Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
handelte. Eher wie eine Schachtel in weiteren Schachteln. Eine Höhle mündete in eine andere oder einen Gang, Stufen führten mitten in den Korridoren hinauf oder hinab und wechselten die Ebenen.
    Er hatte bei seiner Wanderung Schluchten passiert, über die sich Brücken von einer Meile Länge spannten und die durch Ketten gehalten wurden, die wiederum hinauf in eine undurchdringliche Schwärze führten. Weder wusste Tirîgon, an was diese schwingenden Übergänge befestigt waren, noch, ob sie sein Gewicht trugen. Wagnis war das Wort, das in Phondrasôn über allem schwebte.
    Aber da er sich an die erbeutete Karte hielt, jede Abweichung vermied und es auf keinen Kampf ankommen ließ, gelangte er unbehelligt vorwärts. Seine größten Feinde hießen Hunger und Durst.
    Der Fisch verströmte einen appetitlichen Geruch, das Fleisch war gar.
    Endlich Füllung für meinen Magen! Tirîgon machte sich in seiner Nische abseits des Weges ans Essen, sorgsam auf die Gräten achtend, und überlegte, wie lange er noch benötigte, bis er Tossàlor erreichte.
    Er hatte geschätzte einundsiebzig Meilen zurückgelegt, blieben noch neun.
    Wie viel Zeit vergangen war, wusste der Alb nicht. Entweder gab es in den Gängen gar kein Licht, dann wieder schimmerten die Wände von selbst in verschiedenen Farben, oder er fand eine verlorene Fackel, die ihm Helligkeit spendete. Auch trockene Knochen eigneten sich als Leuchtmittel oder zum Entzünden eines Lagerfeuers. Sobald Tirîgon müde wurde, legte er sich zum Schlafen und ging bei seinem Erwachen weiter.
    Ich stinke sicherlich. Auf Reinlichkeit legte er wie alle seines Volkes größten Wert. Phondrasôn machte es ihm schwer, diesem Bedürfnis nachzukommen.
    Tirîgon warf das Fischgerippe kurz ins Feuer, um die Knochen zu härten, nahm es heraus und bearbeitete sie mit seinem Messer. Zur Ablenkung von allem Elend schnitzte er Figürchen, wie er es in Dsôn gehalten hatte.
    Was tue ich, wenn ich Tossàlor gegenüberstehe? Ihn freundlich grüßen und hoffen, dass meine Knochen ihm nicht zusagen? Durch die Wirkung seiner Klinge entstand ein grob geformter Alb, dem er noch ein Schwert und einen Speer fertigte. Um detailreicher an den dünnen Gräten zu arbeiten, mangelte es ihm an Werkzeug. Er betrachtete sein Werk. Ich könnte ihn überwältigen und verschnüren, um mit ihm zu sprechen.
    Tirîgon hielt diesen Gedanken für die beste Lösung.
    Er stellte das Figürchen neben sich, warf zwei Knochen, die einst einer Bestie gehört hatten, in die Flammen und gab zwei der gelben Steine hinzu, die mit intensiverer Wärme brannten. Er hielt es für einen Verwandten der Kohle und betrachtete das Brennmaterial als Glücksbringer. Bislang war er noch nicht im Schlaf angegriffen worden.
    Tirîgon bettete sein Haupt auf seinen Arm und sah in die Flammen, lauschte auf das Knistern und dachte an seine Geschwister.
    Er wünschte ihnen den gleichen Beistand der Infamen und Tions, den er erhalten hatte. Er war mit den Resten des Stegs auf dem See gelandet und an Land getrieben, durch Tunnel und Stollen gewandert, ohne auf Widerstand oder Feinde zu stoßen. Lediglich Gewicht hatte er verloren, das spürte er am Sitz seiner Kleidung und seiner Rüstung.
    Sie müssen noch am Leben sein, hoffte Tirîgon inständig. Wir finden zusammen. Er ballte eine Hand zur Faust. Phondrasôn könnte tausendfach größer sein, wir kommen wieder zusammen und herrschen über alles, was darin lebt und kriecht!
    Ein Steinchen rollte in der Nähe seiner Nische klickend über einen Felsen.
    Es mochte nichts zu bedeuten haben – oder einen Gast ankündigen, der sich für sein Feuer interessierte.
    Tirîgon richtete sich auf und erklomm die Wand, schwang sich auf einen schmalen Vorsprung, von dem aus er die Nische einsah.
    Lautlos näherte sich eine menschengroße, drahtige Gestalt, die dunkle Kleidung trug und einen Dolch in der Rechten hielt.
    Von oben ließ sich nicht erkennen, welcher Rasse der Besucher angehörte, aber die gezogene Waffe in der Hand legte den Schluss nahe, dass die Absichten nicht unbedingt friedlich waren. Mann oder Frau?
    Die Gestalt kam gebeugt ans Feuer und langte nach der Fischhaut, die Tirîgon nicht gegessen hatte. Hungrig machte sie sich darüber her, kniete sich hin und schien sehr vorsichtig zu sein. Ständig hielt sie mit dem Kauen inne und lauschte.
    Als die zähe Haut verschlungen war, sah der Unbekannte das Figürchen.
    Er nahm es behutsam auf und hielt es gegen die Flammen, betrachtete es von allen

Weitere Kostenlose Bücher