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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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hohe Summe dafür zu zahlen. Wenn es sein muss, würde ich dafür alles hergeben, was ich besitze. Euch glücklich zu sehen gilt mein ganzes Trachten.«
    Sein Ton wurde weich, seine Gesichtszüge entspannten sich. Umständlich kniete er vor ihr nieder, nahm ihre Hand in die seine und überdeckte sie mit Küssen.
    »Ihr seid zu gütig.« Dora wurde warm ums Herz. Voller Dankbarkeit betrachtete sie das Antlitz ihres Gemahls. Jede einzelne Furche darauf war ihr vertraut, jedes leichte Zucken bestens bekannt. Sie meinte um das Zustandekommen der kleinsten Falten in seiner Mimik Bescheid zu wissen. Sie waren die sichtbaren Spuren dessen, was Urban in seinen bald fünfzig Lebensjahren gesehen, erlebt und letztlich zu einer klugen Einsicht geformt hatte.
    »Wie Ihr wisst«, fuhr er mit leicht bebender Stimme fort, »bin ich in jungen Jahren schon an der Seite des damaligen Hochmeisters Albrecht aus unserer fränkischen Heimat ins Ordensland gezogen. Als Kreuzherr habe ich unseren späteren Herzog Albrecht zu den verschiedensten europäischen Höfen sowie auf die Schlachtfelder nach Polen begleitet und letztlich wieder zurück nach Preußen geführt. Stets habe ich meinen Dienst im weißen Mantel mit dem schwarzen Kreuz ernst genommen. Auch als Albrecht dem geistigen Leben entsagt und mit Gottes und des polnischen Königs Hilfe das Herzogtum begründet hat, bin ich sein treuergebener Diener geblieben. Jegliches private Trachten habe ich fortan dem Dienst am herzoglichen Hof untergeordnet. Lange Jahre hat es nicht danach ausgesehen, dass mir eines Tages doch noch das Glück der Liebe beschieden sein würde. Umso kostbarer aber ist es mir nun, mein Augenstern, da ich Euch getroffen habe. Ich danke Gott jeden Tag aus tiefstem Herzen, trotz meines fortgeschrittenen Alters dieses unverhoffte Glück mit Euch genießen zu dürfen.«
    Noch einmal küsste er ihre Hand, neigte schließlich den Kopf und bettete ihn in ihren Schoß. Verwundert starrte sie auf den weißen Haarschopf. Langsam hob sie die Hand, zögerte einen Moment, um sie schließlich sacht auf Urbans Haupt zu legen.
    Bei dem Gedanken, dass ausgerechnet sie als erste und einzige Frau die Liebe dieses weisen Mannes geweckt hatte, überlief sie ein Schauer. Wieder trat ihr das Traumbild vor Augen. Nun aber wusste sie ganz genau, was es bedeutete. Jener kräftige, anziehende Mann war tatsächlich Urban in jungen Jahren. Er und niemand sonst war ihr Liebster. Das hatte die getrocknete Schafgarbendolde unter dem Kopfkissen bewiesen. Nachdem ihr gelungen war, das Feuer der Liebe in ihm zu entfachen, galt es nun, die Glut der Leidenschaft kräftiger auflodern zu lassen.
    3
    T rotz der frühen Stunde schien an diesem Morgen bereits die halbe Stadt auf den Beinen. Gregori machte seinem Namen alle Ehre. Die Bauern zogen aufs Feld, um die Aussaat zu beginnen. Doch nicht allein die Bauersleute waren unterwegs, wie Mathilda gleich auf den ersten Blick in die Gasse feststellte. Sie stand in der halboffenen Haustür, schirmte die Augen gegen das erste grelle Tageslicht ab. Vor dem nahen Schlosstor stauten sich Fuhrwerke und Händler. Die Schlange reichte zurück bis kurz vor Urban Stöckels Haus am oberen Ende des Mühlenbergs. Von der Stadt her drängten immer neue Leute heran, manche schwer beladen mit Kiezen auf dem Rücken, andere mit prall gefüllten Karren, die sie schnaufend bergan schoben. Wer dem Menschenstrom entgegen den Berg hinunterwollte, musste ab und an die Ellbogen einsetzen, um sich Durchlass zu verschaffen. Entschlossen lief Mathilda los.
    »Der Torwächter nimmt seine Aufgabe heute mal wieder ganz genau«, murmelte sie, als die achtzehnjährige Dora endlich zu ihr aufschloss. »Man könnte meinen, Steffen Hans zählt die Körner in den Säcken auf den Wagen einzeln, bevor er die Leute in den Schlosshof lässt. Fort mit dir, du Teufelsbraten!« Sie trat nach einem räudigen Hund, der sich nah vor ihren Füßen herumdrückte. Verängstigt duckte sich das Tier weg, knurrte aus sicherer Entfernung. Noch einmal holte sie aus, da zog der Hund den Schwanz ein und schlich davon.
    »Hört Ihr das Knarren?« Dora packte sie am Arm, hob mahnend den Finger und lauschte angestrengt in Richtung des Schlosses. »Wenn die Wachen nicht aufpassen, stürzt die Holzbrücke über dem Graben ein. Sie ist nicht dafür ausgelegt, so viele Menschen und ihre Lasten zu tragen.«
    »Ihr hört mal wieder die Flöhe husten.« Unwillig lauschte Mathilda einige Atemzüge lang. »Grübelt nachts

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