Die Macht der ewigen Liebe
und daran stieß. Ein Glas fiel um und das Wasser darin breitete sich auf dem Tisch aus. Alle starrten ihn entsetzt an, doch er hatte nur Augen für mich. Seine zornige Reaktion hatte ihn selbst überrascht, er atmete stoßweise und schnell. Noch nie hatte ich in seinen Augen so einen Schmerz gesehen, und es brachte mich um, dass ich diejenige war, die ihn verursacht hatte.
»Wieso überrascht mich das nicht?«, sagte er. »Ich hab’s gewusst. Schon als ich euch beide letzten September zusammen in Blackwell Falls gesehen habe, wusste ich, dass du mehr für ihn empfindest, als du zugeben willst.«
Ich schüttelte verneinend den Kopf. Nicht damals. Ich rang die Hände, dass es schon wehtat. Asher und Gabriel hatten gesagt, irgendwie würde ich den Bund kontrollieren, aber ichhatte ihnen nicht geglaubt. Es war eine weitere Sache gewesen, die ich nicht verstanden und verdrängt hatte, weil ich das alles zu kompliziert und verwirrend fand. Mein Herz hatte mich verraten. Es führte inzwischen ein waghalsiges Eigenleben und tat, wonach zum Teufel ihm auch immer der Sinn stand, egal, ob das anderen wehtat. Dass ich mir nichts zuschulden hatte kommen lassen, spielte keine Rolle. Nein, meine verdammten Bünde verhielten sich wie ein Lügendetektor, der jedem um mich herum verklickerte, was ich empfand, und das, noch bevor ich es selbst verstand. Das war nicht fair. Ich biss in die Innenseite meiner Wange, um die Tränen zurückzukämpfen.
»Asher, beruhig dich«, sagte Gabriel besänftigend und legte Asher eine Hand auf die Schulter. »Remy hat dich nie hintergangen. Das weißt du.«
Asher lachte, und bei dem Geräusch wurde mir schwer ums Herz. »Außer als sie mit dir einen Bund eingegangen ist! Und nun gehört sie dir. Der Beweis steht euch beiden deutlich ins Gesicht geschrieben!« Sein Blick fiel auf Gabriels Hand, als ob er wüsste, dass sein Bruder mir Trost angeboten hatte, nachdem er meine Gedanken gehört hatte. »Ich bin so gut wie weg. Ich habe nicht vor, hier weiter rumzuhängen und zuzuschauen, wie ihr beide miteinander rumturtelt.«
Er schaffte es bis in den Wintergarten, bevor Gabriel ihn aufhalten konnte, indem er ihn an den Jackenaufschlägen packte. »Nein, das ist zu gefährlich. Wir müssen reden.«
Asher wehrte sich nicht. Er sah zuerst auf Gabriels Hände und blickte ihm dann ins Gesicht. »Du weißt, wie du mich gegen meinen Willen hier halten kannst. Inzwischen bin ich zu schwach, um gegen dich zu kämpfen. Deshalb bitte ich dich, mich gehen zu lassen. Tu mir das in ihrer Gegenwart nicht an!«
Er wollte mich partout nicht ansehen. Gabriel betrachtete er eindeutig als Gewinner, und durch die Demütigung veränderte sich seine ganze Haltung. Seine Schultern sanken nach unten, und er bewegte sich ungelenk. Gabriel rang eine lange Minute mit sich, ein Nerv zuckte an seinem Kinn, dann trat er zurück und ließ seinen Bruder los. Ohne ein weiteres Wort marschierte Asher davon, verschwand die Treppe hinunter. Einen Augenblick später schlug die Haustür laut zu.
Genau das hätte nie geschehen dürfen! Ich liebte Asher, ich hatte ihm nie wehtun wollen. Stattdessen war er nun am Boden zerstört. Ich schob meinen Stuhl zurück und stand auf, ohne die Blicke von Lottie, Lucy und Erin zu beachten. Gabriel war noch im Wintergarten, hin- und hergerissen, ob er weinen oder etwas zerschlagen sollte, als ich zu ihm trat.
»Du gehst ihm hinterher«, stellte er fest.
»Das muss ich. Ich kann ihn doch nicht einfach allein lassen, wenn er denkt, dass wir beide …« Ich schluckte. Ich wollte lieber gar nicht wissen, was Asher sich da alles ausmalte. Was Gabriel und ich alles getan haben mochten, während ich noch mit ihm zusammen war.
Gabriel nickte. »Sei vorsichtig. Ich bin hier, falls du mich brauchst.«
Ich stürmte davon und hoffte, ich würde die richtigen Worte finden, wenn ich Asher eingeholt hatte.
Auf der belebten Straße herrschte reger Verkehr. Auch der Bürgersteig war so bevölkert, dass ich mich an einem Mann in Anzug vorbeidrängen musste, um Asher einzuholen, der bereits eine längere Strecke zurückgelegt hatte. Als ich ihn rief, wirbelte er herum. »Verdammt noch mal, Remy, scher dich zum Teufel!«
Ich hörte nicht auf ihn. »Du weißt, dass ich dir nie untreu war. Du warst mein Ein und Alles!«
Seine Schultermuskeln spannten sich an, aber er ging einfach weiter. »Im Ernst, ich will nicht mit dir reden!«
Das saß, trotzdem ließ ich mich nicht beirren. Ich konnte ihn nicht
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