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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Armbrustschützen, Pikeniere und Arkebusiere gingen in Stellung, doch sie konnten das Unvermeidliche nur für wenige Augenblicke hinauszögern. Die Bolzen prallten an hochgehaltenen Schilden ab, die Piken wurden zur Seite gestoßen, und die meisten Gewehrkugeln verfehlten ihr Ziel.
    Die Kriegsgaleere des Sultans lag längsseits am venezianischen Flaggschiff, Bayezid hatte sich den stärksten Gegner ausgesucht. Er stand mit erhobenem Krummsäbel hoch oben an Deck und forderte seine Männer auf, im Namen Allahs zu töten und zu sterben, ohne sich jedoch selbst ins Gefecht zu stürzen.
    Die Besatzung stürmte auf seinen Befehl das venezianische Schiff, und Osmanen überfluteten in Scharen das Deck. Schwarzbärtige Turbanträger in Pumphosen kämpften gegen Krieger mit Helm und Rüstung, klirrend trafen Krummsäbel und Breitschwerter aufeinander, und wo sie in menschliche Körper drangen, spritzte in hohem Bogen das Blut.
    Auf den Holzbohlen des Decks bildeten sich Pfützen aus Pulverstaub, Blut und Meerwasser, und in dem hin und her wogenden Kampfgetümmel zeichnete sich rasch ab, wer den Sieg davontragen würde.
    Lorenzo sah den Kapitän fallen; ein Janitschar schlug ihm mit einem Säbelhieb den Kopf von den Schultern. Ercole schwang seinen Anderthalbhänder in blitzenden Bögen nach allen Seiten, doch ein gezielter Messerstich von hinten setzte seiner Kampfkraft ein jähes Ende. Er stürzte wie ein gefällter Baum aufs Deck nieder und blieb reglos liegen. Überall um ihn herum brachen venezianische Soldaten unter den Säbel- und Beilhieben der Osmanen zusammen, und bald war abzusehen, dass es eine Niederlage ohne Überlebende werden würde.
    Tsing kämpfte lautlos und scheinbar ohne Waffen, doch Lorenzo wusste, dass die Hände und Füße des kleinen Asiaten ebenso tödlich sein konnten wie ein scharfes Schwert. Er sprang wie ein Ball in die Luft und drehte sich dabei immer wieder um die eigene Achse, so rasend schnell, dass ihm das Auge kaum folgen konnte. Die Kanten seiner Hände und Füße fanden immer neue Ziele, und unter seinen Hieben und Tritten fielen mehr Männer als unter den Messerhieben, die Lorenzo nach allen Seiten austeilte.
    Er selbst kämpfte mit zwei Messern, beidhändig, wie er es gelernt hatte. Zustoßen und zurückweichen, sich wegducken, zustoßen, hochspringen, zustoßen. Schlitzen, stechen, zurückreißen. Nur schneller als all die Angreifer sein, keinen Moment zögern, nicht davor zurückzucken, ein Leben nach dem anderen auszulöschen. Sein Herz raste und stolperte ohne Unterlass, und Schweiß lief ihm in die Augen, gemischt mit Blut. Er wusste nicht, ob es sein eigenes war oder fremdes, denn er war jenseits von Schmerz und anderen körperlichen Empfindungen. Er reagierte rein mechanisch, wie eine der Kriegsmaschinen, von denen Leonardo da Vinci ihm erzählt hatte.
    Ein Krummsäbel traf ihn am rechten Bein, er sah es mehr, als dass er es spürte. Vor seinen erstaunten Augen verwandelte sich sein Oberschenkel in eine zerfleischte Masse, aus der sprudelnd das Blut schoss. Er knickte nach einer Seite weg und brach in die Knie, das Gesicht nach oben gerichtet. Die Haltetaue des Großsegels waren gekappt worden, die Takelage flatterte nutzlos im Wind. Er sah das fremdländische Gesicht dicht über sich, die Augen geschlitzt und dunkel, zielgenau auf seine Kehle gerichtet. Er hörte das singende Pfeifen des Säbels, der direkt über ihm zum tödlichen Streich erhoben wurde.
    Er starrte seinem Mörder ins Gesicht, nicht bereit, vor dem Ende die Augen zu schließen.
    Ein gellender Schrei zerriss den Kampflärm um ihn herum, ein schwarzer Schatten schoss heran. Plötzlich war Tsing da, und der Angreifer wurde mit zerschmettertem Kehlkopf zur Seite geschleudert.
    Benommen hockte Lorenzo auf dem Deck, die Schulterblätter gegen das Fass gelehnt, auf dem Ercole noch vor weniger als einer Stunde sein Mittagsmahl verzehrt hatte. Einen der Dolche hatte er verloren, der andere steckte noch in seiner Faust, nutzloser Ballast, genau wie der Schutzbrief, der an seinem Gürtel hing und den er niemandem mehr hatte zeigen können, um seinen Anspruch auf freies Geleit zu beweisen. Plötzlich packte ihn rasender Zorn.
    »Bayezid!«, schrie er. »Du hast dein Wort gebrochen!«
    Schwankend stemmte er sich hoch. In seinen Ohren rauschte das Blut, und ihm war übel. Sein rechtes Bein war von der Hüfte bis zu den Zehenspitzen taub, doch er achtete nicht darauf. Er packte den Brief und spießte ihn mit dem Dolch auf.
    Er

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