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Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Zuflucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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war ein furchteinflößender Mensch gewesen. Jenna auch. Und selbst der missratene Junge, Tru, als er schließlich seinen Mann gestanden hatte. Irgendwann in den letzten paar Jahren musste es mit Chris selbst so weit gekommen sein, dass er argwöhnische Blicke auf sich zog und man einen weiten Bogen um ihn machte. Komisch. Man musste erst in Gesellschaft vergleichsweise normaler Leute sein, um sich selbst so klar im Spiegel zu sehen. Da draußen hatte er gar nicht bemerkt, was geschehen war.
    »Mit dem Angebot hast du hier freie Auswahl.« Wicker stellte sich hinter die Theke und breitete die Arme aus. »Das Beste, was die Menschheit noch zu bieten hat.«
    Chris reihte ein paar seiner weniger lebenswichtigen Medikamente auf und tauschte sie gegen einen Haufen kleiner Luxusgüter ein: Ein Stück selbstgemachte Seife, zwei Paar Socken und schlichte Baumwollboxershorts, eine selbstgemachte Zahnbürste und ein paar Tütchen Pulver, einen Waschlappen und ein Nähmäppchen mit Sicherheitsnadeln – fürstliche Besitztümer. Über ein paar selbstgenähte Jeans, ein neues Hemd und robuste Cowboystiefel zu verhandeln dauerte länger und kostete Chris seine Sammlung von sechs Haarbürsten und eine funktionierende Taschenuhr, die er am Rande der ausgedörrten, baufälligen Ruinen von Las Vegas gefunden hatte.
    »Keine Rasiermesser?«, fragte er.
    »Nein. Die gehen immer schnell weg. Da wirst du bei den Bravos herumfragen müssen.«
    Verdammt. Er wollte sich unbedingt rasieren. Wie ein Waldschrat durch die Gegend zu laufen hatte ihm nichts ausgemacht, solange er allein gelebt hatte, aber jetzt, da er wieder menschliche Gesellschaft um sich hatte, verspürte er das Bedürfnis, gepflegt zu wirken.
    »Und Munition?«
    »Keine, die wir entbehren könnten«, sagte Wicker mit undurchdringlicher Miene. »Tut mir leid.«
    Chris bemerkte, wie stumm Rosa während des ganzen Austauschs blieb. Ihr Interesse an seinen Entscheidungen war offensichtlich. Würde er lebensrettende Antibiotika gegen zwei Liter besten Wodkas eintauschen? Wohl kaum. Chris war zwar seit dem Wandel ein anderer Mann geworden, aber es war noch nicht so weit mit ihm gekommen, dass er leichtsinnig oder hemmungslos geworden wäre.
    »Was habt ihr denn an richtigem Luxus zu bieten?«, fragte er.
    Wicker legte den Kopf schief. »Was denn zum Beispiel?«
    »Alles, was über Toilettenartikel und Genussmittel hinausgeht. Wie ist es mit Büchern?«
    Ein Blick, so schnell wie eine Eidechse, huschte über mittagsheiße Steine zwischen Wicker und Rosa hin und her. »Keine Bücher«, sagte der Mann knapp.
    Wie ihr meint.
    Er hatte vergessen, wie undurchschaubar menschliche Vorgehensweisen sein konnten. Wenn sie ihre Geheimnisse für sich behalten wollten, fein. Aber das hieß nicht, dass es ihm gefallen musste, ausgeschlossen zu werden.
    »Und was ist mit Frauen?«, fragte er.
    Wenn Wicker sich zu seiner vollen Körpergröße aufrichtete, war er fast so groß wie Chris. Beinahe. Sein Alter hätte ihn auf der Skala möglicher Bedrohungen weit unten ansiedeln sollen, aber mit verschränkten Armen und finsterem Blick brachte er verdammt überzeugend tödliche Entschlossenheit zum Ausdruck. »Wie meinst du das?«
    »Ich meine Sex«, sagte Chris. »Die Frauen hier haben doch sicher ihren Preis.«
    »Nein.« Rosas Lippen bewegten sich kaum, als sie sprach, und sie ballte die Hände dort, wo ihre Cargohose eng an den muskulösen Oberschenkeln anlag, vielsagend zu Fäusten. »Sex ist hier ein Austausch, der auf Gegenseitigkeit beruht. Keine unserer Frauen ist käuflich.«
    Chris grinste. »Das werden wir ja sehen.«
    »Wenn du mir damit noch weiter auf den Geist gehst, bist du weg vom Fenster, Welsh.«
    »Ich bin ohnehin bald wieder weg, schon vergessen? Keine Bücher, kein Sex – ein Mann muss doch schließlich ein bisschen Spaß haben.« Er starrte sie eine ganze Weile nieder und wartete darauf, dass sie zurückweichen würde.
    Das tat sie nicht. Bei ihren schnellen, zornigen Atemzügen hoben sich ihre Brüste, sodass er sie ungestört betrachten konnte.
    »So ist es schon besser. Verdammt spaßig.« Er ließ den Blick langsam und gründlich über ihren Körper schweifen – und blickte in funkensprühende Augen, als er zu ihrem Gesicht zurückkehrte. »Anscheinend hast du alles, was mich noch interessieren könnte, nicht vorrätig, Wicker. Ich behalte den Rest meiner Waren.«
    Kaltes Metall wurde ihm flach hinter das rechte Ohr gepresst.
    Die heisere Stimme eines jungen Mannes sagte

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