Die letzte Jungfrau ...
Bertie nicht. “Aber woher weißt du, dass ich dich damals verprügelt habe?”
“Du hast den Männern, die gestern auf mich einschlugen, einige Hiebe versetzt, als du sie von mir abhalten wolltest, und das sah ziemlich vertraut aus.”
“Ich muss mich bei dir entschuldigen, Sam.”
“Ja. Du hast damals geglaubt, was Annies Vater behauptet hatte, stimmt’s?”
“Das war dumm von mir. Wie konnte ich nur annehmen, dass du deine Zuneigung von Annie auf Pansy übertragen hättest?”
“Wirklich dumm”, bekräftigte Sam und fragte neugierig: “Weiß Pansy, was du mir angetan hast?”
“Ja, ich habe es ihr gebeichtet, als sie mit unserem ersten Kind schwanger war.”
“Ach so!” Das erklärte einiges. “Sie hat es nicht gut aufgenommen, oder?”
Bertie seufzte missmutig. “Ein halbes Jahr lang hat sie ständig geheult, weil sie dachte, du würdest zurückkommen und dich an mir rächen. Sie war überzeugt, du würdest mich ins Gefängnis bringen oder dafür sorgen, dass ich den Job bei der Polizei verliere. Ich konnte sie nicht davon überzeugen, dass du mich wahrscheinlich eher vermöbelst und wir dann quitt sind.”
Sam widersprach ihm nicht, aber er wusste, dass ihm die Hände gebunden waren, seit er Annie geheiratet hatte. Sie würde es sicher nicht gut aufnehmen, wenn er loszog und ihren Schwager verprügelte. “Ich vermute, du hast auch die Klinke an meiner Schlafzimmertür wieder gelockert, nachdem ich sie repariert hatte?”
“Ja. Dafür kann ich mich auch gleich entschuldigen, wenn ich nun schon mal dabei bin. Allerdings wollte ich nicht, dass du mit der falschen Frau eingesperrt wirst.”
“Du hast ja wirklich tolle Ideen, Bertie.”
“Ach, die stammte gar nicht von mir. Die habe ich mal in einem Magazin entdeckt. Da war also dieser kleine Junge, der seine Mutter und deren Verehrer in eine kompromittierende Situation gebracht hat, damit die beiden heiraten mussten.” Bertie schüttelte den Kopf. “Der Junge war echt clever, auf fast unheimliche Art. Weißt du, was ich meine?”
“Ich kann es mir ungefähr vorstellen.”
“Jedenfalls dachte ich mir, dass ich die Idee klauen könnte. Und wenn so was Kompromittierendes schon in Texas nicht gern gesehen wird, dann bei uns hier ganz bestimmt nicht. Vor allem, weil es doch um Annie ging. Jeder, der ihr zu nahe tritt, muss mit einer schweren Strafe rechnen. Nicht dass ich finde, mit ihr verheiratet zu sein wäre eine Strafe”, fügte Bertie schnell hinzu.
“Ich weiß schon, was du meinst.”
Er räusperte sich. “Aber wie kann es sein, dass Myrtle Annies Mom ist, Sam? Glaubst du, dass sie mit dem alten Joe Delacorte …” Verlegen verstummte er.
“Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass Myrtle eine Affäre mit einem verheirateten Mann hatte.”
“Ich auch nicht. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass sie mal etwas mit einem Mann hatte. Vielleicht hat sie sich ja künstlich befruchten lassen?”
“Ich würde an deiner Stelle nicht einmal im Traum an so eine Möglichkeit denken, Bertie!”
“Entschuldige.” Er wies mit dem Kopf auf die Gruppe der Helfer vor dem Haus. “Übrigens, es sieht so aus, als wollten die dich rüberwinken.”
“Nein, ich glaube, das gilt dir.”
Bertie sprang vom Motorrad und fluchte leise. “Oh Hölle und Teufel, wahrscheinlich haben bei Pansy die Wehen eingesetzt.” Er rannte zum Haus.
Sam folgte ihm langsam. Annie und Myrtle hatten, wie er fand, jetzt ausreichend Zeit allein gehabt. Er fand die beiden auf der Veranda. Myrtle hatte einen Verband um den Kopf, und man hatte ihr eine Decke um die schmalen Schultern gelegt, aber sie wirkte überraschend gut in Form.
“Hallo, altes Mädchen”, begrüßte Sam sie liebevoll. “Was hast du jetzt wieder mit dir angestellt?”
Gereizt stieß sie den Stock auf den Boden. “Es ist nur eine Beule, man sieht kaum einen Kratzer, aber bei all dem Trara, das die hier veranstalten, könnte man meinen, ich schwankte am Rand des Grabs dahin.”
“Bertie scheint es jedenfalls geglaubt zu haben.”
“Der Junge ist ein Trottel”, meinte Myrtle unverblümt. “Na ja, die Verletzung habe ich nur mir und meiner Dummheit zuzuschreiben.”
Sam nickte. “Die meisten Probleme werden durch Dummheit verursacht. Oder Dickköpfigkeit.” Bedeutungsvoll sah er Annie an, die ihm einen beschwörenden Blick zuwarf. Offensichtlich wollte sie ihn zum Schweigen bringen. Sam achtete nicht darauf. “Erzähl Myrtle, was du mir vorhin gesagt hast.”
“Das
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