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Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)

Titel: Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Erkundigungen bei dem Hausvogt einholen, die ich für weitere Entscheidungen benötige. Das alles ist mehr als belanglos, eigentlich kaum der Rede wert.«
    »So wie überhaupt Göllners unerwartete Rückkehr an Albrechts Hof? Noch dazu ausgerechnet als Hausvogt, nach allem, was damals in Nürnberg vorgefallen ist? Deshalb trefft Ihr Euch mit ihm wohl auch außerhalb des Schlosses.« Ergrimmt sah sie ihn an. Urban sollte nicht glauben, sie hätte vergessen, wer Egbert Göllner war und was sich einst zwischen ihnen ereignet hatte. Auch wenn sie seinerzeit erst zwölf Jahre alt gewesen war, so hatte sie doch ihre Beobachtungen gemacht, wahrscheinlich sogar weitaus treffender, als er je vermutete.
    »Hört auf, Euch in diese Geschichte hineinzusteigern. Mit Göllner bin ich fertig. Ihn wieder in Dienst zu nehmen, ist allein die Entscheidung des Herzogs gewesen. Damit kann ich allerdings gut leben.«
    »Schön zu hören.« Sie tat, als wäre das Thema damit für sie ebenfalls beendet. »Wen erwartet Ihr also dann?«
    Ein kaum merkliches Flackern in seinen hellblauen Augen verriet einen kurzen Moment seine Unsicherheit. Das machte sie abermals stutzig. Sie zog die Augenbraue nach oben. Verlegen hüstelte Urban in die Faust, sah an ihr vorbei zu einem der Wandteppiche neben der Tür zum Flur. »Mein Schwäher und sein Sohn werden mich gleich aufsuchen. Wie Ihr wisst, ist mein Schwager vor einigen Tagen von seiner zweijährigen Reise zurückgekehrt und hat einen Freund aus Nürnberg mitgebracht. Den soll ich bei Hofe einführen. Er ist Baumeister wie er.«
    »Darf ich fragen, wie er heißt?« Mathilda wunderte sich, bei ihrem Besuch in der Kneiphofer Domgasse letztens nichts von diesem Gefährten mitbekommen zu haben. Dass die wirre Renata nichts davon erzählt hatte, wunderte sie wenig. Dass aber Dora kein Wort darüber verloren hatte, war seltsam.
    »Veit Singeknecht«, erwiderte Urban knapp.
    »Veit Singeknecht?«, wiederholte Mathilda, weil sie meinte, sich verhört zu haben. »Doch nicht etwa der Veit Singeknecht, den Ihr seinerzeit einen Eurer besten …? Ach nein«, unterbrach sie sich selbst und schüttelte den Kopf. »Der ist viel zu alt, um als Freund des jungen Selege durchzugehen. Außerdem habt Ihr gerade gesagt, er wäre ebenfalls Baumeister. Also handelt es sich wohl um den Sohn. Stimmt, ich erinnere mich, Singeknechts Sohn trug denselben Namen wie sein Vater. Ein Baumeister ist er also geworden, kein Rechtsgelehrter wie sein Vater. Ich bin gespannt, ihn nach all den Jahren wiederzusehen. Erst also Göllner, nun Singeknecht. Es hat den Anschein, als befändet Ihr Euch auf dem besten Weg, alte Zeiten wieder aufleben zu lassen. Wie schön, dass Ihr Euch immer noch so sehr Eurer fränkischen Heimat verbunden fühlt und alte Weggefährten in Eurem Haus willkommen heißt.«
    Ehe er sie von neuem zurechtweisen konnte, nahm sie ihr Poliertuch und verließ die Wohnstube. In der Küche gab es genug zu tun. Elßlin war eigentlich viel zu jung und unbedarft, um mit den ihr zugewiesenen Aufgaben zurechtzukommen. Als es laut gegen die Tür pochte, schickte sie sie zum Öffnen nach unten. Sie selbst würde den Besuch erst im Obergeschoss empfangen und dann zu Urban in die Wohnstube geleiten. Gebannt wartete sie in der Küche, bis sie die ersten Schritte auf dem Treppenabsatz vernahm. Fröhliche Männerstimmen verrieten gute Laune. Sie wischte die Hände an der Schürze trocken, prüfte den Sitz ihrer Haube, dann trat sie auf den Flur.
    »Liebe Mathilda Huttenbeck! Wie schön, Euch zu sehen.« Die Hand zum Gruß ausgestreckt, kam Wenzel Selege direkt auf sie zu. Auf seinem breiten Gesicht lag ehrliche Wiedersehensfreude. Kräftig schüttelte er ihre Hand. »Darf ich Euch endlich meinen ältesten Sohn Jörg und seinen Freund Veit Singeknecht aus Nürnberg vorstellen?«
    Er winkte zur Treppe, auf deren oberster Stufe soeben zwei junge Männer im Alter von etwa Mitte zwanzig auftauchten. Der erste wirkte etwas blass, die Augen unsicher durch den dämmrigen Flur huschend, die schmalen Lippen aufeinandergepresst. Das war Doras vier Jahre älterer Bruder, dem sie bislang nur einmal kurz persönlich begegnet war. Zögernd trat er auf sie zu und grüßte sie knapp. Es wunderte sie, wie kraftlos seine Schultern nach vorn fielen. Offenbar behagte ihm die Gegenwart des Vaters wenig. Sein Begleiter allerdings übersprang übermütig die vorletzte Stufe und stand in wenigen Schritten vor ihr. Schwungvoll nahm er das Barett vom Kopf und

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