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Die Lieferung - Roman

Die Lieferung - Roman

Titel: Die Lieferung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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stand. Sie bog rechts ab, weg von der Fejøgade. Ein graues Monstrum mit Allradantrieb und einer breiten weißen Gepäckbox auf dem Dach ordnete sich hinter ihr ein und versperrte ihr fast komplett die Sicht. Sie war erleichtert, mit dem Jungen auf dem Rücksitz erneut entkommen zu sein. Und sie hatte die verräterische, winzige Hoffnung, dass Morten sie von oben gesehen und ihr vielleicht sogar einen diskreten, aufmunternden Wink gegeben hatte. Vielleicht wünschte er ihr in diesem Moment Erfolg in ihrem Tun, ja, vielleicht vertraute er ihr dieses Mal sogar und würde geduldig darauf warten, dass sie zu ihm und
den Kindern zurückkam. Zurück in die Wohnung, in der unter dem Fenster zum Garten Antons kleine Kritzelzeichnungen hingen und in der Ida das Badezimmer mit einem Glätteisen und billig glitzernden Lippenstiften einzurichten begann. Wenn das hier überstanden war, wären die Wohnung und alles, was dazugehörte, vielleicht tatsächlich groß genug für sie. Dann war vielleicht alles so, wie es sein sollte.
    Als Nina auf den zweispurigen Jaktvej abbog, sprang die Ampel von Grün auf Gelb. Der morgendliche Verkehr vor ihr war noch nicht sehr dicht, aber hinter sich hörte sie wütendes Hupen und kreischende Reifen. Das graue Allradfahrzeug hinter ihr schien bei Rot in die Kreuzung eingefahren zu sein und stand jetzt quer. Vor ihm thronte ein ähnliches Monstrum und blockierte die Durchfahrt für den grauen Fahrer und den restlichen Verkehr in Richtung Nørrebro.
    Nina konnte sich einer gewissen Schadenfreude nicht enthalten, als sie in den vierten Gang schaltete und in unbeschwert zügigem Tempo weiterfuhr. Sollten die beiden Umweltbanausen sich ruhig damit vergnügen, Telefonnummern, Unverschämtheiten und Kratzer am Kuhfänger auszutauschen. Es gibt doch noch so etwas wie kosmische Gerechtigkeit, dachte sie zufrieden: Wer zu viel Platz beansprucht, eckt irgendwann an.

     
    Der Mann aus dem Landrover war außer sich vor Wut und zeigte schimpfend auf Jučas. Jučas verstand kein Wort von dem, was der Idiot sagte, und es war ihm auch egal. Er streckte beide Hände entschuldigend vor sich, obgleich nur die Tatsache, dass weniger als 200 Meter entfernt ein Polizeiauto stand, ihn davon abhielt, den Typen auf der Stelle auszuknocken. Nicht einmal aus Wut, eher aus Frust. Nichtsdestoweniger wäre es eine verdammte Befriedigung gewesen, diesem selbstgefälligen, aufgeblasenen Arschloch die Faust in die Fresse zu rammen.
    Er zwang sich zu einem Lächeln.
    »No damage«, sagte er und zeigte auf die intakte Frontpartie des Landrover. »No damage to you. My car, not so good, but okay. Have a nice day.« Weiße Splitter vom vorderen Scheinwerfer des Mitsubishi schmückten den Asphalt, aber daran war jetzt nichts zu ändern. Er musste weg hier, sofort, bevor die Alte so viel Vorsprung hatte, dass er sie nicht wiederfand. Er ignorierte die nicht enden wollenden Proteste des Mannes, die inzwischen auf Englisch kamen, stieg in den Wagen und setzte zurück.
    »… driving like an idiot, what do you think the red lights are for, Christmas decorations?«
    Jučas winkte kurz und fuhr weg. War sie weiter hinten rechts abgebogen?
    »Hast du gesehen, wo sie hingefahren ist?«, fragte er Barbara.

    Es dauerte etwas, bevor sie antwortete.
    »Nein«, sagte sie kurz.
    Er warf ihr einen hastigen Seitenblick zu. Sie war seltsam abwesend, als ginge sie das alles nichts mehr an. Aber vielleicht steckte ihr auch einfach nur der Schreck über den Unfall in den Knochen.
    »Ist doch nichts passiert«, meinte er. »Der Scheinwerfer hat was abgekriegt, aber das kann ich selber austauschen, wenn wir eine Tankstelle mit Werkstatt finden.«
    Sie sagte nichts. Und er hatte jetzt wirklich keine Zeit, nachzuhaken und herauszukriegen, was ihr fehlte. Er setzte den Blinker, bog an der Stelle ab, an der die Frau seiner Meinung nach verschwunden war, und hielt nach dem kleinen roten Fiat Ausschau. Aber zuvor musste er noch ein paar Hundert Radfahrer vorbeilassen. Was war bloß mit den Bewohnern dieser Stadt los? Konnten die sich keine Autos leisten? Er hatte das Gefühl, mindestens die Hälfte der Bevölkerung kurvte auf zwei Rädern durch die Gegend und legte den Verkehr lahm.
    An der nächsten Kreuzung wurde er erneut von Radfahrern aufgehalten. Immer noch kein Fiat. Er zögerte, konnte sich nicht entscheiden, ob er rechts oder links fahren sollte, und landete schließlich in einem Labyrinth aus Einbahnstraßen, Sackgassen und verkehrsberuhigten, mit

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