in Höhe des Sonnengeflechts verlief der Schnitt parallel zum Gürtel, teilte Herz, Lungen und letztlich das Rückgrat. In Hälften lag der Elb vor ihm, die Augen brachen flackernd.
»Dein Tod«, keuchte er, »heißt Tirîgon. Du wirst nicht der letzte Elb sein, der durch mein Volk fallen wird. Und du«, er sah dem Toten in die erblindenden Pupillen, »gabst uns die besten Voraussetzungen.« Er stemmte sich in die Höhe und schrie seinen Triumph laut gegen das Taggestirn.
Sofort folgte dem Hochgefühl die Enttäuschung, nicht mehr Feinde zu haben, die Tirîgon gerade in diesem Augenblick umbringen konnte. Er tröstete sich damit, dass er die Karte besaß, die ihn und seine Geschwister zu den geheimen Siedlungen führte.
Tirîgon nahm das Schwert des Elben an sich, in dessen Griff das Pergament gut verborgen lag, schlug seinem Feind den Kopf ab, um ihn als Trophäe zu behalten.
Was er damit anstellte, wusste er noch nicht, doch Tossàlor hatte in ihm einen guten Schüler gehabt. Ein verzierter Elbenschädel auf der Spitze meines Hauses, das ich errichten werde. Das gefällt mir.
Auch wenn die Zeit drängte, brach er sich die größten Knochen aus dem Leichnam und steckte sie in das Untergewand des Elben, band es zu einem Säckchen und trat den Rückweg an. Die Überreste sollen den Waldtieren und Krähen als Fraß dienen.
Euphorisch trat Tirîgon den Rückweg an.
Der Qualm, den die brennende Siedlung verursachte, leitete Tirîgon auf der letzten Strecke seiner Reise.
Als er kurz vor Sonnenuntergang in den rauchenden Trümmern des Elbendorfes stand, wurde er von einer besorgten Firûsha freudig begrüßt. Sisaroth eilte ebenso herbei und zeigte sich erleichtert über seine Rückkehr.
Die Albae hatten ein Lager errichtet, Elbenleichen wurden präpariert und die Einzelteile zur späteren Verwendung vorbereitet. Eine Tätigkeit, die manche niemals in ihrem Leben zuvor übernommen hatten und genaue Anweisungen der Älteren benötigten.
»Ich bin zurück, und ich komme nicht mit leeren Händen.« Tirîgon legte seine Trophäen zur Seite und wies ihnen die Karte, auf der sieben weitere Siedlungen eingezeichnet waren. Jetzt werden sie staunen! Er nahm sich einen Apfel und biss ab. Dieser Geschmack! Keine teure Speise würde mir besser munden!
Noch bevor er genauer berichten konnte, was unterwegs alles geschehen war, hakten sich seine Geschwister rechts und links unter und führten ihn in den Wald in Richtung Mondteich. Sie taten äußerst geheimnisvoll.
»Wir haben unsere Späher bereits ausgesandt«, sagte Sisaroth, dessen Laune deutlich gestiegen war. »Sie werden als Elben verkleidet Neuigkeiten bei den Barbaren sammeln.«
»Zwar gab es drei Elben, die uns entkommen sind, aber wir werden sie bald eingeholt haben. Ich habe kleine Trupps geschickt, die ihnen auf den Fersen sind«, stimmte Firûsha mit ein.
»Und wenn sie die Siedlungen erreichen?«, sagte Tirîgon nachdenklich. Sein taktisches Denken mochte die Vorstellung nicht. Unser Vorteil schwindet.
»Sollen sie die Siedlungen doch vor uns warnen! Es wird ihren Untergang nicht verhindern.« Firûsha hielt es vor Spannung nicht mehr aus. »Bruder, es ist etwas Wundervolles geschehen!«
»Da vorne ist es. Gebt acht, damit wir nicht zu dicht herangehen. Es könnte nachrutschen«, warnte Sisaroth und schob das Unterholz zur Seite, um den Blick freizugeben.
Tirîgon sah auf die Stelle, an der sich das dunkle Gewässer befunden hatte – aber es war verschwunden!
An seiner Stelle klaffte ein Loch von einer Meile Durchmesser und Tiefe.
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