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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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„Boah,
heiß. Also? Nun spann mich nicht auf die Folter."
    Jetzt oder nie. „Weißt du, allein
deshalb kommt es für mich nicht in Frage, dass ich bei Vater zu Kreuze krieche.
Es ist keine Frau. Ich bin in einen Mann verliebt."
    Gunnar fiel alles aus dem Gesicht,
wurde aber an einer direkten Antwort gehindert, weil das Mädchen mit den
Brötchen und dem Aufschnitt kam.
    „Aber du hast doch gesagt, du bist
nicht schwul“, sagte er, nachdem sie wieder weg war, sichtlich darauf bedacht,
dass niemand etwas vom Inhalt ihres Gespräches mitbekam. Er hatte die Stimme
deutlich gesenkt und sah sich nach den Tischen in der Nähe um. Anscheinend
genierte er sich bereits, auch nur das Wort schwul in den Mund zu
nehmen. Philipp folgte seinen Blicken und stellte fest, dass sie ganz beruhigt
sein konnten. Es waren nur drei andere Tische belegt und die Leute dort waren
selbst in Gespräche vertieft.
    „Da hast du nicht richtig zugehört.
Das hab ich nie gesagt. Ich hab nur gesagt, dass ich nichts mit Schlüter habe
und nur bei ihm wohne, solange ich für mein Studium recherchiere."
    Gunnar nahm sich ein Brötchen und
schnitt es auf. Er schien von seiner ersten Überraschung abgesehen eigentlich
ganz ruhig und das überraschte Philipp.
    „Und? Was ist das für ein
Typ?" fragte er nach einer Weile.
    „Ein Polizist."
    Sein Bruder schaltete schnell. „Der
von dem Mord neulich?"
    „Ja. Ich weiß auch nicht, wie es
passiert ist. Weißt du, ich hab nie darüber nachgedacht, dass ich schwul sein
könnte. Sicher, im Nachhinein verstehe ich jetzt, warum ich irgendwie nie
richtig in ein Mädchen verknallt war. Aber früher hab ich immer angenommen,
dass die Richtige eben noch kommen würde oder so. Und dann kommt er und auf
einmal ist mir alles klar. Jedenfalls sind wir zusammen."
    Gunnar legte eine Scheibe Mettwurst
auf sein Brötchen und biss ab. „Und er ist nett?" fragte er mit vollem
Mund.
    „Nett ist gar kein Ausdruck. Er,
ich weiß auch nicht, wenn ich ihn ansehe, klopft mein Herz wie verrückt."
Er nahm sich ebenfalls ein Brötchen und studierte das Gesicht seines Bruders,
um irgendetwas Verräterisches darin zu entdecken. „Bist du sehr schockiert?"
    Gunnar legte die Stirn in Falten
und zog mal wieder die Augenbraue hoch. „Lass mich nachdenken..." Dann
grinste er. „Ich mach nur Spaß. Wenn es dich glücklich macht."
    Philipp war erleichtert, aber auch
ein wenig verwundert. „Ehrlich?"
    „Ja. Ich kann zwar nicht
nachvollziehen, was an einem Typen so reizvoll sein soll, aber du bist mein
Bruder und ich hab dich gern, egal mit wem du zusammen bist."
    Das waren ja ganz neue Töne. Er
hätte ihn küssen können. „Aber als es um Schlüter ging, hast du ganz anders
reagiert."
    „Eben. Da ging es um Schlüter und
das wäre auch echt eklig gewesen. Du mit diesem alten Sack. Das mag man sich ja
kaum vorstellen. Ehrlich, das hatte nichts damit zu tun, dass du vielleicht
schwul bist. Ich hab halt gedacht, du lässt dich von ihm aushalten, weißt du.
Wie so ein billiges Flittchen. Und außerdem war ich damals immer noch ärgerlich,
dass du dich einfach aus dem Staub gemacht hattest."
    Philipp knabberte an seinem
Brötchen. Er fühlte sich mehr als erleichtert. Das Gespräch war so toll
verlaufen, wie er es nie vermutet hätte.
    „Ist dein Freund denn noch bei der
Mordkommission?“
    „Ja.“
    „Und ist es schwierig für ihn, dass
er schwul ist? Bei der Arbeit, meine ich.“
    Das war auch das erste gewesen, das
er Glen gefragt hatte, nachdem sie sich kennen gelernt hatten. „Er hängt es
nicht an die große Glocke, aber seine engsten Kollegen wissen es natürlich. Und
das läuft wohl sehr gut.“
    Eine Weile aßen sie schweigend vor
sich hin. Dann schob Gunnar seinen Teller einen Stück von sich, wischte sich
den Mund ab und legte seine Serviette auf den Teller.
    „Sag mal, als die damals bei uns
ermittelt haben, war doch eine Frau dabei. Wie hieß die noch? Siewers, glaube
ich. Kennt dein Freund sie?"
    Philipp starrte ihn an und als sein
Bruder seinem Blick auswich, war ihm alles klar. „Ist das dein Ernst?"
    „Was meinst du?“
    „Komm Gunnar, verarsch mich nicht.“
    Gunnar verzog das Gesicht zu einem
Grinsen und zuckte mit den Achseln. „Die sah super aus."
    „Sie ist Glens beste Freundin, aber
das kannst du so was von vergessen. Erstens hat sie da irgendwas am Laufen und
zweitens werde ich euch bestimmt nicht verkuppeln."
     
    Simon Grothe saß am Küchentisch und
beobachtete, wie seine Frau sich eine weitere

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