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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schlot auf, die Last ihres Körpergewichts auf den rechten Fuß verlagert. »Hallo? Hört mich jemand?«, rief sie verzweifelt. Wegen des Nebels um sie herum konnte sie nichts erkennen – weder wo sich das Haus befand, noch in welcher Höhe sie stand.
    Die Gespinste verschluckten ihre Stimme.
    Ranôria sah in den Kamin. Die Bewohner des Hauses müssten mich doch vernehmen. »Hey, da unten«, schrie sie in den warmen Qualm und hustete. »Helft mir! Ich stürzte aus dem Aufzug auf euer Dach und habe mir …«
    Es klirrte, als ein dunkler Schatten oberhalb von ihr auf den Schindeln landete.
    Der Mörder! Er gibt nicht auf. Sie verstummte und hangelte sich um das Kaminmauerwerk, um sich vor dem Alb zu verbergen.
    Es war still. Beide schienen zu lauschen, ob sich der andere durch ein Geräusch verriet.
    Leise wehte der Wind, spielte mit dem Dunst und schien Gefallen daran zu finden, Nebelgestalten zu formen.
    Unaufhörlich stürzten sich die Tropfen auf Dsôn, tränkten Ranôrias Kleidung, die Haare, einfach alles. Ihr Knöchel machte sich mit stechender Pein bemerkbar, sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht zu stöhnen und ihre Position zu verraten.
    »Ich finde dich«, wisperte der Mörder irgendwo vor ihr. »Der Nebel kann dich nicht vor mir beschützen!«
    Riegel wurden zurückgeschoben, eine Klappe schwang im Dach auf, und das warmgoldene Schimmern einer leuchtenden Laterne fiel auf die Schindeln, erlösend wie der Strahl eines Signalfeuers.
    »Ist da jemand?«, fragte eine weibliche Albstimme, die Lampe wurde herumgeschwenkt.
    Es sind vier Schritt, und ich bin im Haus, überschlug Ranôria. Gleichzeitig wusste sie, dass der Mörder ihr auflauerte. Mit einem gebrochenen Knöchel stellte sie das Gegenteil von flink und wendig dar.
    Die Laterne bewegte sich. Eine Hand und ein Arm, die sie führten, erschienen schemenhaft durch den Dunst. »Soll das ein Scherz sein? Wer ist da?«
    Ranôria wagte es.
    Ohne sich bei der Albin mit Laterne zu melden, verließ sie ihre Deckung, schlitterte vorwärts und musste aufächzen, als sie den verletzten Fuß nutzte, um das Gleichgewicht auf dem nassen Untergrund zu halten.
    Die Lampe ruckte herum. »Wer …?«, fragte die Stimme fordernd.
    Der Mörder jagte über das Dach herab, glitt ratternd über die Schieferplättchen und stieß raubvogelgleich nieder.
    Da ist er! Ranôria sah seinen Schemen und ließ sich fallen.
    Die Klinge verfehlte ihr Herz, durchbohrte dafür ihren rechten Arm und brachte sie zum Schreien. Der Schwung riss sie herum, sie rutschte kopfüber abwärts in das Grau – bis sich Finger um ihren Fuß schlossen. Ihr Fall wurde aufgehalten.
    »Ich habe dich«, rief die Albinnenstimme.
    »Danke«, schluchzte Ranôria und fühlte ihr Blut warm aus der Wunde strömen. Wo steckt der Mörder? Furchtsam hob sie den Kopf und starrte in den Nebel. Ihr Herz klopfte bis zum Hals.
    »Kannst du dich bewegen?«
    »Nein. Bitte, lass mich nicht los!«
    Weitere Stimmen wurden hörbar, es kam ein weiterer Helfer. »Wir ziehen dich hinein«, lautete die Meldung. »Keine Angst.«
    »Was, bei den Infamen, treibst du überhaupt auf meinem Dach?«, rief ein Alb dazwischen. »Das ist hoffentlich kein gescheiterter Versuch, in mein Heim einbrechen zu wollen?«
    »Vater, nun hilf mir«, sagte die Albin energisch, »bevor du Anschuldigungen …« Ihr Satz ging in einen Schrei über, gefolgt vom dunklen Stöhnen ihres Vaters.
    »Was?« Ranôria wurde weiter nach oben gezogen. »Ist euch etwas passiert?«
    Die Lampe rollte an ihr vorbei und erlosch in der Tiefe des Nebels.
    »Durchaus«, erklang die Stimme des Mörders. »Aber darüber musst du dich nicht mehr sorgen.«
    »Lass mich los!«, schrie Ranôria, während sie Stück für Stück zur Luke rückte.
    Ihr Strampeln brachte nichts. Die Schieferschindel, an der sie sich kurz festklammern konnte, löste sich aus dem Verbund und blieb in ihren Fingern.
    Schließlich wurden die Beine in die Öffnung gezogen. Eine Hand packte sie vor der Brust an ihrem Umhang und zog den Oberkörper hoch. Sie sah die falsche Wache, das Schwert auf ihre Kehle gerichtet. »Ich bringe zu Ende, was ich …«
    »Nicht, solange ich mich wehren kann.« Ranôria schlug mit der herausgezogenen Schindel zu, die am Helm des Mörders zerschellte. Kleine Splitterchen fanden den Weg durch das Visier.
    In einem Reflex wandte er den Kopf zur Seite, stöhnte und stürzte rückwärts durch die Luke. Da sich seine Finger nicht öffneten, zog er die Albin mit in die

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