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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sagte Tirîgon und senkte sein Schwert. Die Waffe brachte ihm nichts. Die Albin hatte bewiesen, dass sie ihm überlegen war. Was wird aus dieser Zusammenkunft gedeihen?
    »Weil ich mich als Obboona ausgebe?« Sie riss sich das falsche Maskengesicht herab und zeigte ihre wahren Züge, die sich wahrlich sehen lassen konnten. »Nein. Das habe ich erst in Phondrasôn begonnen. Dieses Volk wird gemieden und in Ruhe gelassen, wie ich bemerkte. Um Scherereien zu vermeiden, wählte ich diese Verkleidung.«
    Sie ist schön anzuschauen, obwohl sie vor Schmutz starrt. Tirîgon verstaute sein Schwert in der Scheide. Würde sie mir in Dsôn hübsch gekleidet und gepflegt begegnen, ich könnte sie mir sogar als Gefährtin vorstellen! »Wenn du mir deinen Namen nicht sagst, wie wäre es dann mit dem Grund für deine Verbannung?«
    »Da ich die Ältere und schon länger als du an diesem verabscheuenswerten Ort bin, bestehe ich darauf, deine kleine Geschichte zuerst zu hören. Sie wird schneller erzählt sein als meine.« Die Albin sah sich um. »Du hast nicht noch einen Fisch versteckt?«
    »Nein. Aber ich kann dir gleich zeigen, wo man einen fängt. Nicht weit von hier ist ein kleiner Teich. Die Fische stehen im flachen Wasser. Es ist leicht, sich einen von ihnen zu schnappen.« Tirîgon setzte sich in den warmen Sand, sie folgte seinem Beispiel. »Ich bin freiwillig hier.«
    »Ah. Ein kleiner, tapferer Krieger will zum Mann werden«, stieß sie aus und ließ ein verständnisloses Lachen folgen. »Warum tut ihr nicht etwas Sinnvolles, um zu beweisen, dass ihr erwachsen wurdet? Wäre ich ein Scheusal oder eine Verrückte, hätte ich dich umgebracht. Deine Familie könnte lange auf deine Rückkehr warten.« Sie tippte sich gegen den Hals und erinnerte ihn an seinen Kratzer.
    »Nein, ich erfülle kein Ritual. Ich bin meinen Geschwistern gefolgt, die zu Unrecht des Mordes beschuldigt wurden«, stellte er richtig.
    »Und sie sind mächtige Zauberer, deine Geschwister.«
    »Was? Wieso denkst du das?«
    »Ihnen gelingt das Kunststück, sich vor meinen Augen zu verbergen.« Die Albin lächelte. Zum ersten Mal wirkte die Freundlichkeit echt.
    Tirîgon seufzte. »Man trennte uns. Ich muss sie suchen.« Und habe nichts außer meinem guten Vorsatz und zwei Drittel einer Karte, auf der höchstens ein kleiner Teil dieser Irrwege eingezeichnet ist. »Mir steht der Sinn nicht nach Späßen.«
    »Du hast mein Mitgefühl.« Sie warf ihm das Figürchen zu, er fing es auf. »Vorhin sagte ich übrigens die Wahrheit, als ich meinte, du könntest ein guter Beinschnitzer werden. Nicht vielen gelingt es, diese Sauberkeit mit einem gewöhnlichen Dolch zu erreichen. Kennst du Tossàlor?«
    »Den Mörder?«, rutschte es ihm heraus.
    Sie grinste. »Er würde die Bezeichnung Meister bevorzugen und darauf bestehen, ein Künstler zu sein, der falsch verstanden wurde. Er lebt hier unten und sucht sicherlich einen Schüler, den er ausbilden kann. Und wenn du dazu nicht taugst, wird er dich erhöhen, indem er eine Skulptur aus dir macht.« Die Albin zog sich die falsche Haut gänzlich herab. Lange braune Haare kamen zum Vorschein, in denen es diamantengleich glitzerte und funkelte.
    Als trüge sie einen Teil des Sternenhimmels mit sich. Tirîgon starrte sie fasziniert an. »Ich … was …?«
    »Das ist der Grund, weshalb ich sie verbergen sollte«, sagte sie unangenehm berührt.
    »Bist du damit geboren worden?«
    »Ein dummes Missgeschick. Ich bin direkt nach meiner Ankunft in Phondrasôn in eines der Magiefelder geraten, die oft entstehen. Man kann nie vorhersagen, was sie mit Wesen anstellen, die davon erfasst werden. Mal lassen sie Scheusale zerbersten, mal machen sie die Bestien dreifach so groß, mal verschaffen sie ihnen die unvorstellbarsten Besonderheiten, mal verstümmeln sie sie. Es gibt unendliche Möglichkeiten. Gib gut auf dich acht und meide den Kontakt.« Sie fuhr sich durch ihre Haare, die im Feuerschein wie poliert blinkten. »Mir verpassten sie das. Unter anderem.« Sie warf zwei Knochen in die Lohen. »Also, wenn du möchtest, bringe ich dich zu Tossàlor.«
    »Mir steht nicht der Sinn danach, in der Gegenwart eines Mörders unseres Volkes zu leben und schon gar nicht danach, dessen Handwerk zu erlernen. Nun kennst du meine Geschichte.«
    »Und jetzt möchtest du meine hören.«
    Tirîgon nickte.
    »Es war eine Kleinigkeit. Ich wehrte mich gegen einen aufdringlichen Verehrer, mehr nicht. Aber beim Wehren starb der Alb. Die Waffe, mit der er

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