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Die Lieferung - Roman

Die Lieferung - Roman

Titel: Die Lieferung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Beamtin ab wie ein lästiges Kind, mit dem zu spielen er keine Lust hatte. Doch dann schien er sich zu besinnen.
    »Sorry, sorry«, sagte er. Und war schlagartig so ruhig, dass auch die Polizisten mit ihm zu reden bereit waren. »I pay. Is broken, I pay.«
    Er wandte unvermittelt den Kopf zur Seite und sah Nina direkt an, als spürte er ihren Blick auf sich. Seine Muskeln zuckten, seine Gesichtszüge waren vor Wut verzerrt, und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er sagte nichts, sondern stand bloß reglos da. Trotzdem spürte man, welches Gewaltpotenzial in diesem Mann steckte.
    Was hatte sie getan, um eine solche Wut in ihm auszulösen? Sie hatte diesen Mann noch nie gesehen.
    Erst in diesem Moment erkannte sie, dass er nicht irgendein
Gepäckfach eingetreten hatte, sondern das Fach Nr. 37-43. Jetzt verstand sie, woher seine Wut rührte.
    Sie hatte sich etwas genommen, das ihm gehörte.
     
    Sie musste ihre ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht zum Auto zurückzurennen. Er kann dir gar nicht folgen, redete sie sich selbst ein. Die Polizisten sind bei ihm. Andererseits hatte sie gesehen, mit welcher Leichtigkeit er sie abgeschüttelt hatte, wie ein Hund die Flöhe aus seinem Pelz. In ihrem Kopf war nur noch ein Gedanke: Sie musste weg, sie und der Junge mussten weit weg, so weit weg von diesem Mann wie nur möglich.

     
    Als das Nokia gut drei Stunden später in seiner Aktenmappe klingelte, saß Jan noch immer verschwitzt auf der Landebahn fest. Dieses Mal griff keine Stewardess ein, als er das Gespräch annahm. Das Bordpersonal hatte es längst aufgegeben, für Ordnung zu sorgen, und mindestens 20 Passagiere um ihn herum telefonierten und erklärten in unterschiedlichen Sprachen, weshalb sie sich verspäten würden.
    »Mr. Marquart.« Trotz der schlechten Verbindung hörte er deutlich, dass der Mann wütend war. Der Tonfall ließ keinen Zweifel offen.
    »Yes …«
    »I delivered. As agreed. The woman came and took the goods. But she left no money. You did not pay.«
    Was???
    Jan protestierte. Er erklärte, dass er im Flugzeug festsaß, seine Assistentin aber genauestens instruiert hatte, und beteuerte, dass er sich sicher sei, dass sie seine Anweisungen auch befolgt hatte.
    »Mr. Marquart. There was no money.«
    Jan überlegte, was passiert sein konnte.
    »There must be a some misunderstanding«, sagte er. »As soon as I get back, I’ll clear it up.«
    »That would be a very good idea«, antwortete der Mann und legte auf. Seine beherrschte Wortwahl bereitete Jan trotz der tropischen Temperaturen in der Flugkabine eine Gänsehaut. Sie signalisierte ihm, dass er es mit jemand zu tun hatte,
der es nicht nötig hatte, Drohungen auszusprechen. Mit einem Mann, den man möglichst nicht provozierte.
    Jan tippte mit hitzigen Bewegungen Karins Nummer, doch sie nahm das Gespräch nicht entgegen. Er hinterließ ihr einen kurzen Bescheid: »Ruf mich zurück!«
    Er starrte vor sich hin, schwitzte. Nahm einen Schluck von dem Wasser und dem lauwarmen Gin Tonic, den er vor ein paar Stunden bestellt hatte, als er noch davon ausgegangen war, einen vertretbaren Plan B in Gang gesetzt zu haben.
    Er kämpfte fast eine halbe Stunde mit sich, ehe er einsah, dass er Anne anrufen musste.
    »Hast du Karin gesehen?«, fragte er. Er hörte still zu, während Annes gedämpfte Stimme ihm mitteilte, dass Karin tatsächlich da gewesen, dann aber schnell wieder gefahren sei. Sie sei höchstens ein paar Minuten in ihrer Wohnung über der Garage gewesen.
    »Hatte sie etwas dabei?«, wollte er wissen. »Als sie kam? Und als sie ging?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Anne vage. »Denkst du dabei an etwas Bestimmtes?«
    »Nein«, sagte er. »Nichts. Das kann warten, bis ich wieder zu Hause bin.«
    Als das Flugzeug sich endlich in Bewegung setzte, lehnte er sich in das blaue Lederpolster zurück und überlegte fieberhaft, ob er sich wirklich so in ihr geirrt haben sollte.
    Ich hätte es selbst machen sollen, dachte er aufgebracht. Aber das ist mal wieder typisch. Da plant man alles gründlich durch. Hat alles unter Kontrolle. Und dann kommt so eine Scheißmöwe und macht alles kaputt …

     
    Die Vedbæk-Villa war perfekt gelegen .
    Sie hatten weder Meerblick noch eine Waldidylle im Hintergrund, aber wollte man ungestört sein, war die Maurermeistervilla mit der dicht gewachsenen, hohen Hecke ideal. Die ruhige Lage in dem halb ausgestorbenen Villenviertel war ein weiterer Pluspunkt. Vielleicht hatte Allan genau das gereizt,

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