Die Mädchen (German Edition)
gemeinsam
unternommen?“
Sie zuckte mit den Achseln, blieb
aber stumm. Super! Konnte die überhaupt sprechen?
„Hast du eine Idee, wo Merle sein
könnte?“
Ihr Bein hörte abrupt auf zu
wippen. Erstmals drehte sie sich mit dem Gesicht in ihre Richtung. Ihre Augen
waren weit aufgerissen. „Nein, überhaupt nicht.“
Na, es ging doch. „Gibt es sonst
jemanden, der es vielleicht wissen könnte?“
„Weiß nicht.“ Das Wippen ging
wieder los.
„Hat Merle denn eine andere
Freundin in der Klasse?“
„Nein.“
Doreen erkannte, dass sie so nicht
weiterkam und versuchte es anders. „Warum bist du nicht mehr mit Merle
befreundet?“
Wieder erntete sie nur ein
Achselzucken. Doreen hätte das Mädchen am liebsten einmal kräftig
durchgeschüttelt. „Hör mal,
Jacqueline. Ich weiß, dass dir meine Fragen alle komisch vorkommen, aber
versteh bitte, dass es nur darum geht, dass wir deine Freundin so schnell wie
möglich finden. Möchtest du uns dabei denn nicht helfen?“
„Doch. Aber ich weiß gar nichts,
ehrlich nicht. Merle und ich haben schon lange nicht mehr miteinander
gesprochen.“
„Und warum nicht? Habt ihr euch
wegen etwas gestritten?“
Doreen konnte förmlich sehen, wie
das Mädchen die Maske wieder aufsetzte. „Nein.“
„Das stimmt doch nicht, Jacqueline.
Wenn man so lange befreundet ist wie ihr beide, redet man doch nicht auf einmal
nicht mehr miteinander. Da muss doch etwas vorgefallen sein.“
Sie blieb stur und hatte ihre Pose
vom Anfang wieder eingenommen, Hände vor der Brust verschränkt, Beine
übereinander geschlagen und der Blick aus dem Fenster.
Doreen startete einen letzten
Versuch. „Hat es etwas damit zu tun, wie Merle sich neuerdings kleidet?“
Sie bekam nur ein Kopfschütteln als
Antwort. Doreen seufzte und sah auf die Uhr. „Also schön, dann sind wir hier fertig.
Es klingelt sowieso gleich. Wenn dir noch etwas einfällt, kannst du dich ja bei
uns melden.“ Sie stand auf. Sie hätte ihr gern noch an den Kopf geworfen, dass
sie sich auf jeden Fall wieder sehen würden, aber sie hielt sich zurück. Einer
Vierzehnjährigen zu drohen war nicht sonderlich subtil. Außerdem war sie sich
nicht im Klaren, ob sie sich dadurch nicht gehörigen Ärger einhandeln konnte,
wenn das Mädchen ihren Eltern davon erzählte. Aber es war nicht weiter schlimm,
denn ein Blick in ihr Gesicht sagte ihr, dass sie ohnehin schon wusste, dass es
für sie noch nicht vorbei war.
Sie machte sich auf den Weg zum
Lehrerzimmer, um Roman dort zu treffen. Es klingelte zum Ende der Pause und
zahllose Schüler kamen ihr entgegen. Sie war gerade am Sekretariat vorbei, als
die Tür zum Lehrerzimmer aufging und Roman herauskam.
„Und?“ hob er fragend die
Augenbrauen.
Sie schüttelte den Kopf. „Gleich.
War jemand da?“
„Nein. Ich denke auch, es macht
wenig Sinn zu warten. Der Direktor hat mir versprochen, alle Lehrkräfte zu
informieren, dass sie in der nächsten Stunde in ihren Klassen nachfragen, ob da
jemand was weiß. Wenn dem so ist, sollen die sich mit uns in Verbindung setzen.
Warum sollen wir hier womöglich neunzig Minuten oder noch länger herumsitzen
und dann kommt vielleicht keiner?“
Das sah Doreen genauso. Also
verabschiedeten sie sich vom Schulleiter und Frau Sonntag, bedankten sich für
das entgegengebrachte Verständnis und die angebotene Hilfe und verließen wenig
später das Gebäude.
„So. Was ist nun?“
„Gar nichts. Das Mädel ist
verstockt wie ein Fisch.“
„Grundsätzlich oder nur dir
gegenüber?“
Doreen zeigte ihm flachsend den
Finger. „Dir hätte sie noch weniger gesagt.“
„Ist ja gut.“
„Also, ich glaube Jacqueline, dass
sie keine Ahnung hat, wo Merle sich aufhält oder was mit ihr passiert sein
könnte. Aber Frau Grothe hatte Recht. Zwischen den beiden Mädchen ist etwas vorgefallen,
worüber sie nicht sprechen wollte.“
„Wahrscheinlich haben sie sich um
einen Jungen gezankt.“
„Könnte sein. Aber irgendwie hab
ich das Gefühl, dass es dabei um etwas anderes geht. Sie war ganz nervös,
sobald die Sprache darauf kam. Ich möchte auf jeden Fall noch mal mit ihr sprechen.
Und vielleicht besser bei ihr zu Hause. Der Einfluss der Eltern könnte da
womöglich helfen.“
„Du meinst, dass sie ihr bewusst
machen, wie wichtig das Ganze ist? Könnte aber auch sein, dass sie total
abblockt, eben weil ihre Alten dabei sind.“
„Schaden kann es trotzdem nicht.
Und bei dir?“
„Also, das Gespräch mit Frau
Sonntag war schon sehr
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