Die Liebe ist ein Daemon
gewitter ist vorbei. Wir vertragen uns wieder.
|174| Na, das hoffe ich mal.
Ich setze mich wieder an den Computer.
Ist das Gewitter vorbei?
Ich füge schwarze Wolken mit Blitzen dazu.
Sagen wir mal ja. Aber ich hab da echt keinen Bock mehr drauf.
Darunter ein Smiley, dem Dampf aus der Nase kommt.
Was du mir gestern im Auto gesagt hast, stimmt doch noch, oder?
Dazu ein Smiley, der drohend den Finger hebt.
Aber natürlich!
Gut, sonst hättest du’s mit mir zu tun gekriegt!
Daneben ein weißes Häschen, das einen Tisch gegen den Bildschirm wirft.
Alles klar. Ich hab’s kapiert.
Mit einem lächelnden rosa Ferkel.
Ich schicke ein lächelndes gelbes Küken zurück.
Und ich lächle auch.
Ich schalte Computer und Handy aus und lass mich aufs Bett fallen.
|175| ICH WOLLTE DICH WAS FRAGEN
Am nächsten Morgen sind Lorenzo und Ginevra wie immer. Die Krise scheint definitiv überstanden zu sein. Allerdings finde ich, dass sie ein wenig seltsam sind, irgendwie so distanziert. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.
Das Projekt mit den »gemischten Zweierteams« schwebt unterdessen wie ein Damoklesschwert über meinem Kopf. Ich versuche heimlich, Francesca zu bestechen.
»Mensch Francesca, das ist doch bloß ein Auftritt mit dem Schulchor. Das ist bestimmt todlangweilig. Willst du wirklich deswegen auf unser Projekt verzichten?«
»Spinnst du? Meinst du, ich kletter lieber bei drei Grad minus in uralten Gräbern rum? Ich bin doch nicht verrückt!«
Sie grinst blöd. Sie hat’s gut,
sie
muss ja nicht bei dieser Eiseskälte wie ein Maulwurf durch dunkle Gänge krabbeln.
»Ach komm, Fra, bitte, ich würd mich auch bei dir revanchieren, ich mach echt alles, was du willst«, flehe ich sie an. »Aber bitte, bitte, lass den Auftritt sausen und mach bei dem Projekt mit.«
»Es tut mir echt leid, aber selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht. Ich hab schon fest zugesagt, ich kann jetzt nicht alles einfach so hinschmeißen.«
|176| Ich gehe einmal durch die ganze Klasse – nicht dass das lange dauern würde – und suche irgendjemanden, der mit mir den Partner tauschen möchte. Ich versuche, alle möglichen Leute zu überreden, aber leider lässt niemand sich darauf ein.
Unsere Geschichtslehrerin ist seit Tagen wie benommen von dem Projekt. Sie paukt mit uns noch einmal die ganzen Etrusker von vorn bis hinten durch, um uns »auf den Besuch vorzubereiten, denn sonst bringt das Ganze ja gar nichts«. Wie ein Gummiball hüpft sie im Klassenzimmer auf und ab und verteilt eine Fotokopie nach der anderen über Leben, Totenkult und Wunderwerke der etruskischen Kultur.
Am Ende der Stunde ist Ginevra schon wieder mies drauf.
Nervös sticht sie mit ihrem Textmarker auf ein Blatt Papier ein. Auch Lorenzo ist aufgebracht. Er ist unheimlich zapplig, wackelt unruhig mit dem Bein, wippt es hin und her und hämmert ständig mit dem Schuh gegen den Boden.
Am Himmel verdichten sich erbarmungslos tiefgraue Wolken, ein sicheres Zeichen dafür, dass uns ein Unwetter heute nicht erspart bleiben wird. Im Klassenzimmer blendet uns das kalte künstliche Neonlicht und Lorenzo und Ginevra starren so finster wie der Himmel vor sich hin.
Lavinia dagegen strahlt über das ganze Gesicht. Es ärgert mich, sie so fröhlich zu sehen, während die beiden so frustriert sind, auch wenn die zwei Sachen vielleicht überhaupt nichts miteinander zu tun haben.
Während ich den Vortrag der Lehrerin über mich ergehen |177| lasse und dabei an meinem Bleistift rumkaue, kommt mir plötzlich eine Erleuchtung. Lavinia könnte doch mit Federico an dem Projekt arbeiten!
Das würde sie bestimmt superglücklich machen. Sie ist sicher damit einverstanden! Gut, sehr, sehr gut, in der Pause werde ich ihr das gleich vorschlagen.
Beim Gong warte ich ein wenig, bis das Klassenzimmer leerer wird, dann passe ich Lavinia an der Tür ab.
»He, wart mal kurz!«
Sie dreht sich um und klimpert mich fragend mit ihren schönen veilchenblauen Augen an.
»Was ist denn los?«
»Ich wollte dich was fragen.«
Wir gehen an ihren Platz zurück und sie setzt sich hin. Ich nehme einen Stuhl, drehe ihn um und setze mich auf die andere Seite der Bank. Ich sehe aus wie ein Verkäufer, der sein Angebot auf der Ladentheke ausbreitet.
»Ich glaub, ich werd noch ganz verrückt bei dem Projekt. Wenn ich noch ein paar Kopien bekomme, kann ich eine riesige Truhe damit füllen«, sage ich scherzhaft. Ich hole ziemlich weit aus,
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