Die Liebe der Baumeisterin: Roman (German Edition)
neuen Hauses geredet hat, wärt Ihr eine angenehme Bereicherung gewesen. Ich habe Euch sehr vermisst.«
Sein Ton wurde weicher, er beugte sich nah zu ihr hin und schaute ihr eindringlich in die Augen. Ihr wurde schwindlig, zugleich spürte sie eine unerträgliche Hitze in sich aufwallen.
»Ihr habt doch gehört, wie nachdrücklich mein Vater darauf bestanden hat, mich nicht dabeizuhaben. Schließlich sollte es darum gehen, wie mein Gemahl Euch bei Hof am günstigsten einführen kann.«
»Viel eher wohl auch wieder einmal, wie er Eurem Vater dort zu mehr Ansehen verhilft«, entgegnete Veit und zwinkerte ihr vergnügt zu. »Aber das stört mich nicht. Ich finde meinen Weg allein. Das habe ich bislang immer so gehalten. Doch verzeiht, natürlich bin ich Eurem Gemahl für seine Unterstützung sehr dankbar. Als herzoglicher Kammerrat sitzt er genau an der richtigen Stelle, um einen Baumeister voranzubringen. Umso mehr freue ich mich, dass er auch Euch in Euren Entwürfen und Plänen unterstützt. Den Bau Eures neuen Hauses will er Euch allein überlassen, wie er immer wieder betont hat, mag es Eurem Vater auch noch so sehr missfallen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Herzog endlich ein Einsehen hat und Eurem Gemahl das lang erhoffte Grundstück zuweist, damit Ihr anfangen könnt. Habt Ihr Euch eigentlich schon Gedanken gemacht, wie Ihr den Garten gestalten wollt? Wie es aussieht, besitzen die Häuser hier alle eine sehr weitläufige Anlage.«
»Einige durfte ich bereits besichtigen. Größtenteils folgen sie dem Beispiel des Schlossgartens, der sich am Ende der Junkergasse befindet.«
»Wollen wir ihn uns anschauen? Vier Augen sehen mehr als zwei. Gewiss werdet Ihr so noch die ein oder andere völlig überraschende Vorstellung entwickeln.« Übermütig griff er nach ihrer Hand und machte Anstalten, sie gleich mit sich zu ziehen.
Sie zögerte, ob sie es wagen sollte, allein mit ihm dorthin zu gehen. Die Wärme seiner Haut in ihrer Hand zu spüren, erfüllte sie mit einem eigenartigen Gefühl, das einer ganz besonderen Freude gleichkam. Deutlich spürte sie, dass das Urban gegenüber nicht recht war. Wieder meinte sie sein Gesicht vor Augen zu haben, wie er nach jener verhängnisvollen Nacht schweigend das gemeinsame Bett verlassen hatte. Ihre Wangen glühten. Sie wandte sich ab.
»Ihr müsst mir den Garten unbedingt zeigen. Ich habe schon viel davon gehört und brenne darauf, ihn mit eigenen Augen zu sehen. Noch dazu, wenn mir ihn jemand so fachkundig erklärt, wie Ihr das sicherlich könnt.«
»Von Gärten verstehe ich wenig«, wiegelte sie ab. »Verzeiht, aber ich muss gehen. Zu Hause wartet viel Arbeit auf mich.«
»Die muss warten.« Entschieden schob er sie mit sich. »Ihr werdet sie nachher umso besser erledigen, wenn Ihr noch eine Weile diese wundervolle Frühlingsluft eingeatmet und mir einiges über die Umgestaltung des alten Würz- und Kräutergartens der Ordensritter erzählt habt. ›Sankt Benedikt den Garten schmückt‹, lautet eine alte Weisheit. Also, lasst uns sehen, was sich am heutigen Tage davon bewahrheitet hat. Gewiss ist die erste Saat schon aufgegangen, und frühe Blumen recken ihre Blüten der Sonne entgegen. Heißt der neue Gärtner des Herzogs nicht Hansen? Ihm soll der Ruf vorauseilen, sich bestens darauf zu verstehen, einen Garten in einen kunstvollen Ort der Erbauung zu verwandeln. Das wäre doch ganz im Sinne des Herzogs, der viel Sinn für solche Künste hat und ihnen einen neuen Frühling bereiten will.«
»Auch darüber wisst Ihr also bestens Bescheid.«
»Natürlich habe ich mich genau informiert, was mich in Königsberg erwarten wird. Viel zu lange schon ist in mir der Plan gereift, hierherzureisen. Deshalb habe ich auch schon einige Erkundigungen eingezogen und mir einen Plan gemacht, was ich alles hier sehen und genauer kennenlernen möchte. Nie aber hätte ich darauf zu hoffen gewagt, dafür eine so reizende Lehrmeisterin wie Euch zu treffen.«
Sein Griff um ihre Hand wurde fester, er suchte den Blick ihrer Augen, ließ ihr keine Möglichkeit, sich ihm zu entziehen.
»Wie ich schon sagte, zu Hause wartet viel Arbeit auf mich«, wiederholte sie halbherzig. Im selben Moment spürte sie, wie wenig sie tatsächlich daran dachte, ihn stehenzulassen. Die Versuchung war einfach zu groß, ihn in den nahen Schlossgarten zu begleiten. Was war auch schon dabei? Ehe sie sichs versah, lief er bereits los und zog sie einfach mit sich.
Zu ihrem Glück waren an diesem Samstagmorgen nur
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