Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd
hatten die Al-Arynaar und der Rabe vier Gruppen gebildet, die der Besatzung der Boote entsprachen,
und in einem Halbkreis dicht vor dem offenen Sumpfgelände ihre Stellungen bezogen, wo sie in beide Richtungen Ausschau halten konnten.
Der Rabe und Rebraal befanden sich an der linken Flanke, dem Feind so nahe, wie sie es wagten, und an einer Stelle, wo niemand sie unbemerkt umgehen konnte. Die Al-Arynaar bezogen gegenüber am Ostufer eine ähnliche Position, die anderen beiden Gruppen standen, je eine auf jedem Ufer, näher am Shorth. Darricks Überlegung ging dahin, dass die beiden Gruppen an den Flanken Flüchtige aus allen Richtungen stellen konnten, während die Gruppen im Zentrum nur diejenigen erwischen würden, die ihnen sehr nahe kamen. Noch wichtiger aber war, dass diese Abteilungen die feindliche Reserve angreifen konnten, falls die sich aus der Deckung wagte.
Nachdem sie ihre Positionen eingenommen hatten, blieb nichts mehr zu tun außer zu warten. Hirad hockte ein Stückchen von den anderen entfernt am Ende der Linie, die der Rabe gebildet hatte, um den Saum der Klippen vor dem dunkelnden Himmel – zwischen ihrer eigenen Position und der feindlichen Linie – zu beobachten. Rechts konnte er gerade noch Darrick ausmachen, der unablässig die Umgebung überprüfte und sich vergewisserte, ob er alle Leute richtig eingeteilt und nichts übersehen hatte. Er verließ sich auf die Schnelligkeit und die Fähigkeiten der TaiGethen, doch da er sie nicht gut genug kannte, war er unsicher.
Hinter Hirad beobachtete Thraun den Wald. Seine Augen waren so scharf und wachsam wie die der Elfen, er lauschte auf alle Geräusche und passte auf, ob irgendjemand sich ihnen näherte. Der Barbar lächelte. Mit dem Schwert in der Hand und inmitten der Rabenkrieger fühlte Hirad sich wohl.
Seitlich am Hals spürte er einen Stich, schmerzhaft und ganz sicher nicht von einem Insekt. Er drehte den Kopf herum, bis eine Dolchklinge für ihn sichtbar wurde. Er hob eine Hand und drehte sich langsam weiter herum. Sein Blick erfasste den Griff eines Dolchs und einen mit dunklem Stoff bekleideten Arm, dann ein grün und braun bemaltes Gesicht. Der Elf starrte ihn mit unverhohlenem Hass an, und seine geflüsterten Worte klangen nach Mord und Totschlag, auch wenn Hirad die Sprache nicht verstand.
Eigentlich hätte er sich fürchten müssen, doch er war beeindruckt von der Geschicklichkeit des Elfenkriegers, der sich völlig unbemerkt angeschlichen hatte. Wenn er aufschrie, würde er vermutlich sofort sterben. Er und der halbe Rabe. Die TaiGethen, und dies hier war vermutlich einer, arbeiteten immer zu dritt, wie Rebraal ihnen erklärt hatte.
Doch unbesiegbar waren sie nicht. Hirad lächelte.
»Ich weiß nicht, was du sagst, mein Freund, aber du solltest eigentlich wissen, dass kein Rabenkrieger jemals allein ist.«
Jetzt lag Thrauns Schwert am Hals des Elfenkriegers. Er fuhr auf, zischte etwas und kniff die Augen zusammen, ließ Hirad aber nicht los. Dann gab es auf beiden Seiten Unruhe, und einige scharfe, geflüsterte Worte verhinderten, dass die Situation noch weiter eskalierte. Zwei weitere Elfen kamen von rechts herbei, Rebraal und der Unbekannte kamen von links. Hirad schob die Dolchklinge weg.
»Steck das ein, es sei denn, du willst es benutzen.«
Der Elf verstand ihn nicht, doch er tauschte sich eilig mit Rebraal aus, ohne Hirad aus den Augen zu lassen.
»Sind das die berühmten TaiGethen?«, fragte Hirad.
»Nicht jetzt«, warnte der Unbekannte ihn.
Ilkar hatte sich zu ihnen gesellt und veranlasste Thraun, seine Klinge wegzunehmen. Schließlich richtete der TaiGethen den Blick auf Rebraal. Er schnaubte verächtlich, beugte sich noch einmal zu Hirad und flüsterte etwas Drohendes, ehe er sich lautlos entfernte und seine beiden Gefährten mitnahm.
»Das wurde auch Zeit«, sagte Hirad.
»Du kannst froh sein, dass du nicht tot bist«, meinte Ilkar.
»Der auch«, erwiderte Hirad. »Wer war das?«
»Das war Auum, der Anführer der TaiGethen. Frag lieber nicht, was er zu dir gesagt hat.«
Hirad zuckte mit den Achseln. »Soll mir recht sein. Was ich aber wissen will, ist, wo die Flüchtigen sind.«
Ilkar gab die Frage an Rebraal weiter.
»Sie haben tiefer im Wald zwei weitere Gruppen von Kriegern erwischt und getötet. Damit haben sie bisher elf Männer erledigt. Anscheinend sind auf beiden Ufern noch weitere unterwegs, die sie aber noch nicht aufgespürt haben. Auf dieser Seite bewegen sich die Fremden unter
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