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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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berieten.
    »Das sind wir«, sagten sie gemeinsam.
    Wie ein Mann standen sie auf und neigten den Kopf zum Gruß. Die flirrende Anspannung breitete sich aus, hüllte ihn ein und hielt ihn so fest, als wäre die Luft um ihn herum erstarrt. In seinem Hinterkopf öffnete sich eine Tür zu einem gewaltigen Raum voller strahlender Farben. In diesen Farben spürte er Präsenzen, die auf seine Anerkennung warteten, aber er wusste nicht, was er tun sollte. Alderan drückte seine Schulter, und als wäre dies das Zeichen, sprachen sieben Stimmen unmittelbar in seinem Geist.
    Willkommen, Gair, im Orden des Schleiers .
    Einer nach dem anderen stellten sie sich ihm vor, damit er die Muster ihres Geistes kennenlernte, dann verließen sie ihn wieder. Aysha blieb am längsten in seinem Kopf, und ihr Muster haftete in seinem Geist: eisweiß, himmelblau, achatgrau und herzblutrot. Ganz anders als Alderans. Die Farben des alten Mannes waren erstaunlich milde – Bernstein und Jaspis, Branntwein und Portwein, keine so scharfen Linien wie bei Aysha, aber eine Ader aus Silber und Schwarz verlief wie eine Narbe hindurch.
    Als Alderan seinen Geist verließ, schloss sich das Fenster zur Unendlichkeit, und Gair war wieder allein in seinem eigenen Kopf. Alles, was er nun noch fühlte, war eine enorme Gliederschwere, als ihn die Müdigkeit überfiel.
    »Du siehst völlig erschöpft aus«, sagte Alderan.
    Erneut wischte sich Gair mit dem Ärmel durch das Gesicht. Er brauchte dringend ein Bad. »Wenigstens habe ich mich diesmal nicht übergeben.«
    »Das liegt daran, dass sie dich nicht so hart rangenommen haben.«
    »Sie haben es mir nicht gerade leicht gemacht!«
    »Das stimmt, aber sie hätten noch viel härter sein können. Aus diesem Grund ist Coran dabei gewesen – damit sie nicht mehr von dir verlangen, als du geben kannst.«
    »War er der Rothaarige, der gar nichts gesagt hat?«
    Alderan nickte. »Er war als Schiedsrichter dabei. Zweifellos wirst du ihm irgendwann noch einmal begegnen. Er gehört zum Lehrkörper.«
    »Was unterrichtet er?«
    »Schilde und Abwehrzauber.« Sie gingen zusammen den Hof entlang. Bei der Tür zum Umkleideraum blieb Alderan stehen. »Du hast mir nie gesagt, dass du deine Gestalt wandeln kannst.«
    »Ihr habt mich nie danach gefragt.«
    »Ha!« Alderan schüttelte wehmütig den Kopf. »Na, ich glaube, das habe ich verdient. Du hast sie alle ziemlich beeindruckt. Ich kann mir vorstellen, dass Aysha mit dir weiter arbeiten will.«
    »Das hat sie schon gesagt.«
    »Du besitzt eine seltene Gabe. Bisher war sie die einzige Gestaltwandlerin, die unser Orden je gesehen hat. Und jetzt sind wir mit zweien gesegnet.«
    »Und was kommt als Nächstes?«
    »Du hast gesagt, dass du lernen willst. Wir werden dir so viel beibringen, wie es uns möglich ist. Und danach liegt es an dir.« Alderan legte Gair wieder die Hand auf die Schulter. »Du bist hier willkommen, wenn du einer von uns sein willst. Für die Aufrechterhaltung des Schleiers brauchen wir so viele Gaeden , wie wir finden können.«
    »Habe ich ein wenig Zeit, um mir das zu überlegen? Nach allem, was passiert ist …« Gair verstummte.
    »Selbstverständlich. Nimm dir so viel Zeit wie nötig.« Mit einem Lächeln drehte er sich um und ging.
    Gair schaute hinüber nach Norden, wo die Meister den Hof verließen. Aysha stützte sich auf ihre Stöcke und zog bei jedem Schritt die Füße nach. Er wartete, aber sie schaute nicht zurück.

12
    Ansels Arbeitszimmer war kein großer Raum. Wo die Bücherregale nicht hinreichten, waren die Wände mit Holz getäfelt, und ein großer Gobelin hing über dem Kamin, vor dem nun der Schreibtisch aus schwerer Eiche stand, der von seinem alten Platz vor dem Fenster weggerückt worden war, weil sich dort, wo das beste Licht herrschte, eine Staffelei befand. Ansel, der in seiner schneeweißen Kleidung sehr gebieterisch aussah und einen aufgeschlagenen Psalter im Schoß liegen hatte, saß auf einem Stuhl mit hoher Lehne, der in die Fensternische gestellt worden war, während der Künstler an den Falten seiner Robe herumzupfte, bis sie so fielen, wie er es wollte, woraufhin er zu seiner Vorzeichnung zurückkehrte.
    »Genau so, Präzeptor, genau so. Könntet Ihr jetzt den Kopf noch ein kleines Stückchen heben?«
    Danilar schloss die Tür leise hinter sich und steckte die Hände in die Ärmel seines Gewandes. Er kannte den schlanken Mann in dem Malerkittel. Teuter war der beste Porträtmaler in ganz Dremenir, aber beim Anblick von Ansels

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