Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
Graces Worte fielen ihm wieder ein, und er erschauderte erneut.
    »Du warst schwierig, Runenzauberer«, zischte der Mann. »Als erstes hast du das kleine Schoßtier des Meisters getötet. Dann nahmst du den Kopf eines meiner Brüder. Aber jetzt hat der Meister die Aufgabe mir anvertraut, und ich glaube nicht, daß du diesmal entkommen wirst.«
    Travis starrte das Messer an. Das ergab doch alles keinen Sinn. Warum hatte ihn der Kultanhänger angegriffen? Es war Grace, die sie töten wollten … oder nicht?
    Er schaffte es, ein Wort zu krächzen. »Warum?«
    »Warum ich dich vernichten muß?« Der Mann spuckte aus. »Du bist etwas, das man nicht erlauben darf. Ein Runensprecher ist gefährlich genug. Aber ein Runenbinder, das ist noch schlimmer. Der Meister hat nichts für Runenzauberer übrig, und für Runenbinder schon gar nicht. Er glaubte, es gäbe euch nicht mehr.« Das Grinsen trat wieder in Erscheinung, es war schwarz und faulig. »Und so wird es auch sein.«
    Der Mann hob das Messer. Travis wollte zurückweichen, aber hinter ihm gab es nur harten Stein.
    »Bete«, flüsterte der Mann. »Bete zu dem Weißen auf seinem Thron, vielleicht mache ich es dann nicht so schmerzvoll.«
    Travis starrte die Klinge an und fragte sich, welchen Körperteil sie zuerst durchbohren würde.
    Was tust du da, Travis?
    Er versteifte sich beim Klang dieser Worte. Es war nicht der Angreifer, der da gesprochen hatte, sondern eine Stimme in seinem Kopf. Eine vertraute Stimme.
    Jack?
    Bei Durnachs Hammer, sitz doch nicht einfach da wie ein Lamm auf der Schlachtbank. Unternimm etwas!
    Ich kann nicht, Jack. Ich kann mich nicht bewegen.
    Das brauchst du auch nicht. Sprich bloß die Rune des Steins.
    Die Rune des Steins?
    Verdammt, Travis! Mußt du immer so schwer von Begriff sein? Du kennst die Rune. Du mußt sie nur aussprechen …
    Aber …
    Kein Aber, Travis. Diese Welt braucht dich. Du mußt es tun. Jetzt!
    Travis befeuchtete die trockenen Lippen und holte unter Schmerzen Luft. Das Messer raste seinem Herzen entgegen. Jetzt oder nie. Er zwang seine Lippen, das Wort zu formen.
    »Sar!«
    Ein Schrei ertönte, gefolgt von einem merkwürdigen, feuchten Geräusch. Dann folgte noch ein Schrei, aber er drückte keinen Schmerz aus, sondern puren, wortlosen Haß.
    »Nein! Befreie mich! Befreie mich und laß mich dich töten!«
    Travis schlug blinzelnd die Augen auf, und Schock verdrängte den Schmerz. Noch vor einer Sekunde war der Anhänger des Raben nur Zentimeter von ihm entfernt gewesen. Jetzt war der Mann mit steinernen Fesseln an die gegenüberliegende Wand gebunden. Sie schlangen sich um seine Knöchel, seine Handgelenke und seinen Hals. Er kämpfte gegen sie an, aber selbst seine unnatürliche Kraft war gegen die von der Rune des Steins erschaffenen Fesseln nutzlos. Sie verschmolzen ansatzlos mit der Wand. Travis’ Blick fiel auf etwas anderes, das zwischen ihm und dem Kultanhänger auf dem Boden lag: eine kleine Schatulle. Sie stand offen, daneben lag ein graugrüner Stein.
    Panik stieg in ihm auf. Die Schatulle mußte ihm aus der Tasche gefallen sein, als ihn sein Angreifer geschlagen hatte, und sich beim Aufprall geöffnet haben. Travis kam taumelnd hoch. Zwar schmerzte die Brust immer noch, aber das Luftholen fiel schon wieder bedeutend leichter. Er setzte mühsam einen Fuß vor den anderen, beugte sich herunter und hob den Stein auf.
    »Du!« fauchte der Kultanhänger. »Du bist der Besitzer von Sinfathisar! Dir sind die Fahlen gefolgt, bevor sie die Spur verloren!«
    Travis schluckte. Er sollte gehen und die anderen holen, aber er konnte einfach nicht widerstehen, von grauenhafter Faszination getrieben eine Frage zu stellen. »Warum? Warum will der Fahle König die Großen Steine in seinen Besitz bringen?«
    Der Mann starrte ihn mit einem so brennenden Blick an, daß sich Travis unwillkürlich fragte, ob er nicht sein eigenes Brandzeichen hinterlassen würde.
    »Sobald der Meister alle Imsari beisammen hat, wird ihn nichts mehr aufhalten können. Ganz Eldh wird ihm gehören. Und er wird sie bekommen. Gelthisar ist bereits Teil der eisernen Halskette, die er trägt, und bald wird dein Stein daneben glänzen.« Gelächter schüttelte seinen Körper. »Die Fahlen finden dich – Sinfathisars Spur wird ihnen nicht entgehen. Vielleicht hast du mich mit deinen Runen aufhalten können, aber der Stein hat dich verraten.«
    Travis hob die Schatulle auf, verschloß den Stein darin und stopfte sie sich in die Tasche. Aber er wußte, daß

Weitere Kostenlose Bücher